Der Ministerpräsident und der Audi-Vorstandsvorsitzender Bram Schot bei der Schlüsselübergabe. Foto: AUDI AG

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann fährt normalerweise einen Daimler als Dienstwagen. Seit Mittwoch hat er jedoch einen Audi. Wir haben nachgefragt, warum das so ist.

Stuttgart - In der S-Klasse von Daimler fühle er sich „wie eine Sardine in der Büchse“, hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor einiger Zeit mal gesagt. Dabei fuhr er sogar in der Langversion der Oberklassenlimousine, die Personen auf der Rückbank extra Beinfreiheit verschafft. Im Dezember stieg er dann auf einen wasserstoffbetriebenen SUV von Mercedes-Benz um, den GLC F-Cell. Gut drei Monate später steht nun ein Audi vor dem Staatsministerium – und der Ministerpräsident freut sich auf das Gefährt: „Dieses Fahrzeug ist ein hervorragendes Beispiel für nachhaltige Mobilität“, zitieren ihn die Ingolstädter in einer Pressemitteilung.

Probefahrt mit der Batterietechnik

Warum fährt der baden-württembergische Regierungschef plötzlich ein „bayerisches“ Auto? Mit dieser Frage konfrontiert, erklärt die Pressestelle des Staatsministeriums, dass Kretschmann das Fahrzeug bis zum 19. Februar teste. Der e-Tron sei das erste rein batterieelektrische Fahrzeug und „da unser großes Ziel lautet, Fahrverbote für Diesel-5 vermeiden zu wollen, lohnt sich eine Probefahrt mit diesem Wagen“, heißt es weiter in der Antwort. Den aktuellen Daimler-Dienstwagen wolle man nicht ablösen. Dass dieser Test nur zum Spaß durchgeführt wird, darf aber bezweifelt werden.

Nur Dienstagwagen aus Baden-Württemberg

Die bisherige Einkaufspolitik des Ministerpräsidenten ist deutlich: Kretschmann hatte bislang ausschließlich Daimler-Dienstwagen. Das lag auch an dem Kaufkriterium, dass das Auto aus Baden-Württemberg stammen sollte, wie sein ehemaligen Sprecher Klaus-Peter Murawski zu seiner Zeit erklärte. Der Audi e-Tron wird in Brüssel gefertigt, große Teile des GLC F-Cell dagegen in den baden-württembergischen Daimler-Werken in Mannheim, Kirchheim/Nabern und Stuttgart-Untertürkheim. Erst 2020 soll auch im Audi-Werk Neckarsulm ein reiner Stromer produziert werden – der E-Tron GT wird allerdings ein Sportwagen. Doch nicht jeder Minister der Landesregierung vertraut auf Fahrzeuge von Daimler. Innenminister Thomas Strobl, Sozialminister Manne Lucha und Umweltminister Franz Untersteller schwören auf ihren Audi A8.

Weniger Beinfreiheit

Was die Emissionen angeht, ist Kretschmann mit beiden Modellen umweltfreundlicher unterwegs, als mit der S-Klasse. Aber sind die Modelle auch komfortabele Dienstfahrzeuge? Ein Blick auf die technischen Daten der Fahrzeuge verrät, dass weder der Daimler-Geländewagen (4,67 Meter Länge), noch der Audi-SUV (4,90 Meter) annähernd so groß sind wie der Mercedes-Benz S500 e in der Langversion (5,24 Meter), den Kretschmann bis Dezember fuhr. Ob er sich bei längeren Fahrten wohl seine Sardinenbüchse zurückwünscht?