Foto:  

Yoko Onos Ex-Chauffeur hatte offenbar persönliche Gegenstände gestohlen. Ein Hehler soll die Beute nach Deutschland vermittelt haben. Der Diebstahl hatte auch Lennons Witwe überrascht.

Berlin - Der Krimi um das bewegte Leben von Musiklegende John Lennon und seine Witwe Yoko Ono wird um ein weiteres Kapitel reicher. Wie die Berliner Staatsanwaltschaft bereits am Montag mitteilte, sind die Behörden in einem Auktionshaus in der Hauptstadt und bei einem mutmaßlichen Hehler auf etwa hundert persönliche Gegenstände von John Lennon gestoßen, die offenbar von Yoko Onos ehemaligem Chauffeur bis 2006 aus deren Wohnung in New York gestohlen wurden. Darunter Tagebücher, Lennons markante Nickelbrillen, handschriftliche Notizen und ein Zigarettenetui. Geschätzter Wert: 3,1 Millionen Euro.

Im Juni hatte das Landeskriminalamt Berlin einen Anruf vom Insolvenzberater des Berliner Auktionshauses erhalten, das Pleite gemacht hatte. „Unseren Erkenntnissen nach kein besonders renommiertes Haus“, sagte Oberstaatsanwalt Michael von Hagen am Dienstag auf einer Pressekonferenz, bei der Staatsanwaltschaft und Polizei gemeinsam Details zu dem Fall bekanntgaben. Der Insolvenzverwalter war in dem Haus auf Stücke gestoßen, deren Herkunft unklar war und die offenbar aus dem Privatbesitz von John Lennon stammten.

Der Verkäufer war mithilfe der Unterlagen schnell ausgemacht: Ein 58 Jahre alter Deutscher mit türkischen Wurzeln, der jetzt wegen des Verdachts auf Hehlerei in Untersuchungshaft sitzt. Straffällig ist der Mann bislang nicht geworden. Verbindungen zur organisierten Kriminalität gebe es auch keine.

Lennons Sachen sind für Yoko Ono ein Heiligtum

Der Diebstahl selbst dagegen liegt nach Erkenntnis der Ermittlungsbehörden jahrelang zurück. Spätestens 2006 dürften die Gegenstände aus Lennons Nachlass entwendet worden sein. Damals trennte sich Yoko Ono nämlich von ihrem Chauffeur, der versucht hatte, sie zu erpressen: Ein New Yorker Gericht verurteilte den ebenfalls türkischstämmigen Mann zu 60 Tagen Haft.

Doch der Diebstahl blieb offenbar lange unbemerkt. Um die Echtheit der Fundstücke zu überprüfen, wurde Yoko Ono im Oktober als Geschädigte in die deutsche Botschaft in New York eingeladen. Dort erkannte sie laut Angaben der Behörden viele der Gegenstände zu ihrer eigenen Verwunderung wieder. „Yoko Ono hat uns glaubhaft versichert, dass die Stücke echt seien und sie diese niemals verschenkt, verliehen oder jemandem zur Aufbewahrung anvertraut hätte“, sagte Carsten Pfohl vom LKA. Sie betrachte Lennons private Sachen gewissermaßen als Heiligtum.

Für die mutmaßlichen Gauner dagegen waren sie wohl nur eine Geldquelle. Es deutet vieles darauf hin, dass der Umschlagplatz des Diebesguts zwischen dem Chauffeur und dem der Hehlerei beschuldigten Teilhaber einer Berliner Pizzeria die Türkei gewesen ist. „Zumindest unterhielten die beiden Männer dort Geschäftsbeziehungen“, sagte Pfohl.

Der Chauffeur lebt in der Türkei

Eine Uhr im Wert von 600 000 Euro, ebenfalls aus Yoko Onos Habseligkeiten entwendet, habe bereits ein Käufer gefunden. Dieser Fall beschäftigt jetzt Gerichte in Italien und in der Schweiz. Ob noch weitere Schätze unrechtmäßig ihren Besitzer gewechselt haben, ist nicht bekannt. Das LKA will das aber auch nicht ausschließen.

Derzeit prüfen die Behörden noch, ob das insolvente Auktionshaus von der Herkunft der Hehlerware gewusst haben könnte. „Bis jetzt weist allerdings nichts darauf hin“, sagte Pfohl. Was ihn wurmt: Der Chauffeur hält sich in der Türkei auf, und es ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar, ob er dort belangt werden kann.

Die für die Öffentlichkeit womöglich spannendsten Ergebnisse, die der Fall hätte zutage fördern können, werden jetzt unter Verschluss bleiben, wenn Yoko Ono die Sachen ihres verstorbenen Mannes zurückbekommt. Denn was Lennons Tagebüchern steht, darüber wollten die Behörden keine Angaben machen.