Bei der Suche nach Weiterbildungsangeboten soll eine Internet-Plattform helfen. Foto: dpa/Jens Kalaene

Wer sich weiterbilden will, soll es künftig leichter haben. Die Landesregierung baut eine Digitalplattform für die Angebote der hiesigen Hochschulen auf. Es ist nicht die einzige Initiative dieser Art in Deutschland.

Stuttgart - Expertise und Technologie veralten heute in vielen Fachrichtungen schneller denn je. Damit gewinnt die Notwendigkeit lebenslangen Lernens immer mehr an Bedeutung, auch auf akademischem Niveau. Das hat Konsequenzen. Denn es muss Vieles einfacher werden für Arbeitnehmer und Interessierte, sich auf dem ebenso reichhaltigen wie unübersichtlichen Markt zu orientieren. Deshalb soll in Baden-Württemberg nun Wirklichkeit werden, was jetzt noch nach Zukunftsmusik klingt: Mehr als ein paar Klicks soll es die Betroffenen künftig nicht mehr kosten, das passgenaue Angebot für ihre eigenen persönlichen Bedürfnisse zu finden.

 

Die Zeiten, in denen der erwachsene Hans nicht mehr lernte, was das sprichwörtlich kleine Hänschen in seiner Schulzeit versäumte, sind lange vorbei. Auch, dass ein einmaliger Hochschulabschluss Absolventen genügend Kenntnisse für ein ganzes Berufsleben vermittelt, entspricht schon eine ganze Weile nicht mehr den Anforderungen der Wirklichkeit. „Weiterbildung ist kein Luxus, sondern wichtig für die Arbeitswelt 4.0“, betont denn auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne).

Per Klick zum passgenauen Kursangebot

Deshalb fördert die Landesregierung seit längerem, Angebote zur wissenschaftlichen Weiterbildung an den Hochschulen im Südwesten. Mit einer neuen Digitalplattform, auf der alle einschlägigen Angebote im Südwesten präsentiert werden, soll die Auswahl von passenden Bildungsangeboten so einfach wie möglich werden. „Wir wollen, dass Beschäftigte mit einem Klick die passgenaue Weiterbildung finden“, sagt Bauer. Berufstätige, die dazulernen wollen, sollen auf der Plattform Hochschulweiterbildung@BW ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ein passendes Angebot für sich suchen können – nach Thema, Format, Hochschule und Ort.

Eine entsprechende Kooperation mit den Hochschulen des Landes hat Bauers Ministerium vor kurzem unterzeichnet. Die Universität Freiburg baut die Plattform in den nächsten Jahren federführend in Abstimmung mit den Hochschulen auf. Bei Null anfangen müssen die Freiburger nicht. Sie können die bereits bestehende Regionalplattform Südwissen weiterentwickeln und auch auf den Online-Katalog über weiterbildende Bachelor- und Masterstudiengänge und Kontaktstudien in Baden-Württemberg zurückgreifen, der bisher vom Arbeitgeberverband Südwestmetall erstellt wurde.

Dieses Angebot reicht von Aalen, wo man berufsbegleitend – in einer Mischung aus Präsenz- und Fernlehrangeboten – etwa einen Masterabschluss in Technikmanagement oder Wirtschaftsingenieurwesen erwerben kann, bis zur Fortbildung für Führungskräfte in sozialen Berufen an der Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung, einem Ableger der Pädagogischen Hochschule Weingarten. 40 Millionen Euro hat die Landesregierung in ihre Weiterbildungsoffensive gesteckt, von der die neue Online-Plattform ein Teil ist.

Bund plant nationale Bildungsplattform

Weiterbildungsangebote zu digitalisieren liegt als Idee auf der Hand. Und Baden-Württembergs Landesregierung steht nicht alleine da mit ihrer Initiative. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat vor kurzem den Startschuss für den Aufbau einer nationalen Bildungsplattform gegeben. Die steckt zwar noch in den Kinderschuhen, ist konzeptionell aber ambitionierter aufgestellt als das baden-württembergische Modell. Dort sollen digitale Bildungsangebote für alle Bürger „vom Schulkind bis zum Rentner“ vernetzt werden, wie Karliczek bei der Vorstellung erklärte. 150 Millionen Euro investiert der Bund in die Entwicklung. Karliczeks Ziel ist eine Meta-Plattform, die mit bereits bestehenden Angeboten vernetzt werden soll. „Wir wollen bestehende und neue digitale Bildungsplattformen zu einem bundesweiten und europäisch anschlussfähigen Plattform-System verknüpfen“, betonte die Bundesministerin.

„Zentrales Ziel ist es, den Lernenden individuelle Bildungspfade zu eröffnen, die nicht auf eine Bildungseinrichtung oder einen Bildungsabschnitt begrenzt sind.“ Dabei schwebt Anja Karliczek keine Lernplattform im engeren Sinne vor. Die Plattform soll auf der einen Seite Anlaufstelle sein für Lehrende, die gutes digitales Unterrichtsmaterial oder passende pädagogische Unterstützung suchen, und auf der anderen Seite Lernenden einen individuellen Zugriff auf hilfreiche digitale Werkzeuge gewähren. „Die Nationale Bildungsplattform soll dazu individualisiert Information, Orientierung, Zugang und Teilhabe ermöglichen und erworbene Kompetenzen dokumentieren“, teilt das Bundesforschungsministerium mit.

Auch digitale Zertifikate über erfolgreich absolvierte Weiterbildungskurse oder Dokumente wie Bachelor- und Masterabschlüsse sollen die Bürger auf dieser nationalen Bildungsplattform datensicher hinterlegen können. Einziger Nachteil dieser Digitalisierungsplattformen: Noch ist nicht klar, wie lange es dauert, bis Interessenten sie in Baden-Württemberg und ganz Deutschland nutzen können.