Für BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke kann das Thema Datenschutz und Prävention vor Cyberkriminalität gar nicht hoch genug angesiedelt sein. Foto: dpa

Digitalisierungsminister Strobl (CDU) plant ,eine zentrale Anlaufstelle für Cybersicherheit für kleine und mittlere Unternehmen im Südwesten einzurichten. Das bringt ihm viel Lob ein. Selbst die Opposition gibt sich zahm.

Stuttgart - Die kleinen und mittleren Unternehmen im Südwesten haben die Pläne von Innenminister Thomas Strobl (CDU) für ein Demonstrationszentrum für Cybersicherheit mit einer schnell einsetzbaren Cyberwehr begrüßt. „Ganz wichtig ist, das Reaktionszeitfenster von einem Cyberangriff bis zum Erkennen der Bedrohung so klein wie möglich zu halten und rasch zu reagieren“, sagte der Chef des Baden-Württembergischen Industrie- und Handwerkskammertags (BWIHK), Wolfgang Grenke, unserer Zeitung. Bei dieser Zeitspanne komme die geplante Einrichtung der Landesregierung „sinnvoll ins Spiel“.

Grenke betonte, dass der Datenschutz und die Prävention vor Cyberkriminalität im Zuge der Digitalisierung „gar nicht hoch genug angesiedelt“ sein können. Er plädierte deshalb dafür, dass man den Betriebs- und Datenschutz „endlich auf europäischer Ebene viel enger organisieren“ müsse. Gerade wenn man betrachte, welche Möglichkeiten für Cyberkriminelle das Internet der Dinge biete, dürfe man damit „keinesfalls länger zögern“. Denn laut dem BWIHK-Präsidenten nimmt die Bedrohung aus dem Internet zu und entwickelt sich auch rasant weiter. Die Industrie- und Handelskammern im Südwesten bekommen demnach immer häufiger Rückmeldungen, wonach verseuchte Apps zum Einfallstor für Spionage und Datenklau würden.

Cyberwehr soll Anfang 2018 mit der Arbeit beginnen

Um vor allem kleine und mittlere Unternehmen ohne eigene IT-Mitarbeiter auf die Angriffe vorzubereiten, will Innenminister Strobl, dessen Ressort die Digitalisierungsthemen des Landes bündelt, eine zentrale Anlaufstelle für sie schaffen. Sie soll Präventionsveranstaltungen anbieten. Aber nicht nur das: Es soll auch regionale Notfallteams aus zertifizierten IT-Experten geben, die bei einer Attacke ausrücken und der betroffenen Firma vor Ort helfen. Von Anfang 2018 an soll das Konzept zunächst in einem Pilotprojekt in einer Region umgesetzt werden, später dann flächendeckend im Land. Nach Informationen unserer Zeitung geht’s in Karlsruhe und Umgebung los.

Landtags-FDP begrüßt die Pläne des Digitalisierungsministers

Angesichts der Strobl’schen Pläne für mehr Cybersicherheit im Land ist die Opposition im Landtag milde gestimmt. Sie sieht kaum Anlass zur Kritik. „Endlich scheint bei Minister Thomas Strobl das Problembewusstsein angekommen zu sein, dass im Bereich der Cybersicherheit dringend mehr getan werden muss“, sagte der digitalisierungspolitische Sprecher der FDP, Timm Kern, unserer Zeitung. Fast eineinhalb Jahre nach Regierungsantritt kommt die Einrichtung des Demonstrationszentrums für Cybersicherheit aus seiner Sicht zwar „reichlich spät“. Inhaltlich begrüße man Strobls Pläne allerdings.

Unklar sei allerdings noch, wie die Abgrenzung zwischen den beiden staatlichen Institutionen – der bereits vorhandenen Zentralen Ansprechstelle für Cybercrime beim Landeskriminalamt (LKA) und dem neuen Demonstrationszentrum für Cybersicherheit – aussehe. „Dieses Thema ist für den Standort Baden-Württemberg zu wichtig, als dass es im Kompetenzwirrwarr nicht passgenau wirken kann“, sagte Kern. Strobl müsse transparent machen, wer sich dabei um was kümmere und wer für was zuständig sei. Man werde dem Minister bei der Umsetzung „auf die Finger schauen“.