Vor Einbrechern kann man sich schützen. Die Polizei berät Wohnungseigentümer und Mieter kostenlos. Foto: dpa/Daniel Maurer

Verbrecher agieren innerhalb Europas immer öfter grenzüberschreitend. Aber auch die Polizei arbeitet international eng zusammen, um die Täter zu überführen, wie Experten des Landeskriminalamts in Stuttgart betonen.

Kreis Böblingen - Auch Kriminelle machen sich die Globalisierung zunutze: Gruppen aus Rumänien oder Georgien reisen gezielt für Einbrüche nach Deutschland ein. Manche kriminellen Banden reisen von einem Land ins andere. Und sie orientieren sich am Markt. „Die Strukturen verändern sich“, sagt Markus Körner vom Landeskriminalamt in Stuttgart, ein Spezialist für Eigentumsdelikte. Heute sind Täter mal als als Einbrecher unterwegs und ein paar Tage später vielleicht auf Diebestour im Apple-Store. Gestohlen wird, was der Markt verlangt – aktuell zum Beispiel hochwertige Elektronik. Immer wieder gibt es neue Trends in der Branche, die von einem Land ins andere schwappen.

Ein Beispiel: die Sprengung von Geldautomaten. Vor ein paar Jahren sei dieses Phänomen in Frankreich aufgetaucht, sagt Michael Huber, der für das Landeskriminalamt Kriminalitätsanalyse betreibt. Dann hätten die französischen Banken ihre Automaten gesichert, die Täter wanderten nach Holland und Belgien weiter. Nun seien sie viel in Deutschland unterwegs, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Zu Hubers Job gehört es, solche Trends zu erkennen und die Polizei auf mögliche Delikte der Zukunft vorzubereiten. Schritt halten mit den Tätern oder ihnen gar einen Schritt voraus sein, darum geht es.

Von Frankreich nach Deutschland

Dafür arbeiten die Polizeibehörden innerhalb Europas mittlerweile eng zusammen. Denn auch die Kriminellen werden immer internationaler. „Wir wissen von Tätergruppen, die in Frankreich nahe der Grenze wohnen und für ihre Taten dann nach Deutschland reisen“, nennt Huber ein Beispiel.

Die Polizei ist gewappnet. Dreimal im Jahr reist Markus Körner als Vertreter des Landeskriminalamts nach Den Haag. Dort tauscht er sich mit Kollegen aus ganz Europa über Eigentumsdelikte aus: Diebstähle, Einbrüche. Dabei interessieren sich die Experten vor allem für international agierende Gruppierungen. Vorgehensweisen und die in unterschiedlichen Ländern an Tatorten gesicherten Spuren werden miteinander verglichen. So kann man auch Banden dingfest machen, die keinen festen Aufenthaltsort haben, sondern als Täter in verschiedenen Ländern unterwegs sind. Erst kürzlich habe man eine Gruppierung zerschlagen können, die nicht nur in Konstanz und im Bodenseegebiet , sondern zuvor auch in Städten in Großbritannien und Frankreich Einbrüche verübt hatte, berichtet Körner. Die Mitglieder der Gruppe wurden verhaftet.

Die Strategie zeitigt offenbar auch langfristig Erfolge. Stolz verweist Jörg Lauenroth, der Pressesprecher des Landeskriminalamts, auf die Einbruchszahlen in Baden-Württemberg: die seien von 13 500 im Jahr 2014 auf 7000 im Vorjahr zurückgegangen. Für ihn eine Folge des Konzepts der Polizei, das eine konsequente Strafverfolgung der Taten, aber auch präventive Maßnahmen umfasse.

Prävention ist wichtig

Die Prävention sei ein wichtiger Baustein, gerade bei Einbruchsdelikten, erklärt Lauenroth und verweist auf die Beratungsstellen der Polizei. Diese zeigen Hausbesitzern, wie sie ihre Wohnung einbruchssicher machen können. „Jeder kann aktiv sein, um sein Hab und Gut zu schützen und Prävention nutzen“, sagt Lauenroth. Das gelte aber nicht nur für Privatleute, sondern auch für Ladeninhaber.

Trotz aller Erfolge: eine Welt ohne Kriminalität wir es wohl nicht geben. Körner spricht von einem „Verdrängungseffekt“. Bedeutet: Wenn es für Kriminelle beispielsweise in Deutschland zu „heiß“ für Einbrüche wird, weichen sie vielleicht auf andere Länder aus oder erfinden ganz neue Delikte. Es ist die Aufgabe von Huber und Körner, diese neuen Kriminalitätstrends rechtzeitig zu erkennen.