Es muss nicht immer nur das Handtuch sein: In Frankreich konnte man immerhin einen diebischen Gast noch auf frischer Tat ertappen als er einen ausgestopften Wildschweinkopf abmontieren wollte. Foto: Fotolia/©Hans und Christa Ede

Wenn der Gast mit dem Wildschweinkopf verschwindet, ist das laut einer aktuellen Studie nicht ungewöhnlich. Viele Gäste tun die Urlaubs-Diebereien als Kavaliersdelikt ab. Doch Juristen warnen: Schon der Klau eines Handtuchs kann strafrechtliche Konsequenzen haben.

Berlin/Berg/ Stuttgart - Der Hotelier einer italienischen Unterkunft wunderte sich nicht schlecht, als er durch die Lobby ging und feststellen musste, dass das Klavier, das dort immer stand, plötzlich verschwunden war: „Kurz darauf erfuhr ich, dass drei unbekannte Männer in Overalls das große Piano abtransportiert hatten. Es tauchte natürlich nie wieder auf.“ In Frankreich konnte man immerhin einen diebischen Gast noch auf frischer Tat ertappen als er einen ausgestopften Wildschweinkopf abmontieren wollte. Dass er später dennoch zu der Jagdtrophäe kam, ist seinen Freunden zu verdanken: Die kauften dem Hotel das gute Stück ab und schenkten es ihm zur Hochzeit.

Es sind die Kuriositäten der Studie zum Thema Hoteldiebstähle, für die im Auftrag des Hotel-Bewertungsportals „Wellness Heaven“ im vergangenen Mai und Juni 937 Hoteliers auf der ganzen Welt befragt wurden. Doch weitaus weniger zum Lachen ist die Erkenntnis, dass es Hotelgäste mit dem Eigentum ihrer Unterkunft nicht sonderlich genau nehmen. „Die erdrückende Mehrheit klaut vor allem Handtücher und Bademäntel“, heißt es seitens des Geschäftsführer des Hotelguides, Tassilo Keilmann. Die beiden Klassiker sind vor allem bei deutschen Hotelgästen beliebt. Aber auch Kleiderbügel, Stifte und Besteck verschwinden mit den Übernachtungsgästen. Weiter geht es mit allem, was irgendwie in den Koffer passt: Stifte, Besteck, Kosmetika, Batterien, Kunstwerke, Decken und Kissen. Selbst Matratzen werden mitgenommen.

Österreicher bevorzugen Kaffeemaschinen, Schweizer den Föhn

Dabei zeigen sich anhand des Diebesguts auch nationale Unterschiede: Während die Österreicher in der Ferienzeit mit Vorliebe Kaffeemaschinen und Geschirr entwenden, sind es in Italien die Rotweingläser. Die Franzosen stehlen gerne Fernseher und Fernbedienungen, in der Schweiz finden viele Hotelgäste die Föhns als begehrenswertes Hotelsouvenir. Holländische Hotelgäste sehen in ihren Mitbringseln vor allem den praktischen Nutzen: Zu ihren Favoriten zählen Glühbirnen und Toilettenpapier.

Für diese Gäste mögen solche Vergehen Kavaliersdelikte sein – „tatsächlich ist es aber eine strafbare Handlung“, sagt Christopher Lück, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. Nach seinen Schätzungen entsteht den Unternehmen allein durch Hoteldiebstähle ein Schaden in Millionenhöhe.

Selbst die kleinen Shampoo-Fläschchen sind nicht zum Mitnehmen gedacht

Genaugenommen darf man aus dem Hotelzimmer gar nichts mitnehmen, ergänzt Petra Thollembeek vom Landesverband des Dehoga. Selbst Kleinigkeiten wie Seifen, Shampoos und Cremes gehören zur Hotelausstattung und sind zur Benutzung während des Aufenthalts vorgesehen – nicht als kostenloses Souvenir. „Egal, was der Gast mitnimmt – im schlimmsten Fall betrachtet es ein Hotel als Diebstahl“, warnt die stellvertretende Geschäftsführerin Thollembeek

Ob die Hotels jeden dieser Delikte zur Anzeige bringen, darüber hat der Dehoga keine Kenntnis: Das handhabe jedes Unternehmen auf seine Art und Weise. Meist wappnen sich die Hotels mit simplen Diebstahlsicherungen: Kleiderbügel werden durch Ringe an der Kleiderstange befestigt, Elektrogeräte wie Fernseher oder Radiowecker werden über Laser-Systeme diebessicher. Bei Handtüchern und Bademäntel versucht man dagegen mit freundlich formulierten Schildchen mit der Aufschrift „Dieses Produkt können Sie bei uns käuflich erwerben“ an das Gewissen der Gäste zu appellieren.

In amerikanischen Hotels werden Mikrochips in Handtücher eingenäht

In den USA dagegen ist man da schon einen Schritt weiter: Hier setzen manche Hotels waschbare Mikrochips ein, um Hotelgäste zu ehrlicheren Menschen erziehen. Eingenäht in Handtücher, Bademäntel und Bettlaken, erlaubt er den Hoteliers, geklauter Wäsche nachzuspüren.

Diese Dinge werden am liebsten geklaut

Prozentuale Verteilung der am häufigsten gestohlenen Gegenstände in Hotel-Zimmern. 937 Hoteliers haben sich an der Umfrage beteiligt. Foto: Wellness Heaven