In der Kurzen Straße 11 in Waiblingen lebte einst ein wichtiger Mann: der Stadtschreiber Foto: Gottfried Stoppel

Wo lebte der Waiblinger Stadtschreiber? Unter welcher Adresse wohnte Barbara Künkelins Stiefsohn? Und warum hängt der Wappenstein des Fellbacher Torturms heute in Schloss Lichtenstein? Das und einiges mehr erfährt man im neuen digitalen Archiv des Heimatvereins.

Waiblingen - Unmengen von spannendem Material lagern in dem Archiv des Heimatvereins Waiblingen: historische Fotos aus vielen Jahrzehnten, Schriftstücke, Grundrisse, alte Filme. Ein Schatz, den viel zu wenige Menschen zu sehen bekommen, da er in den Schränken der Vereinsgeschäftsstelle verwahrt wird. Jammerschade sei das, findet Wolfgang Wiedenhöfer, der Vereinsvorsitzende. Denn das Interesse an lokalen Geschichtsthemen sei groß – das habe sich jüngst beispielsweise bei der gut besuchten Veranstaltungsreihe „Saeculum“ gezeigt, in deren Rahmen der Verein schlaglichtartig zentrale Aspekte der Kunst-, Kultur- und Zeitgeschichte in fünf Jahrhunderten beleuchtete.

Eine echte Lebensaufgabe

So ist Wolfgang Wiedenhöfer auf die Idee gekommen, das gesamte Archiv des Heimatvereins zu digitalisieren und nach und nach eine „Stadtgeschichte 4.0“ zu erstellen, durch die man, ganz bequem vom Sofa aus, per Mausklicks wandern kann. Auch wenn das Projekt Geschichtsportal unter der Internetadresse www.heimatverein-waiblingen.de noch in den Kinderschuhen steckt, so weiß der Waiblinger jetzt schon: „Es wird für mich nie fertig sein und ständig weiterwachsen.“

Auch das erste Kapitel mit dem Titel „Häuser. Gassen. Orte. Die Altstadt von Waiblingen“ ist zwar längst noch nicht vollendet, kann sich aber durchaus schon sehen lassen. Ein Grundstein sei gelegt, so Wiedenhöfer. Das Bild passt, beschäftigt sich dieser erste Teil doch mit der Baugeschichte der Altstadt und listet Wissenswertes zu einer ganzen Reihe von Gebäuden in der Innenstadt auf. Zum Beispiel zur Stadtschreiberei, die eins im Haus Kurze Straße 11 ihren Sitz hatte und eine wichtige Verwaltungsstelle war. „Das prächtige Haus zeugt von der guten Bezahlung, die der Stadtschreiber angesichts seiner umfangreichen Pflichten und der großen Verantwortung erhielt“, ist im Geschichtsportal zu lesen. Dort erfährt man auch, wieso ein Wappenstein des abgerissenen Fellbacher Torturms heute auf Schloss Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb zu finden ist oder dass Johann Heinrich Walch einst im Haus mit der Adresse Hochwachtturm 7 lebte. Der Metzger und Wirt war ein Stiefsohn der Schorndorferin Barbara Künkelin, der Anführerin der „Schorndorfer Weiber“

Das Fernziel: jedes Haus soll erfasst werden

Neben Texten bietet der digitale Streifzug durch die Altstadt zu jedem Bauwerk auch historische Fotos, von denen der Heimatverein jede Menge besitzt. Das Gros stammt aus den 1930er- und den 1950er-Jahren, zahlreiche weitere Bilder sind zudem im Auftrag des Heimatvereins in den Neunzigern und darauffolgenden Jahren gemacht worden.

„Das Fernziel ist, dass jedes Haus in der Altstadt präsentiert wird“, sagt Wolfgang Wiedenhöfer mit Blick in die Zukunft. Er will sich dabei nicht nur auf das Vereinsarchiv, sondern auch auf die Bürgerschaft stützen. „Wir laden alle ein, sich zu beteiligen“, sagt er, „mit Fotos, Plänen oder Urkunden wie zum Beispiel einem alten Kaufvertrag oder mit interessanten Geschichten zum Gebäude oder früheren Bewohnern.“ Die Sammlung bauhistorischer Dokumente und heimatgeschichtlicher Erinnerungen solle „ein Mosaik des Lebens in Waiblingen“ werden.

Bürger sollen mitmachen

Wer Fakten, Fotos oder Geschichten zu Gebäuden in der Waiblinger Altstadt kennt und sich am Geschichtsportal beteiligen möchte, kann sich beim Heimatverein melden. Entweder per E-Mail an geschichtsportal@hvwn.de oder auf dem Postweg an Heimatverein Waiblingen, „Geschichtsportal“, Weingärtner Vorstadt 20 in 71332 Waiblingen.