Dieter Thomas Kuhn auf seiner Harley-Davidson Electra Glide Bobber aus dem Jahr 1965 Foto: dpa

Er sang schon Schlager, als Helene Fischer noch in die Schule ging. Mit seinen Spaßversionen der 1970er-Jahre-Schlager avancierte Dieter Thomas Kuhn zur Kultfigur und füllt seit Jahren die Hallen quer durch die Republik. An diesem Mittwoch wird er 50 Jahre alt.

Stuttgart - Herr Kuhn, feiern Sie Ihren 50. Geburtstag standesgemäß mit Schlagermusik?
Meistens sind beim Geburtstag eine Menge Leute da, und es wird sich viel unterhalten. Da ist es mit Musik sowieso ziemlich schwierig. Wenn, dann läuft zur Untermalung etwas Rammstein – oder wahlweise Barbra Streisand.
Werden Sie mit 66 Jahren auch noch auf der Bühne stehen und „Mit 66 Jahren“ singen?
Das werden wir ja dann sehen. Ich fange schon mal damit an, das Lied zu proben – es ist ja nicht mehr weit hin.
Der T-Shirt-Spruch „Dieter, ich will ein Kind von dir“ von einst ist dem „Dieter, ich bin ein Kind von dir“ gewichen. Wie sehr ist das Publikum mitgealtert? Wie groß ist der Anteil der Neuzugänge?
Wir selber fühlen uns natürlich noch wie vor zwanzig Jahren, auch wenn wir vielleicht nicht mehr ganz so aussehen. (Lacht) Es gibt zum einen das Publikum, das uns schon lange die Treue hält und heute mit seinen Kindern zum Konzert kommt. Zugleich sind viele junge Fans nachgewachsen, die die Originale der Schlager oft gar nicht kennen und auch schon mal die Oma mitbringen. Der Spaß an unserer Musik ist keine Frage des Alters.
Wie kommt die Auswahl der Lieder zustande? Haben Fans eine Mitsprache bei neuen Songs?
Die Auswahl entsteht gemeinsam mit meinem Gitarristen, Arrangeur und Freund Philipp Feldtkeller, andere Berater von außen gibt es keine. Allerdings nehmen wir uns manchmal Vorschläge von Fans zu Herzen. Das aktuelle „Wart auf mich“ etwa, die deutsche Version von „Tonero“, entstand nach Anregung unserer Köchin Frau Hansen, die uns auf der Tour begleitet.
Gibt es Schlager, die bei Ihnen nicht in die Coverversion-Tüte kommen? Wie steht’s um Andrea Berg oder Helene Fischer?
Ich glaube kaum, dass ein Song von Andrea Berg oder Helene Fischer für uns infrage käme. Solche neuen Schlager passen nicht in unser Programm, wären also kaum „verkuhnbar“. Aber sag niemals nie – vielleicht probieren wir das in 20 Jahren dann auch noch einmal aus.
Es gibt unterschiedliche Zeitangaben über die Anfänge von Dieter Thomas Kuhn, lüften Sie das Geheimnis?
Und es war Sommer, 1994. Damals, am 27. Juli, traten wir in Italien bei einem kleinen Dorffest zum ersten Mal öffentlich auf. Dieses 20-jährige Jubiläum wollten wir allerdings nicht besonders feiern, weil wir uns sonst furchtbar alt vorkommen. (Lacht)
Mit 20 Jahren Bühnenerfahrung auf dem Buckel, wie groß ist die Aufregung vor dem nächsten Mal?
Es ist vor allem die Aufregung vor dem ersten oder zweiten Mal. Wenn man längere Zeit nicht gespielt hat und die neue Tour beginnt, hat man die Hosen schon ziemlich voll. Selbst wenn die Tour dann läuft, ist die Angst trotzdem an jedem Abend da, denn bei jedem Auftritt muss man sich selbst beweisen: Kann ich das überhaupt?
Fliegen heute noch so viele BHs auf die Bühne wie früher?
Das ist regional ganz unterschiedlich, aber sie fliegen insgesamt noch immer reichlich – und landen natürlich alle in unserer Garderobenkiste.
Wie amüsant finden Sie es, wenn Dieter Thomas Kuhn im Bierzelt läuft?
Dazu schunkle ich gerne mit! Es ehrt einen doch, wenn im Bierzelt plötzlich ein Dieter-Thomas-Kuhn-Medley gespielt wird, wie ich es zu meiner Überraschung selbst einmal beim Starkbierfest in Rosenheim erlebt habe. Tatsächlich gibt es die Noten unserer Musik auch für Blasmusik.
Was war die schönste Fan-Begegnung in all den Jahren?
Es gab tatsächlich schon sehr viele sehr schöne Fan-Begegnungen. Am schönsten von allen war mit Sicherheit das Kennenlernen meiner Frau.
Wie schön verliefen die Begegnungen mit den Schlagersängern von einst?
Ganz unterschiedlich, manche drohten mit Klagen, die dann im Sand verliefen. Andere ignorieren uns demonstrativ. Sehr amüsant verlief das Treffen mit Costa Cordalis oder Bata Illic, die über viel Selbstironie und Humor verfügen.
Bundestrainer Joachim Löw hat sich öffentlich als Kuhn-Fan bekannt, gibt es weitere Promis im Fanclub ?
Ganz schön stolz sind wir darauf, dass Limp Bizkit auf unserem Konzert in Köln waren und danach bis spät in die Nacht mit uns gefeiert haben. Die Band war so begeistert, dass sie sogar einen Remix von einem unserer Songs gemacht haben.
Anno 1995 waren Sie auf der Leinwand gemeinsam mit Esther Schweins in der Komödie „Der Trip“ zu sehen. Bleibt Kino die Eintagsfliege, oder gibt es Pläne zu einem Comeback?
Ich bin kein ambitionierter Schauspieler, der solche Pläne forcieren würde. Ich kenne meine Grenzen – aber wenn George Clooney anruft, würde ich sicher nicht Nein sagen.