Daimler im Fokus von Dieben Foto: imago/Traut

Drei Männer sollen im großen Stil Teile aus dem Motorenwerk von Mercedes Benz gestohlen haben. Der Schaden geht in die Millionen.

Die Stuttgarter Kriminalpolizei ist nach langen und intensiven Ermittlungen einem Trio auf die Spur gekommen, das im großen Stil Teile aus dem Werk des Autoherstellers Mercedes Benz gestohlen haben soll. Der Wert der Beute wird mit mehreren Millionen Euro angegeben. Sie schleppten Motoren und Getriebe aus dem Werk. Zwei der drei Tatverdächtigen kamen nun in Untersuchungshaft, melden die Polizei und die Staatsanwaltschaft.

Die Diebstahlsserie soll bereits im Februar 2020 angefangen haben. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es habe extrem lange gedauert, bis die Polizei eingeschaltet wurde – denn seither sind schließlich schon zweieinhalb Jahre ins Land gegangen. Doch der Automobilhersteller, bei dem es sich nach Informationen unserer Zeitung um die Firma Daimler handelt, schlug schon vor einiger Zeit Alarm. Die Kripo sei bereits vor zwei Jahren, im August 2020, eingeschaltet worden und habe begonnen zu ermitteln.

Warum es danach noch zwei Jahre dauerte, das verrät die Polizei nicht. Sie sammelte in dieser Zeit aber Beweise, die nun aus Sicht der Staatsanwaltschaft ausreichten, um gegen das Trio Haftbefehle zu beantragen und Durchsuchungsbeschlüsse zu erhalten.

Bei der Beute der drei Männer soll es sich um mehr als 100 Verbrennungsmotoren und mehr als 500 Getriebe handeln, die sie im Zentrallager des Autoherstellers verschwinden ließen. Wie sie das logistisch machten, verrät die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen – und wohl auch zum Schutz vor potenziellen Nachahmern – nicht.

Die Teile sollen zwei der drei Tatverdächtigen beschafft haben, die auch dort arbeiteten. Sie sind 52 und 57 Jahre alt. Die Polizei konnte sie am Dienstag festnehmen, nicht jedoch ihren 36 Jahre alten Komplizen. Er wurde nicht an seiner Adresse angetroffen. Es sei aktuell auch nicht bekannt, wo der 36 Jahre alte Tatverdächtige sich aufhalte.

Der dritte Tatverdächtige wird noch gesucht

Die Polizei durchsuchte nach der Festnahme die Wohnungen der drei Männer in Stuttgart, Esslingen und im Landkreis Schwäbisch Hall. Außerdem schauten sie sich in einer Lagerhalle in Backnang um, in der Teile der Beute untergebracht waren. Die Ermittelnden fanden einige der entwendeten Verbrennungsmotoren und Fahrzeuggetriebe. Es seien aber auch schon viele verkauft worden, sagt ein Sprecher der Polizei. Bei den Durchsuchungen stellten sie neben der noch vorhandenen Beute auch noch weitere Beweismittel fest, die nun ausgewertet werden müssen.

Gegen die Männer lagen bereits Haftbefehle vor, welche die Stuttgarter Staatsanwaltschaft beantragt hatte. Ein Richter setzte sie gegen den 52-jährigen und den 57-jährigen Tatverdächtigen am Dienstag in Vollzug, sie kamen in Untersuchungshaft. Die Kripo muss nun nicht nur weiterhin ermitteln, wie die Gruppe agierte und auf welchen Wegen sie die Beute veräußerte. Sie muss vor allem den Komplizen der beiden Männer finden, die bereits in Untersuchungshaft sitzen. Der 36-Jährige sei der einzige im Bunde, der nicht beim Autohersteller Daimler gearbeitet hatte, so der Polizeisprecher.

Ähnliche Fälle kommen immer wieder vor. So standen im Frühjahr 2021 acht Männer vor Gericht, die palettenweise Teile aus dem Sindelfinger Daimlerwerk entwendet hatten. Sie hatten es dabei unter anderem auf elektronische Steuergeräte, Scheinwerfer und auch Mercedes-Sterne abgesehen, die sie mit ihren eigenen Autos abtransportierten. Der Schaden war nicht ganz so hoch wie im aktuellen Fall: Es ging aber immerhin um mehrere Hunderttausend Euro.