Die Staatsgalerie Stuttgart hat die Bilder der Ida-Kerkovius-Ausstellung ins Netz gestellt. Foto: Kerkovius Archiv Wendelstein

Viele Museen sind gerade dabei, Online-Angebote zu entwickeln. Die Frankfurter Museen haben damit bereits Erfahrungen. Wir geben einen Überblick über die verschiedenen Ideen.

Stuttgart - Die Museen sind geschlossen, hinter den Kulissen aber wird mit Hochdruck gearbeitet. Denn es wurde zwar schon viel über Digitalisierung gesprochen, für den aktuellen Fall sind die wenigsten gerüstet. Das ändert sich derzeit, die meisten Häuser beginnen, Angebote ins Netz zu stellen. Wir haben geschaut, was aktuell geboten wird.

Mit „Wir sehen uns bald wieder“ begrüßt die Staatsgalerie Stuttgart derzeit die Besucherinnen und Besucher ihrer Homepage, was klingt, als habe man sich erst einmal verabschiedet. Aber auf Instagram sollen nun täglich kleine Homestorys stehen, hochgeladen von Akteuren aus dem Stuttgarter Kunstleben. Auf der Homepage ist außerdem die digitale Datenbank zugänglich, man kann sich die Werke der aktuellen Ausstellungen zu Ida Kerkovius und zum Bauhaus mit ausführlichen Erläuterungen anschauen. In der Rubrik „Lieblingswerke“ verraten das Team der Staatsgalerie und Externe, warum ihnen bestimmte Werke besonders gut gefallen.

Kein Toilettenpapier mehr im Haus? Das Badische Landesmuseum Karlsruhe weiß Abhilfe. In einem Clip stellt die Kuratorin Schoole Mostafawy ein Objekt aus der Sammlung vor, das Klopapier im Grunde überflüssig macht. Die übrigen Beiträge der Reihe „Digital durch Corona mit dem Badischen Landesmuseum“ sind dramaturgisch zwar keine Meisterleistungen, aber geben Einblicke in die aktuellen Ausstellungen. Jeden Tag soll ein neues Video dazukommen mit Interviews und Erklärungen der Kuratoren.

Das Kunstmuseum Stuttgart meldet sich mit einer Videobotschaft der Direktorin Ulrike Groos zu Wort und hat als erstes einen digitalen Rundgang durch die Sammlung ins Netz gestellt. Weitere Angebote sollen alsbald folgen.

Mit „Kultur & Co“ hat die Museumslandschaft Hessen Kassel ihr spezielles Corona-Angebot im Netz überschrieben. Der Verbund hessischer Schlösser und Museen hat kurzerhand einen „Kulturlieferdienst“ eingerichtet, für den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice kleine Filme zu Objekten der Sammlungen drehen mit allem, was die Küchenschubladen hergeben. Der erste Beitrag steht bereits online – zum Faustkeil.

Das Museum für Kunst und Gewerbe hat Podcasts im Angebot. In der Reihe „Abgestaubt!“, erzählt die Volontärin des Hamburger Museums, was man bei den verschiedenen Berufen im Museum eigentlich tut. Unter dem Titel „Bewegte Jahre“ erinnert eine weitere Podcast-Reihe an die Jahre um 1900 und den Jugendstil.

Die Berliner Gemäldegalerie hat ein zwar etwas unübersichtliches Digital-Angebot, das im Detail aber sehenswert ist. Unter der Überschrift „6 Geschichten“ werden einzelne Gemälde unter die Lupe genommen – mit Detailansichten und kurzen Texten, die allerdings zum Teil auf Englisch sind. Auch ein Rundgang durchs Haus ist möglich – wie bei Google Street-View kann man sich direkt durch die Ausstellungsräume klicken und von Bild zu Bild wandern.

Während man den meisten digitalen Not-Programmen der Museen ansieht, dass sie schnell aus dem Boden gestampft wurden und zum Teil mit Dilettantencharme aufwarten, entwickelt das Städel Frankfurt bereits seit Jahren hochprofessionelle Angebote fürs Netz. So hat man für die Ausstellung „Mythos van Gogh“ einen hörenswerten, mehrteiligen Podcast produziert, in dem die Geschichte des verschollenen „Bildnis des Dr. Gachet“ aufgerollt wird. Interessant ist auch „Café Deutschland“, ein Oral-History-Projekt über die erste BRD-Kunstszene, für das mehr als siebzig Künstler, Galeristen, Kunsthistoriker, Kritiker und Sammler befragt wurden.

Zeitintensiver, dabei aber durchaus kurzweilig und anregend ist „Kunstgeschichte online“, ein – kostenloser – Kurs zur modernen Kunst. Es stehen fünf thematische Module zur Verfügung, die einzelnen Kapitel werden spielerisch und erfrischend von dem Schauspieler Sebastian Blomberg präsentiert. Das ist Kunst im Netz de luxe – wie man sie übrigens auch auf der Homepage der Schirn Frankfurt findet, dem Partnermuseum des Städels, das mit einer großen Auswahl an Podcasts aufwartet zu Künstlerinnen des Expressionismus oder einzelnen künstlerischen Positionen.