Unirektor Stephan Dabbert hat nach seiner Rede das Fass angestochen. Foto: Lg/Achim Zweygarth

Vor dem Feiern kommt die Selbstbesinnung: Beim Dies academicus der Uni Hohenheim wirbt Martina Brockmeier als Professorin und Vorsitzende des Wissenschaftsrats für Transparenz.

Stuttgart - Biertrinken ist das eine, Nachdenken das andere: Am Freitag hat die Uni Hohenheim bei ihrem traditionellen Dies academicus beides miteinander kombiniert. Bevor es allerdings im Innenhof des Schlosses zum Fassanstich und Open-Air-Fest bis weit in die Nacht ging, wurde am Vormittag beim Festakt im Euroforum akademisch Position bezogen. Dabei ging es auch um die Rolle von Uni und Wissenschaft gegenüber der Öffentlichkeit.

In ihrem Festvortrag zeigte sich die Vorsitzende des Wissenschaftsrats und Hohenheimer Agrarökonomin Martina Brockmeier besorgt darüber, dass durch gezielte Kampagnen eine Wissenschaftsskepsis weite Teile der Bevölkerung befallen habe. Den Namen Donald Trump und das Stichwort Klimawandel brauchte sie gar nicht zu erwähnen. Es gehe um verlorenes Vertrauen. „Wir sollten diese Entwicklung nicht auf sich beruhen lassen“, so Brockmeier. Sie warb für einen Dialog mit allen Teilen der Gesellschaft. Es sei wichtig zu erklären, wie Wissenschaft zu ihren Ergebnissen komme, aber auch, dass diese vorläufig seien, keinesfalls beliebig. Brockmeier warnte davor, klickzahlorientierten Filterblasen-Informationen auf den Leim zu gehen. Wissenschaft solle durch bescheidene Haltung, Selbstkritik und respektvollen Umgang geprägt sein, nicht durch Sensationsmache und Heilsversprechen.

Rektor Dabbert sieht die Uni auch in Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler

Zuvor hatte auch Unirektor Stephan Dabbert erklärt, es sei „wichtig, dass wir unsere Vorgehensweise der Gesellschaft erläutern“. Dies hätten er und viele andere Wissenschaftler vor kurzem beim March for Science auf dem Stuttgarter Schlossplatz getan. Schließlich, so Dabbert, stehe man ja auch in Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler, „der unsere Arbeit hier finanziert“. Allerdings habe Hohenheim „die Segel gut gesetzt“, sagte Dabbert im Blick auf zahlreiche Erfolge bei Forschung und Infrastruktur – Wohnheimbau, Mensaerweiterung, Audimax, neues Forschungsgewächshaus, Geno-Akademie-Areal erworben, große Forschungsprojekte – etwa zum Klimawandel.

Die Uniratsvorsitzende Marion Johannsen bescheinigte Dabbert, er habe die Chancen „mit Courage und Weitblick“ genutzt. „Möge der Hohenheim-Spirit uns alle beflügeln“, sagte sie.

Den Höhenflug bremste Robin Mink als Vertreter des Mittelbaus etwas ab. Die Uni sei zwar erfolgreich in der Internationalisierung, aber „der Landesregierung fehlt der Wille, dies ernsthaft zu unterstützen“, sagte er im Blick auf die Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer. Immerhin habe sich Hohenheim geschlossen dagegen gestemmt. Kritisch sei für viele Wissenschaftler ihre unsichere Finanzierung. Positiv würdigte Mink die Graduiertenakademie, den Schwerpunkt der Uni auf Juniorprofessuren und ihre Erfolge in der Gleichstellung von Frauen.

Die studentischen Vertreterinnen lehnen Studiengebühren ab

Die studentischen Vertreter Sarah Graf und Nora Kretzschmar teilten die Kritik an den Gebühren und forderten eine bessere Beratung und Betreuung der Studierenden sowie ein stärkeres politisches Mandat. Übrigens: Am Samstag öffnet die Uni den Campus für große und kleine Besucher.