Mit Cee Taris Sunshine und My Blue Sunshine an der langen Leine ist Silke Woitaschek am liebsten unterwegs. Foto: Gottfried Stoppel

Silke Woitaschek und ihre Pferde gehören zu den Topteams des Western-Reitsports. Bei der Sportlerehrung in Remshalden ist sie jetzt schon zum zehnten Mal mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden.

Remshalden - Ohne Sattel und Zaumzeug, mit Flipflops an den Füßen. So reitet Silke Woitaschek im Sommer am liebsten. Mit Cee Taris Sunshine unterm Hintern und My Blue Sunshine an der langen Leine geht es dann ins Gelände. Zusammen Spaß haben ist das Ziel, nicht mehr und nicht weniger. Wer das Trio so sieht, der wird kaum glauben, dass hier echte Champions unterwegs sind.

Aber Silke Woitaschek und ihre Pferde gehören seit mehr als einem Jahrzehnt zu den Topteams des Western-Reitsports. Alle Erfolge aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen – zu viele Titel hat sie mittlerweile gesammelt. Deutscher Meister ist sie mehrfach geworden, Europameister; sowohl bei Meisterschaften der Deutschen Quarter Horse Association (DQHA), der europäischen Quarter Horse Association wie auch bei der Ersten Westernreiter Union (EWU). Ins Nationalteam ist sie berufen worden, dem baden-württembergischen Kader gehört sie an. In Remshalden ist sie bei der Sportlerehrung für ihre Leistungen schon zum zehnten Mal mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden.

Infiziert mit dem Ponyvirus

Und dabei hatte Silke Woitaschek nie das Ziel, Turniere zu reiten. „Irgendwie hat sich das einfach ergeben“, sagt sie. Infiziert mit dem Ponyvirus hat sie als Mädchen mit Reiten angefangen. Per Zufall kam sie zum Westernreiten und durch eine schicksalhafte Begegnung an Tari, ihre treue Partnerin. „Eine Freundin wollte sich bei einem Quarter-Horse-Züchter ein Fohlen kaufen. Aus einer riesigen Herde kam ein drei Tage altes Fohlen zu mir an den Zaun. Das war Liebe auf den ersten Blick.“ Ein halbes Jahr hat Silke Woitaschek mit sich gerungen, dann erwarb sie Tari.

Die Stute ist mittlerweile 18 Jahre alt, aber noch kein bisschen müde. „Eigentlich wollte ich jetzt mal langsamer mit ihr machen, aber das fand sie nicht so gut“, sagt Silke Woitaschek und lacht. „Die hat das in sich drin. Sie ist willig und will was schaffen dürfen.“ Und so startete Silke Woitaschek auch dieses Jahr wieder bei der Deutschen Meisterschaft der EWU. Nahezu untrainiert. „Wir waren fast nur im Gelände unterwegs“, sagt Woitaschek, die immer noch über die Leistungen ihrer Schimmelstute staunen kann. Mit ihr wurde sie Deutsche Meisterin im Western Riding und Vizemeisterin im Trail.

Das Western Riding gilt als anspruchsvolle Disziplin, dabei müssen verschiedene, punktgenaue Übergänge von Gangarten und fliegende Galoppwechsel gezeigt werden. Beim Trail muss ein Hindernisparcours absolviert werden, das Pferd muss seine Geschicklichkeit beweisen. „Tari hat das von Anfang an total mühelos gemeistert. Tatsächlich habe ich bei Turnieren oft das Gefühl, dass sie sich einfach gerne präsentiert“, sagt Silke Woitaschek. „Und bei ihrer Tochter My Blue Sunshine ist es genauso.“ Die wurde bereits 2011 von der DQHA unter 250 vorgestellten Tieren zum besten Stutfohlen gekürt und schickt sich bei ihren ersten Turnieren für Jungpferde an, in die Hufspuren ihrer Mutter zu treten.

Spaß ist wichtiger als Erfolg

Vielleicht ist der Erfolg der beiden Tiere aber auch der Tatsache geschuldet, dass er ihrer Besitzerin nie wichtig war. „Ich möchte Spaß haben. Und ich möchte ein harmonisches Bild abgeben. Wenn sich Zuschauer auf dem Turnier für den schönen Ritt bei mir bedanken, ist das besser als jedes Schleifchen“, sagt Silke Woitaschek. Das Wohl ihrer Tiere steht über allem – nur deswegen hat sie bisher nie an Weltmeisterschaften teilgenommen. „Die finden in Amerika, in Oklahoma statt. Und ich wollte meinen Tieren den Flug nicht antun.“

Ihren Vierbeinern ordnet die 47-Jährige auch fast das ganze Privatleben unter. Vier bis fünf Stunden ist sie täglich bei ihren Pferden. Von Mai bis Oktober ist sie etwa einmal im Monat auf einem der Turniere, die zwischen fünf und zehn Tagen gehen. „Urlaub bleibt nie übrig. Aber ich schau schon, dass ich im Sommer mal zwei Wochen mit meinem Mann unterwegs bin“, sagt Silke Woitaschek, die bei einem Großhändler für Sättel und anderem Zubehör für Westernreiter arbeitet.

Und weil es nach den vielen Erfolgen manchmal etwas schwer ist, sich zu motivieren, hat sie sich neue Herausforderungen gesucht. „Seit zwei bis drei Jahren arbeite ich mit Rindern“, erzählt sie. Beim Cutting muss etwa ein Rind von seiner Herde getrennt werden. Für Tari, in deren Genen das Rinderhüten steckt, sei das eine spannende Sache: „Sie bewegt sich schneller, weil sie einen Sinn drin sieht.“ Zudem beschäftigt sich Silke Woitaschek damit, wie sie noch feiner mit ihren Pferden kommunizieren kann. „Ich möchte das Pferd als Pferd verstehen können.“