Ministerpräsident Kretschmann malt am Dienstag im haus der Wirtschaft mit einem digitalen Stift in den virtuellen Raum Foto: Lichtgut

Beim Fachkongress FMX werden die digitalen Bildwelten von morgen verhandelt.

Stuttgart - Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Ministerpräsident eine VR-Brille aufsetzt und in einer Trickfilmwelt mit einem Controller Muster in den virtuellen Raum malt. „Sehr beeindruckend“ sei das, sagt Winfried Kretschmann am Dienstag im Haus der Wirtschaft, nachdem er im Schnelldurchlauf erfahren hat, was alles entwickelt wird am Ludwigsburger Animationsinstitut: Digitale Darsteller (Albert Einstein sitzt lebensecht philosophierend in einem Sessel), Systeme zur virtuellen Filmproduktion, die auf einem simplen Tablet digital ergänzen, was am realen Set fehlt, was sich auch ganz praktisch für Architekten nützen lässt, die Baulücken zur Voransicht digital füllen wie in einem konkreten Fall in Hagnau am Bodensee. „Bei der angewandten Forschung sind wir eine der wenigen Filmhochschulen, die das auf diesem Niveau betreibt“, sagt der zuständige Professor Volker Helzle.

Auch Stuttgarts OB Fritz Kuhn sowie die Staatssekretärinnen Petra Olschowski (Kunst) und Katrin Schütz (Wirtschaft) sind zum Fachkongress FMX gekommen, bei dem Experten aus aller Welt die digitalen Bildwelten von morgen verhandeln. Kretschmann hält die Eröffnungsrede, eine bewusst simple Powerpoint-Präsentation zum Einstieg sorgt für Lacher und entschuldigt ihn dafür, dass er nicht die Konferenzsprache Englisch spricht. Er zitiert Voltaire („Die Illusion ist das schönste aller Vergnügen“) und bezeichnet die Bewegtbildszene im Land als „harten ökonomischen Faktor“.

„Bei der künstlichen Intelligenz sind wir heute schon Spitze“, sagt er, wobei er die industrielle Anwendung im Blick hat und „Augenhöhe mit den USA und China“ als Ziel ausgibt. Wichtig sei bei aller Technologie, dass „der Mensch im Mittelpunkt steht, eine humane und ethisch vertretbare Nutzung“. Künstlerisch lösen Ludwigsburger Studenten das ein: Eine Game-Installation namens „Sherpa“ schickt die Spieler auf eine Himalaya-Expedition und erzählt dabei die Geschichten der nepalesischen Bergführer, für die der ausufernde Tourismus Fluch und Segen zugleich ist.

Nietzsches Spruch und die Folgen

Der Keynote-Speaker Jan Pinkava, der 1998 mit dem Pixar-Kurzfilm „Geri’s Game“ den Oscar gewann und an Filmen wie „Ratatouille“ mitwirkte, widmet sich dann dem ewigen Dilemma zwischen Kunst und Technologie. Er schlägt einen Bogen von Aristoteles über Vermeer bis zu Nietzsche, der postulierte: „Gott ist tot“ – danach habe die Technologie stetig an Gewicht gewonnen. Ein Bild von Michelangelos David („wie hat er das geschafft?“) neben einem Lego-Männchen in ähnlicher Pose verbindet er unter Verweis auf seinen halbwüchsigen Sohn mit der Frage: „Wer von beiden hat wohl mehr Einfluss auf die Gegenwart?“