Das Digital Hub soll am Böblinger Herman Hollerith Zentrum angesiedelt werden. Dort wird bereits an neuen Geschäftsmodellen gearbeitet. Foto: factum/Weise

Der Betrieb des Digital-Zentrums soll zunächst mit zwei Millionen Euro auf drei Jahre gesichert werden. Eine Million Euro kommen vom Land. Den Eigenanteil tragen der Kreis, die Hochschule Reutlingen und Unternehmen zu je einem Drittel.

Böblingen - Das geplante Zentrum für Digitalisierung des Landkreises, das Digital Hub, wird vom Land mit einer Million Euro gefördert. Es soll möglicherweise noch in diesem Jahr am Herman Hollerith Zentrum (HHZ) in Böblingen eingerichtet werden. Die Summe wird für einen Zeitraum von drei Jahren gewährt. Eine Million Euro müssen die Mitwirkenden an dem Digital Hub in Böblingen selbst aufbringen. Es ist eines von zehn Zentren im Land, das in den Genuss der 50-Prozent-Förderung kommen soll. Die Einrichtungen sind als Anlaufstellen für kleine und mittlere Firmen gedacht, die in ihren Unternehmen die Digitalisierung voranbringen wollen und den Austausch von Knowhow suchen.

Firmen soll im Wettbewerb bestehen

Am HHZ gibt es bereits das von der Europäischen Union geförderte Projekt „Digitrans“ mit einem Labor für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und digitaler Konzepte für Arbeitsabläufe. Einen großen Bedarf habe etwa der Einzelhandel, der sich teilweise völlig neu aufstellen müsse, sagt der Wirtschaftsförderer des Kreises, Sascha Meßmer. Das Online-Versandhandelsunternehmen Amazon sei zu einer enormen Konkurrenz geworden.

Wie Studien zudem belegen, ist der Grad der Digitalisierung im Mittelstand bislang nur schwach ausgeprägt. „Das birgt das Risiko, die technologische Entwicklung zu verpassen und an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren“, sagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard. Kunststoffverarbeitende Unternehmen etwa sehen sich der Konkurrenz durch 3-D-Druckzentren ausgesetzt. Und klassische IT-Systemhäuser haben sich gegenüber so genannten Cloud-Anbietern zu behaupten, die onlinebasierte Speicher- und Serverdienste offerieren. Statt aber ihre Firmenstrategie zu ändern, „verhält sich die breite Masse der mittelständischen Unternehmen gegenüber dem Wandel eher beobachtend“ – heißt es in einem Strukturbericht des Verbands Region Stuttgart. Ausschlaggebend dafür seien mangelndes Knowhow sowie fehlende finanzielle und personelle Ressourcen.

Ministerium prüft noch das konkrete Konzept

Im Kreis Böblingen will man darauf reagieren. Der Wirtschaftsförderer Meßmer und das HHZ arbeiten nach der Förderzusage an einem konkreten Konzept für das Digital Hub, das sie beim Wirtschaftsministerium einreichen. Laut Gennadi Schermann, dem Leiter des Digitalen Innovationszentrums Baden-Württemberg, werden die Unterlagen innerhalb von drei Monaten erwartet. Das Ministerium brauche wohl vier bis acht Wochen, um das Konzept zu prüfen und dann das Geld für die geplante Einrichtung zu überweisen. Weil sich der Förderzeitraum über drei Jahre erstrecke, werde die Summe von je einer Million Euro, die jedes der zehn Zentren erhalten soll, in Teilbeträgen fließen.

Der Landrat Roland Bernhard zeigte sich über die grundsätzliche Zusage einer Förderung erfreut: „Wir wollen mit dieser Erstanlaufstelle die Firmen vernetzen. Durch regelmäßige Veranstaltungen für Schüler und Bürger soll zudem der Grundstein für eine digitale Kultur und Wirtschaft im Kreis Böblingen gelegt werden.“ Und der Leiter des HHZ, Alexander Rossmann, meinte begeistert: „Unser Zentrum für Digitalisierung wird helfen, den Strukturwandel aktiv mitzugestalten, die Technologien zu nutzen und neue Geschäftsmodelle zu gestalten.“

Nach drei Jahren soll sich das Digital Hub selbst tragen

Wesentliche Voraussetzung für die Digital Hubs, die sich um eine Förderung bemühten, sei der Eigenbeitrag von einer Million Euro gewesen, erklärt Schermann. Das sei eine beträchtliche Summe. Weshalb sich wohl auch nur zwölf Antragsteller um die 50-Prozent-Förderung bemüht hätten.

Im Kreis Böblingen ist geplant, den Eigenanteil am Digital Hub zu dritteln. Die Gesamtsumme soll von der Hochschule Reutlingen, die mit dem HHZ eine Außenstelle unterhält, von kooperierenden Unternehmen sowie vom Kreis aufgebracht werden. Die Landkreisverwaltung geht davon aus, dass sie in den nächsten drei Jahren insgesamt 333 000 Euro beisteuert. Nach drei Jahren soll sich das Digital Hub selbst tragen. Laut Meßmer soll es einen Geschäftsführer sowie sechs weitere Mitarbeiter geben.

Darüber hinaus will der Kreis für eine flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigen Glasfaserkabeln sorgen und in diesem und im nächsten Jahr jeweils 1,5 Millionen Euro dafür investieren. Meßmer ist deshalb in Kontakt mit jenen Kommunen, in denen es Nachholbedarf gibt. Zur Koordination des Glasfaserausbaus hat der Kreis eine Mitarbeiterin eingestellt.

Förderung von zehn Projekten

Digitale Zentren 
Neben dem Zentrum für Digitalisierung in Böblingen werden das Digi Hub Südbaden mit dem Partner Klimaschutz am Oberrhein e.V. in Freiburg gefördert, das Digital Hub Bruchsal-Kraichgau, das Digital Mountains Technologiezentrum St. Georgen, das Digital Hub kurpfalz@bw, die Digital-Agentur Heidelberg, die Digitalisierungsregion Ulm/Alb-Donau/Biberach, das Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg Heidenheim, das DNS - Digital Hub Neckar-Alb und Sigmaringen/Industrie- und Handelskammer Reutlingen sowie das Zentrum , Heilbronn-Franken Connected (hfcon)/Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken.

Auswahl
  Die regionalen Digital Hubs, die eine Förderung von jeweils einer Million Euro erhalten sollen, wurden von einer zwölfköpfigen Jury ausgewählt. Den Vorsitz hat das Wirtschaftsministerium des Landes, außerdem gehören Vertreter des Handwerkstags und anderen Wirtschaftsorganisationen sowie des Städtetags der Jury an.