Nur einer zeigt den Weg -Putin sitzt unangefochten im Zenrum der Macht. Foto: AFP

Wladimir Putin lässt sich ein viertes Mal zum Präsidenten wählen. Ernsthafte Konkurrenz hat er nicht zu befürchten – trotz wachsender Unzufriedenheit im Volk. Vor allem auf dem Land verehrt man den starken Mann im Kreml.

Moskau - Eigentlich, so sagt die Moskauerin, eigentlich müsste sie Wladimir Putin bei der Präsidentenwahl an diesem Sonntag wählen. Wen sonst? Doch sie will ihn nicht wählen, will sich später nicht sagen lassen müssen, dass sie sein System stützt. Ein System, das über die Jahre starr geworden ist, immer verschlossener. Eines, das eine Idylle an die Wand malt und 22 Millionen Menschen im Land offiziell in Armut leben lässt. Das sich nach außen mit seinen Raketen stark gibt, in dem es unter der Oberfläche aber brodelt. Das wie im Fall des Giftanschlags auf den Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter keine Kraftprobe mit dem Westen scheut – ungeachtet der Folgen. Die Russen haben einen Vertrag mit diesem System: Der Staat entmündigt euch, dafür bekommt ihr Stabilität und nationale Stärke, zumindest ein Gefühl davon.

Der Herrscher braucht eine hohe Wahlbeteiligung

Millionen Russen haben „unterschrieben“, sie fühlen sich mit diesem vereinbarten Stillschweigen keineswegs unfrei im Land. Der Rest – all diese Stimmen, die eine echte Demokratie, echte Wahlen, eine echte Alternative wollen – ist in der Minderheit, nicht gehört, oft von den Behörden drangsaliert. So geht die besagte Moskauerin gar nicht erst zur Wahl. Sie wird nicht die Einzige sein, die den Urnen an diesem Sonntag fernbleibt.

Dabei braucht der Herrscher die Stimmen. Er braucht eine hohe Wahlbeteiligung, um seine Macht zu legitimieren, damit es so aussieht, als gehe hier alles mit rechten, ja demokratischen Dingen zu. Die Adlaten des Systems sind aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Schlangen vor den Wahllokalen lang werden. In so manchen Städten müssen die Wahlkampfhelfer genaue Vorgaben erfüllen, müssen Menschen zur Wahl bewegen. Wenn nicht, sieht es am Arbeitsplatz oder an der Universität schwieriger aus, womöglich steht die versprochene Beförderung innerhalb des Apparats infrage. Es ist keine Manipulation der Wahl, es ist der Druck des Systems, den jeder im Land kennt. Die Mehrheit der Menschen macht ohnehin ihr Kreuz beim Namen „Wladimir Wladimirowitsch Putin“. Warum? Weil die Wähler an diesem 18. März gar keine Wahl haben.