Andere Ärzte (Mark Keller, Rebecca Immanuel) staunen, wenn Bergdoktor Gruber (Hans Sigl, re.) die richtige Diagnose stellt. Foto: ZDF

Das ZDF schickt ab 3. Januar 2019 wieder den „Bergdoktor“ in die Höhe und ans Krankenbett. Wir finden, dieser Mann sei mit den üblichen Krankheiten krass unterfordert. Wir schlagen vor, wovon der Ausnahme-Arzt uns wirklich heilen sollte: vom Männerschnupfen etwa.

Stuttgart - Viren suchen fluchtartig das Weite, Knochen wachsen zusammen wie vom Sekundenkleber geküsste Bastelteile: der „Bergdoktor“ kehrt zurück. Ab 3. Januar schickt das ZDF wieder den robustesten Mediziner der TV-Geschichte zu seinen Patienten. Bei ihm muss man nicht monatelang auf Termine warten, er kraxelt in die Schlucht, in die man gefallen ist. Wo Halbgötter in Weiß mit „Kann sein, kann auch nicht sein“-Gesichtern über Röntgenbildern rätseln, verlässt er sich auf seinen Instinkt. Statt enger Fallpauschalentaktung – Kopf unter dem Arm: drei Minuten – bekommt man menschliche Zuwendung. Doch seit Jahr und Tag verschwendet das Fernsehen dieses Talent an Krankheiten, die auch andere heilen könnten. Wir hoffen darauf, dass er sich endlich den ganz harten Nüssen der Medizin zuwendet.

Serpentinenschwindel

Um in die Berge zu kommen, fährt der Tourist aus dem Flachland kurvenreiche Straßen entlang. Sehr kurvenreiche Weglein, mit jähen Windungen, mit heftigen Rucklern in dünner Luft. Das Ohr beginnt zu pfeifen, der Gleichgewichtssinn treibt Schiffschaukelschabernack, die Augen melden, die Berge seien besoffen. Aus diesem Tumult möchte der Magen dann sehr viel früher nach Hause als alle anderen Körperteile und tut das auch kund. So fangen Urlaubsreisen familienzerrüttend an.

Männerschnupfen

Es ist immer das gleiche. Bei Männern kribbelt die Nase selten einfach so. Sie kribbelt auf lebenszerstörende Weise. TMS eben - Tödlicher Männerschnupfen. Symptome: Selten Schnupfen, kaum Husten und ein nur wenig kratzender Hals. Dafür absolute Hilflosigkeit, die sich in Jammern, Heulen und Zetern mit feuchtem Auswurf äußert. In seiner ärgsten Form gleicht der TMS einer Nahtoderfahrung. In diesem Stadium lässt der Patient meistens nur noch eine Hilfe zu: die von seiner Mutti.

Kinder-Dickkopf

Keine Süßigkeiten? Brüllen. Essen ist nicht fertig? Schreien. Lieblingshose in der Wäsche? Kreischen. Passt alles auch zum Krankheitsbild des TMS (siehe Männerschnupfen) – muss in diesem Fall allerdings isoliert gesehen werden. Als einziger Zustand, der hauptsächlich im Kindesalter auftritt. Beim Kleinkind ist Brüllen was das Zeug hält der einzige Gefühlsausdruck, größere Kinder können sich zwar artikulieren, sagen aber nur noch: „Was ist daran für mich interessant?“

Putzfimmel

Ist da noch ein Dreck? Nein, da ist keiner mehr, aber da könnte einer sein. Und so schrubben vom Putzfimmel Befallene schon mal zur Abschreckung, damit sich kleine Krümel unerwünschter Materie gar nicht erst auf die Küchenfliesen wagen, damit kein Staub die Dreistigkeit besitzt, sich hinter dem Heizkörper verstecken zu wollen, damit Fettspritzer nicht einmal über den Pfannenrand spickeln. Auch wenn das Parkett vom ewigen Gewienertwerden dünn wie eine Parmaschinkenscheibe wird, auch wenn das robusteste Staubsaugermodell immer schon nach kurzer Zeit an Überhitzung stirbt, der Putzfimmelkranke kann sich nicht stoppen. Je sauberer die Wohnung, desto größer die Panik, sie könnte schmutzig werden.

Wahlmüdigkeit

Hilft das was, dass man sich informiert, sorgt, ärgert, schließlich sein Kreuzchen macht – und am Ende sitzen unsympathische Entscheidungsträger in Talkshows und sondern Sprachfloskeln ab? Ja, es hilft trotzdem was, wie man an Ländern sieht, in denen viel üblere Unsympathen dafür sorgen, dass Wahlkämpfe für die Opposition im Gefängnis enden. Trotzdem schleicht die Wahlmüdigkeit durchs Land wie ein dicker Nebel, der das Licht der Demokratie erstickt. Ein Aufwecktrick wird dringend gebraucht, ein Erster-Hilfe-Griff, den jeder bei sich selbst anwenden kann.

Eingeschlafenes Gesicht

Tückisch. Der Betroffene merkt vom leblosen Zustand seiner Miene nichts. Der Außenstehende dagegen wird panisch. Denn wie da jede Falte Haut plötzlich so schlaff rumhängt, ist zombiefilmreif. Wer hat hier nur langweiliges Zeug erzählt? Oder würde es schon helfen, „Die Fallers“ oder den Frankfurter „Tatort“ auszuschalten? Ersten Studien zufolge ist gegen das eingeschlafene Gesicht noch kein Kraut gewachsen. Leider. Denn zu allem Überfluss ist es hoch ansteckend.

Hypochondrie

Die hartnäckigste aller Krankheiten ist die Einbildung, krank zu sein. Mit jedem Wehwehchen anderer bekommt sie neue Munition. Jeder Hustenreiz wird als Todesbote erkannt, jedes Hautkribbeln als Mahnung, schnell noch ein Blitztestament aufzusetzen. Das Anschauen von Krankenhausserien tunkt den Hypochonder in ein Moorbad der Infektionen, Gebrechen und fatalen Leiden. Da kann auch der Bergdoktor wohl gut zureden, wie er will: wenn der Hypochonder einen Arzt auch nur sieht, spürt er alle Krankheiten in sich, die der je behandelt hat.

Ausstrahlung: Die erste neue Folge läuft am 3. Januar um 20.15 im ZDF.