Die Schönbergerin Sabine Heinz-Peters macht geltend, dass sie ihren acht Jahre alten Diesel für die Fahrt zur Arbeit braucht. Foto: Götz Schultheiss

Das drohende Dieselfahrverbot schafft Betroffenheit. Eine Berufspendlerin und ein Handwerker schildern, wo ihnen der Schuh drückt und was sie sich von den Politikern erhoffen.

Filder - Wer vom Zentrum der Landeshauptstadt in den Stadtteil Schönberg fährt, kommt in ein grünes Idyll. Der Ort ist von Bäumen gesäumt, liebevoll gepflegte Gärten umgeben die Häuser. „Wer einmal im Grünen gewohnt hat, der möchte die Natur nicht mehr missen“, sagt die Lehrerin Sabine Heinz-Peters. Wenn sie in die Stadt fährt, dann nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „In sieben Minuten bin ich damit im Zentrum. Das schaffe ich mit dem Auto nicht“, sagt sie. Auch zu ihrer Mutter, die 500 Kilometer entfernt wohnt, fährt sie mit dem Zug. Trotzdem braucht sie ihr Auto, vor allem deshalb, weil Car2Go sich wegen Unwirtschaftlichkeit aus dem Stadtteil zurückgezogen hat. „Ich arbeite an der Volkshochschule in Herrenberg und pendle täglich. Von Schönberg aus ist das mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit extrem hohem Zeitaufwand verbunden. Da verliert man zu viel Lebenszeit.“ Bald ist es für sie nichts mehr mit dem Autofahren, außer sie verkauft wegen des kommenden Fahrverbots ihren Diesel und kauft einen Benziner.

Geschädigte kaufen sich „alte Mühlen“

„Ich habe mein Auto vor acht Jahren gekauft, es hat jetzt rund 100 000 Kilometer und ich wollte es eigentlich noch lange fahren, aber ab April komme ich damit nicht einmal mehr auf die Autobahn“, sagt sie. Gerade in der Berufsgruppe der Lehrer seien Dieselfahrer verbreitet: „Wir dachten, Dieselmotoren seien sparsam und damit umweltfreundlich. Wir wollten Vorbilder sein und haben dafür einen höheren Anschaffungspreis in Kauf genommen.“

Dass Maßnahmen zur Luftreinhaltung notwendig sind, stellt Sabine Heinz-Peters nicht in Frage. „Ich sehe ja ein, dass sie sein müssen und ich nutze den öffentlichen Nahverkehr auf meinen Fahrten ins Stadtzentrum. Ich fühle mich bestraft, wenn ich von der nach Außen schlecht angeschlossenen Stuttgarter Randlage nicht mehr auf die Autobahn komme“, sagt sie. Auch ihr ist klar, dass die Ursache an der Verbotsmisere an der Autoindustrie liegt, welche die vorgeschriebenen Abgaswerte nicht einhält: „Jetzt sollen die Hersteller aber auch noch davon profitieren, dass ich mir für ihr Versagen ein neues Auto kaufe. Ich fühle mich enteignet.“ Die Rechnung der Automobilindustrie geht nach ihrer Einschätzung nicht auf: „Die Leute werden sich alte gebrauchte Mühlen kaufen und dann abwarten wie es weitergeht. Für die Industrie ist das kontraproduktiv.“

Andreas Hoffmann wohnt nicht im Grünen Idyll. Am Domizil des Inhabers eines Gartenbaubetriebs an der Möhringer Rembrandtstraße braust der Verkehr vorbei. Das ehemalige Bauernhaus aus den Jahren um 1850, hat er umgebaut und mit einer Werkstatt ausgestattet. Andreas Hoffmann darf sich berechtigte Hoffnungen auf eine Ausnahmegenehmigung vom Dieselfahrverbot machen. Wer nicht mehr selbst im Garten arbeiten kann, ist auf seine Hilfe angewiesen.

Der Glaube an die Möglichkeit, nachzurüsten, fehlt

Als Transporter fährt er einen Diesel. „Das Auto ist schon zwölf Jahre alt, hat aber keine 100 000 Kilometer drauf. Eigentlich ist es ein Wagen für mein Werkzeug, Lasten wie Schnitte transportiere ich im Anhänger“, sagt er. Lieferwagen, stellt Hoffmann fest, seien fast ausnahmslos Dieselfahrzeuge. In zwei Jahren, sagt er, wolle er seinen Betrieb, den er bis vor einem Jahr mit einem Partner geleitet hat, weitergeben, und obwohl ihn mit ziemlicher Sicherheit das Fahrverbot nicht treffen wird, treibt ihn das Problem um.

„Möglicherweise finden ja die deutschen Hersteller eine Möglichkeit der Hardware-Nachrüstung, aber was ist mit all denen, die wie ich ein ausländisches Fahrzeug fahren?“ So ganz glaubt er an die Nachrüstung nicht, hofft aber darauf, dass die Regierung und die Autoindustrie gemeinsam eine Lösung finden, welche die Fahrer einigermaßen zufriedenstellt. „Für die Nachrüstung würde ich schon noch 2000 Euro investieren, selbst wenn sich das eigentlich nicht mehr für mich lohnt“, sagt Andreas Hoffmann.