Die Brücke überspannt den Halsgraben, der ein Teil der Burgbefestigung ist. Foto: Roberto Bulgrin

Die idyllisch im Wald gelegene Diepoldsburg zwischen Lenningen und Bissingen gilt als ein Geheimtipp unter den rund 80 Burgen im Kreis Esslingen. Wir verraten, wie sie zu ihrem geheimnisvollen Beinamen Burg Rauber kam.

Das Esslinger Burgenland liegt rund um das Lenninger Tal. Hier grüßt die bekannte Burg Teck von der gleichnamigen Anhöhe, außerdem finden sich hier die Sulzburg, die Burg Hohengutenberg, die Ruine Wuelstein und die Burg Diepoldsburg – auch Rauber genannt – sowie einige mehr. Alle gemeinsam belegen den Ruf der Region, Teil einer der spannendsten Burgenlandschaften Deutschlands zu sein, wie es Forscher der Universität Tübingen formulieren. Aber rund ums Lenninger Tal kommen nicht nur Mittelalterfans auf ihre Kosten, auch für Ausflügler lohnt sich der Weg. Die Diepoldsburg ist dabei längst nicht so überlaufen wie die Burgen Teck und Hohenneuffen.

Wie kommt man zu der Burganlage?

Die Ruine ist zu jeder Jahreszeit ein lohnenswertes Ausflugsziel. Im Sommer punktet der Rauber schon beim Anmarsch mit einem schattigen Trampelpfad, wenn man das Auto auf der ausgeschilderten Rauberweide im Ortsteil Bissingen-Ochsenwang parkt. Nach etwa 30 Minuten erreicht man einen kleinen Friedhof und schließlich das Areal der Diepoldsburg, wie die auf etwa 780 Meter Höhe gelegene Burg eigentlich heißt.

Wer es sportlicher angehen möchte, wählt die gut elf Kilometer lange Rundwanderung von Bissingen aus. Sie führt über 539 Höhenmeter zunächst entlang der Bissinger Eichhalde hoch zur Burgruine Rauber, weiter zum Sattelbogen, Gelber Fels, Burg Teck und von dort wieder nach Bissingen. Bei gutem Wetter bietet sich dort als krönender Abschluss ein erfrischendes Bad im Bissinger Feuersee an. Bissingen erreicht man mit der Buslinie 175 von Kirchheim unter Teck aus.

Was ist das Besondere an der Ruine und wie kommt sie zu dem Beinamen Rauber?

Ursprünglich zählten zu der auf einem Felskamm gelegenen Anlage mehrere Vorburgen. Die eigentliche Diepoldsburg ist eine Doppelburg, die aus der Oberen Diepoldsburg und der Unteren Diepoldsburg, auch Burg Rauber genannt, besteht. Sie erstreckt sich, idyllisch im Wald versteckt, auf einer Länge von 200 Metern. Von der fast viereckigen Kernburg sind noch die teils wieder aufgebauten bis zu acht Meter hohen Wehrmauern zu sehen. Der Beiname Rauber der Unteren Diepoldsburg soll auf ihre frühere Funktion als Raubritterburg verweisen.

Ist die Ruine selbst zugänglich?

Wer die 45 Meter unterhalb der oberen Burganlage gelegene Untere Diepoldsburg betreten möchte, gelangt am besten über die hölzerne Brücke auf das Gelände, die den sogenannten Halsgraben, das ist ein Teil der Befestigungsanlage, überspannt. Im Burghof befindet sich noch eine Zisterne. An mehreren Stellen lohnt hier der Blick ins Tal und auf den idyllisch gelegenen Ort Bissingen. Zum Verweilen lädt ein Rastplatz auf der gut 100 Meter langen und fast ebenen Fläche ein, der die Obere von der Unteren Diepoldsburg trennt. Wanderer können auf ausgeschilderten Wegen weiter zur Burg Teck gelangen.

Wem gehört die Diepoldsburg?

Die Untere Diepoldsburg ist eine Burg aus dem späten Mittelalter und der jüngste Teil einer großen, viel älteren Burganlage, heißt es auf dem neuen Burgenportal „Unsere Burgen“, das die Kreisarchive Reutlingen und Esslingen gemeinsam initiiert haben. Demnach bestand die Diepoldsburg wohl schon im 10. Jahrhundert, während der „Rauber“ vermutlich Ende des 13. Jahrhunderts durch die Herzöge von Teck als Vorburg der Diepoldsburg errichtet wurde. Die Untere Diepoldsburg wurde von niederadligen Dienstmannen bewohnt. Später verpfändeten die Herzöge von Teck die Burg demnach an Niederadlige wie die Herren von Grafeneck und die Schwenzlin von Hofen. Ende des 15. Jahrhunderts sei die Burg mit den dazu gehörenden Besitzungen an die Truchsessen von Bichishausen und 1510 an die Familie Speth von Sulzburg übergegangen. Heute ist der Landkreis Esslingen Eigentümer.

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Welchem Zweck dienten die Burgen rund um das Lenninger Tal?

Die Diepoldsburg zählt zu einem ganzen Netz von rund 80 Burgen und befestigten Adelssitzen im Kreis Esslingen, die sogenannte Dienstleute rund um die Sitze hochadliger Herrschaften im Mittelalter errichtet hatten. Diese Hauptburgen dienten dem Adel als Wohn-, Wehr- und Wirtschaftsanlagen von wo aus seine Vertreter herrschaftlichen und administrativen Zugriff auf Personen und Landschaft geltend machten.

Warum interessieren sich Forscher für die Burgen im Albvorland?

Seit einigen Jahren beleuchtet die Universität Tübingen mit dem Projekt „Herrschaftsräume und Ressourcenerschließung im Mittelalter“ die Burgenlandschaft auf der Schwäbischen Alb. Im Fokus steht der historische Aspekt, der sich mit den Personen und deren Verbindung zu Burgennetzen beschäftigt. Außerdem geht es um die Manifestation von Herrschaft und wie sich diese in der Landschaft, im Siedlungsbild von Dörfern und Gemarkungen, in Burgenbauten und ihnen verwandten Elementen adliger Architektur archäologisch nachweisen lässt.

Unterwegs in der Region

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Service
Anfahrt über die A 8 bis zur Ausfahrt Kirchheim/Teck-Ost, weiter über die B 465 Richtung Nabern, über die Bissinger Steige hinauf nach Ochsenwang. Nach der letzten Kehre erste Straße rechts, dem Hinweis Freizeitheim Diepoldsburg folgen bis zum Parkplatz Rauberweide.

Gastronomie
Gaststätte Krone, Eduard-Mörike-Straße 33, und Gasthaus Rössle, Bissinger Straße 2, in Ochsenwang. Restaurant Reuschwald, Simmereswasen 1, in Kirchheim-Nabern.

Weitere Informationen online unter:
www.unsere-burgen.de