Die Digitalisierung bringt neue Wettbewerber, neue Produkte, neue Vergleichsmöglichkeiten im Netz. Für die Versicherungsbranche heißt das mehr Wettbewerb. Foto: dpa

Der digitale Wandel ist das dominierende Thema der Versicherungsbranche. Doch der Weg ins digitale Zeitalter fordert Mitarbeitern viel ab. Das ist nicht nur bei der Württembergischen so, meint Sabine Marquard.

Stuttgart - Natürlich hat die Württembergische aus ihrer Sicht recht: Wenn 60 von 3200 Stellen gestrichen werden sollen, trifft es nur eine kleine Gruppe. Aber auf dem Prüfstand stehen derzeit 160 Arbeitsplätze im Vertriebsinnendienst und da fallen 60 Stellen massiv ins Gewicht. Die Pläne des neuen Vorstands, den Vertriebsinnendienst der Württembergischen neu aufzustellen, könnte man als Schritt eines Neuen abtun, der eigene Duftmarken setzen möchte. Doch schon das Tempo, das der Vorstand an den Tag legt, und die Flexibilität, die er den Mitarbeitern abverlangt, die nicht wissen, auf welchem Arbeitsplatz sie sich am Ende wiederfinden, wenn überhaupt, deuten auf etwas grundlegend anderes hin. Hier zeigen sich ganz deutlich die Auswirkungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Und was das Beispiel Württembergische auch zeigt: Keiner sollte darauf vertrauen, dass es ihn nicht auch trifft.

Digitalisierung und Wettbewerb

Gewiss muss die Württembergische handeln. Die Digitalisierung bringt nicht nur neue Apps für Kunden, die vieles am liebsten über das Internet erledigen. Sie bringt auch viele neue Wettbewerber, neue Produkte, andere Abläufe und völlig neue Aufgaben. Die Versicherungsbranche steht wie andere Branchen auch vor einem fundamentalen Wandel, der den Unternehmen eines nicht lässt: Zeit.

Gerade deshalb ist es wichtig, die Mitarbeiter mitzunehmen auf diesen Weg ins digitale Zeitalter und ihnen zuzuhören, und nicht alle, die Einwände vorbringen, als Bremser abzutun. Nur wenn die Führungsspitze und Mitarbeiter am selben Strang ziehen, kann das ehrgeizige Vorhaben gelingen. Doch gerade Kommunikation ist im Internetzeitalter oft nicht die Stärke von Unternehmen. Die stereotypen Phrasen von Unternehmensberatern helfen da nicht weiter, im Gegenteil.

Digitalisierung und Erfolg

Die Wertschätzung wird sich auch daran messen lassen, wie viele Mitarbeiter die Chance erhalten, für neue Anforderungen geschult zu werden und wie viele am Ende das Unternehmen tatsächlich verlassen müssen. Das ist nicht zuletzt eine Botschaft an jene, die dieses Mal Glück gehabt haben. Nicht nur Digitalisierung ist ein Schlüssel zu mehr Wachstum, Wertschätzung ist es auch, denn daraus resultieren Loyalität und Engagement. Und auch das schlägt sich im Unternehmenserfolg nieder.

sabine.marquard@stzn.de