Lichterzauber: Der weiße Riese neben dem roten Renner. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Hundertausende von energiesparenden LED-Lämpchen illuminieren den Schlosssplatz und die Königstraße. Der Lichterzauber soll dem Einzelhandel zusätzliche Umsätze bringen – Erlebniseinkauf heißt die Devise, mit der dem Online-Handel die Stirn geboten werden soll.

Stuttgart - Der Blick von der Plattform des Bahnhofsturms über die Königstraße gen Schlossplatz in der einsetzenden Dämmerung am Mittwochnachmittag ist ansprechend. Rot heben sich im Hintergrund die Lettern am Kunstmuseum ab, die von „Ekstase“ künden. Hier und da leuchten die Schriftzüge von Geschäften auf. Ein bisschen zusätzliches Lichterspiel würde das Bild zweifellos abrunden. Kurz nach 16 Uhr geht dieser Wunsch in Erfüllung.

Kaum hat der Erste Bürgermeister Michael Föll gemeinsam mit Armin Dellnitz, dem Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH und dem Geschäftsführer der Stadtwerke, Olaf Kieser über den Dächern der Stadt mittels eines überdimensionalen, symbolischen Steckers die Stromzufuhr hergestellt, gehen unten an den Platanen die Lämpchen an. Rund 3500 LEDs zieren jeden der Bäume. Entlang der Flaniermeile verbreiten 400 000 Stück ihr warmes Licht.

Stuttgart leuchte in vielfacher Hinsicht, so Föll. Nur sehe man das aus der Binnensicht manchmal nicht so deutlich. Besonders erfreut zeigte er sich über die Tatsache, dass auch der Schlossplatz in diesem Jahr kein „dunkles Loch“ zwischen Weihnachtsmarkt und Königstraße mehr sei. Stattdessen sorgen dort der illuminierte Königsbau und sechs große Lichtskulpturen für besonderes Flair: Stolz hebt ein Elefant den Rüssel, ein roter Porsche 911 und ein weißer Mercedes SL leuchten mit der Grabkapelle vom Rotenberg um die Wette. „Das ist das Lieblingsmotiv der Frauen für Selfies“, teilt Dellnitz seine Erkenntnisse aus den Tagen des Aufbaus. Männer dagegen, so der Tourismus-Chef, ziehe es eher zu den Autos.

Stadtwerke-Chef nennt energiesparende LED-Lichtershow „Signal Richtung Energiewende“

Bis zur letzten Minute wurde an den Glanzlichtern gefeilt, die nicht einfach nur an- und ausgeschaltet, sondern einzeln angesteuert werden können und verschiedene Effekte bereithalten. Nicht zuletzt gilt das für die Jubiläumssäule, die ebenfalls in neuem Licht erstrahlt. Sie fungiert im Zuge des Projekts als Spendensäule zugunsten der Kinderhilfsaktion Herzenssache. Wer im Musik-Pavillon etwas zur guten Sache beiträgt und einen Buzzer betätigt, darf sich auf seinen eigenen erleuchteten Moment freuen.

Natürlich verbraucht der stimmungsvolle Augenschmaus Energie. Olaf Kieser ist es daher wichtig, darauf zu verweisen, dass 100 Prozent Ökostrom zum Einsatz kommen. „Auch setzen wir die modernsten LED-Leuchten ein, die derzeit verfügbar sind“, betont er. „Wir benötigen nur zwanzig Prozent der Energie, die es noch vor Jahren gekostet hätte, so etwas zu inszenieren.“ Er versteht diesen Schritt als deutliches Signal in Richtung Energiewende und erhofft sich zahlreiche Nachahmer bei vergleichbaren Aktionen.

Föll: Ein Erlebnis, das im Internet nicht zu haben ist

Auch Föll erhofft sich neben mehr Weihnachtsstimmung weitere Effekte von den Glanzlichtern: „Wer in diesem Ambiente einkaufen geht, bekommt etwas geboten, was kein Onlineshop vorweisen kann“, bricht der scheidende Erste Bürgermeister eine Lanze für den Handel in der City. „Wir schaffen hier ein Erlebnis, wie es im Internet nicht zu haben ist.“

Konzipiert hat das Lichtermeer der internationale Weihnachtsbeleuchter Blachére Illumination, der in der Vergangenheit schon die Champs-Élysées in Paris verzauberte. „Die Königstraße war sehr reizvoll für uns“, resümiert Geschäftsführer und Art-Direktor Robert Karrer. „Jetzt zu sehen, wie alles erstrahlt, ist ein ganz besonderer Moment für mich.“