Mit der Göppinger Bürger-App lassen sich Mängel und Gefahrenstellen künftig per Handy-Foto und Standortdaten ganz schnell ans Rathaus melden. Foto: Giacinto Carlucci

Mängel melden, Meinung sagen, Alarmmeldungen empfangen – der Bürgerservice​ soll mit einer Bürger-App der Stadt Göppingen digitaler werden. Noch ist offen, wann sie in Betrieb geht.

Die Einwohner Göppingens haben ihre Stadt bald auf dem eigenen Smartphone in der Hosentasche dabei. So jedenfalls kann man sich vorstellen, was die Stadtverwaltung mit ihrer Bürger-App plant, die kurz vor dem Start steht. Jahrelang haben sich die Macher in der Verwaltung zusammen mit dem Heilbronner Start-Up-Anbieter der App „Bürgerstimme“ vorbereitet. Noch in diesem Sommer soll es losgehen, entweder zum 1. Juli oder zum 1. September, sagte Tanja Bidlingmaier, die Leiterin des Referats Organisation, im Verwaltungsausschuss zum Stand der Dinge. Die Fraktionen von FWG und FDP/FW hatten den Bericht beantragt.

 

Die App bündelt eine Vielzahl von Fuktionen

Die Bürger-App soll den direkten Draht zur Stadtverwaltung herstellen, neue Services aufnehmen, aber auch alle bisherigen Infoplattformen und Online-Angebote der Stadt bündeln, wie die Digitalisierungsbeauftragte Tamara Hommel erklärte. Unter anderem wird die App folgende Funktionen haben:​

Mängelmelder: Der Nutzer meldet einen umgestürzten Baum, eine Gefahrenstelle oder andere Mängel direkt mit Standort und Foto. Die Bearbeiter beim Betriebshof kümmern sich drum.​

Interaktive Umfragen: Die Stadt kann Umfragen an alle Göppinger oder gezielt an bestimmte Gruppen richten, beispielsweise die Bewohner eines bestimmten Stadtbezirks.​

Geoportal: Auf der neuen Stadtkarte lassen sich Einrichtungen je nach Vorauswahl finden, beispielsweise die Spielplätze der Stadt, jeweils mit Foto.​

Terminbuchung: Die Terminvereinbarung für die Dienststellen im Rathaus wird integriert.​

Alarmierung: Die Stadtverwaltung kann Alarmmeldungen direkt aufs Handy der registrierten Einwohner verschicken. Das Beispiel, das im Ausschuss genannt wurde, sind Bedrohungslagen und damit zusammenhängend Sperrungen.​

Events und Werbung für Veranstaltungen: Die Bürger erfahren aktuell, was in der Stadt geboten ist.

In naher Zukunft ist auch eine „Touristenversion“ geplant

In der ersten Ausbaustufe richtete sich die App zunächst an alle Göppinger, die sich einmalig registriert haben. Dazu wird jeder in der Stadt gemeldete Einwohner über 16 Jahre in den kommenden Wochen einen Brief bekommen. „Das Anmelden ist kinderleicht“, versprachen Tanja Bidlingmaier und Tamara Hommel. Mit der Anmeldung wird verifiziert, wer Göppinger Einwohner ist. In einer zweiten Stufe soll es auch eine „Touristenversion“ geben. Das bedeutet, dass bestimmte Funktionen auch von Nicht-Göppingern genutzt werden können.​

Außerdem sei in der zweiten Ausbaustufe geplant, noch weitere Funktionen anzubieten, beispielsweise Vereinsporträts abrufen zu können. Die Anregung aus den Reihen des Ausschusses, doch auch Firmen und die Wirtschaft mit ins Boot zu holen, stieß allerdings bei anderen Lokalpolitikern und dem Oberbürgermeister Alexander Maier auf Skepsis. Das könne als Werbung aufgefasst werden und Nutzer abschrecken, so die Befürchtung. Die App sei schließlich ein offizielles Angebot der Stadt. Ansonsten waren die Stadträte voll des Lobes für die Bürger-App. Von „tolle Sache“ (Armin Roos, SPD) bis „ich bin begeistert“ (Stefan Horn, FWG) reichten die Kommentare. Wichtig war ihnen, dass die App gepflegt wird und die Informationen stets aktualisiert werden.

Der Startzeitpunkt hängt von der Genehmigung des Göppinger Haushaltsplans 2025 durch das Regierungspräsidium ab. Denn erst danach könne der etwa 40 000 Euro teure Briefversand an die Einwohner starten, wie Tanja Bidlingmaier erklärte. Und von da an betrage die Vorlaufzeit noch etwa vier Wochen. Neben dem Briefporto verursacht die App weitere Kosten. Die Stadt habe sich für das Verfahren „Pay per Use“ entschieden, erklärte Bidlingmaier, werde also pro Nutzung bezahlen. In der Stadt Wendlingen, die das System bereits einführte, hätten etwa 15 Prozent der Bürger über 16 Jahren die App heruntergeladen.​

Künstliche Intelligenz im Rathaus

Pläne
 Wie sich die Verwaltung auf die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz vorbereitet, erläuterte Referatsleiterin Tanja Bidlingmaier den Räten. Geplant sei, dass in allernächster Zukunft ein Werkzeug zur Verfügung steht, mit dem die Bürger beispielsweise bei Anträgen für Bauen, Gastronomie oder Gewerbeanmeldungen von einem Chatbot an die Hand genommen werden. Das eigentliche Formular bekämen die Bürgerinnen und Bürger dann gar nicht mehr zu Gesicht. „Dann haben wir etwas, was es so noch nicht gibt.“​

Fehler
Hintergrund ist, dass viele Anträge falsch ausgefüllt werden. Von den Gestattungsanträgen, die nicht vor Ort im Rathaus ausgefüllt werden, seien 90 Prozent fehlerhaft und müssten aufwendig nachgearbeitet werden, sagte Oberbürgermeister Alexander Maier.​