Zur Philosophie des Weinstadt-Hotels in Beutelsbach gehört die digitale Enthaltsamkeit in manchen Bereichen Foto: Gottfried Stoppel

Das Weinstadt-Hotel in Beutelsbach bittet seine Gäste, in manchen Bereichen keine Laptops und Mobiltelefone zu benutzen. Nicht alle Gastronomen im Landkreis teilen diese Philosophie.

Weinstadt - Mit dem Schild „Handy aus – nimm Dir Zeit für mich“ weist Stéphanie Staudenmayer ihre Gäste schon beim Einchecken an der Rezeption auf die handyfreie Zone im Gastraum des traditionsreichen Beutelsbacher Weinstadt-Hotels hin. „Ich bin der Meinung, dass es meinen Gästen zuzumuten ist, während des Frühstücks das Smartphone einfach mal beiseite zu legen“, sagt die Geschäftsführerin selbstbewusst. „Wir wollen unseren Gästen Ruhe und Zeit geben“, erklärt Stéphanie Staudenmayer. Dazu gehöre auch, ein leckeres Essen im Restaurant oder ein gemütliches Frühstück im Hotel ohne Störung genießen zu können.

Nicht alle Gäste sind begeistert

„Unsere Gäste genießen bei uns einen gewissen Schutz“, erklärt die Weinstädter Hotelière. Darum bitte sie diese mal freundlich, mal bestimmt, während des Frühstücks digitale Enthaltsamkeit zu üben und damit allen rundum einen Moment der Ruhe zu gönnen. Das sei eine Art Lebensgefühl, welches im Weinstadt-Hotel Einzug gehalten habe. „Das war anfangs gar nicht so einfach“, erzählt Staudenmayer. „Natürlich gibt es Gäste, die das nicht gut finden und sich dann ein anderes Hotel suchen, aber die meisten finden das toll und kommen gerade deswegen wieder.“ Wer unbedingt telefonieren müsse, habe dazu jederzeit in der Hotel-Lobby die Möglichkeit. Nur am Frühstückstisch sei dafür in ihrem Haus kein Platz.

„Absolut tödlich“ findet Jens Boy ein Handyverbot. Er leitet das Restaurant und den Frühstücksbereich in Blessings Landhotel in Berglen-Lehnenberg. „Wenn ich meinen Geschäftsreisenden den Laptop oder das Smartphone am Frühstückstisch verbieten würde, wäre ich sie als Gäste los“, ist sich Boy sicher. Dabei gehe es vielen nicht darum, zu telefonieren oder E-Mails zu schreiben, sondern den Wetterbericht oder die Zeitung online zu lesen oder sich über die aktuelle Verkehrslage zu informieren. Ein Verbot käme daher für ihn nicht in Frage.

Die Philosophie: bewusster Genuss und Ursprünglichkeit

Daniel Ohl vom Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA kann das Vorgehen der Weinstädter Hotelière jedoch absolut nachvollziehen: „Aus unserer Sicht kann das jeder Betrieb ganz individuell für sich entscheiden.“ Es sei allerdings nicht die Aufgabe des Verbands, Empfehlungen oder gar Verbote auszusprechen. „Wir wollen nicht in die Betriebe unserer Mitglieder hineinregieren“, unterstreicht Ohl, sondern man wolle Hotels und Gaststätten beraten und ihnen bei solchen Entscheidungen die Freiheit lassen, die sie brauchen, um ihr Geschäft nach ihren Vorstellungen führen zu können. Dass ein Hotel mit den Alleinstellungsmerkmal „handy- und laptopfreier Frühstücksbereich“ durchaus für Gäste, die diese Philosophie teilen, interessant sein kann, davon ist Daniel Ohl überzeugt. Allerdings sei die Gastronomie nicht dazu da, ihre Gäste zu erziehen, betont er – und der Verband schon zweimal nicht.

Für Stéphanie Staudenmayer ist das Handyverbot am Frühstückstisch nur ein Element ihrer Hausphilosophie. „Wir sollten wieder zum bewussten Genuss, zur Einfachheit und zur Ursprünglichkeit zurückkehren“, betont die Hotelière. Im Restaurant „Krönchen“, das im Januar 2017 der langjährige Küchenchef Joachim Kiock von Familie Staudenmayer übernommen hatte, sind auch keine Hunde erlaubt und Raucher werden gebeten, sich ihre Zigarette draußen an einem überdachten Tisch anzuzünden. „Unser Weg ist eigentlich ganz einfach“, sagt Staudenmayer. „Wir wollen, dass man wieder Zeit füreinander hat, und die Menschen, die sich das auch wünschen, werden unsere Gäste.“