Mitarbeiter erholen sich auf den begrünten Dachterrassen des Geno-Hauses. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stuttgart von oben, von seinen Dachterrassen und Dachgärten aus gesehen. Das ist das Thema unserer Sommerserie „Über den Dächern der Stadt“. Wir geben Einblicke in öffentliche und private Dachterrassen – und halten Ausblick. Zum Beispiel vom Dach des GENO-Hauses.

Stuttgart - Was zieht den Menschen aufs Dach? Wer mit dem eleganten Aufzug in die elfte Etage des Geno-Hauses in der Heilbronner Straße in Stuttgart hinaufgleitet und auf die vorgelagerte Terrasse vor dem Sitzungssaal tritt, findet schnell eine Antwort auf diese Frage. Denn dort erwartet und überwältigt den Besucher ein 360 Grad Panorama. Der Blick schweift vom Killesberg über das Remstal mit dem im Bau befindlichen Gewa-Tower, der Uhlandshöhe, dem alles überragenden Fernsehturm hinüber nach Degerloch, zurück bis zu den städtischen Weinbergen und der pulsierenden Innenstadt. Auch Ulrich Werner, einer der beiden Geschäftsführer im Geno-Haus, kann sich dem ansprechenden Ausblick nicht entziehen. „Ich mag besonders die Sicht auf das Postdörfle im Stuttgarter Norden“, sagt Werner.

Seit 1992 können die 650 Mitarbeiter im Geno-Haus Höhenluft schnuppern. Der Landschaftsplaner Hans Luz hat dieses Idyll in 65 Metern Höhe entworfen und konzipiert. Die Terrasse rundet das architektonisch ansprechende Ensemble aus Glas und Beton ab, das noch immer ein Blickfang für jeden ist, der mit dem Zug in den Stuttgarter Hauptbahnhof einfährt. Der von den Architekten Hans Kammerer und Walter Belz entworfene Glasbau wurde 1973 eröffnet und gilt bis heute als architektonischer Meilenstein in Stuttgart. Die drei begrünten Dachgärten zählen sicher zu den aufregendsten der 22 500 Quadratmeter Bürofläche im Geno-Haus, dem Zentrum der württembergischen Genossenschaftsorganisation.

Die Mitarbeiter erholen sich auf zwei extra Dachgärten

2001 wurde der Sitzungssaal umgestaltet, der auch als zentraler Treffpunkt für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt wird. Er ist rundum verglast, sodass Sitzungsteilnehmer auf die Dachterrasse und das Stuttgart-Panorama blicken können. Ganz uneingeschränkt, ohne störende Heizkörper. Denn bei der Sanierung wurde eine Fußbodenheizung eingebaut. Es ist ein verführerischer Ausblick, bei dem man sich leicht vom Tagesgeschäft und zähen Meetings ablenken lassen kann. „Da kann man schon mal abschweifen“, sagt Ulrich Werner. Während der Dachterrassenteil rund um den Saal den Sitzungsteilnehmern vorbehalten ist, können sich die anderen Mitarbeiter in den beiden Dachgärten auf der Ost-und Westseite erholen – allerdings ohne den grandiosen Ausblick. Wegen des oft starken Windes wurde in diesem Bereich eine umlaufende Betonmauer aufgezogen. Dennoch sind um die Mittagszeit fast alle der 20 Holzbänke besetzt. Buchskugeln, Zwergkiefern, Felsenbirnen und Zierkirschen sorgen für eine angenehme Atmosphäre.

Nicht nur Mitarbeiter, auch Fotografen und Kameraleute, die die Entwicklung des Großprojekts Stuttgart 21 festhalten und dokumentieren wollen, sind regelmäßig Gäste auf dem Geno-Haus. Jetzt am späten Nachmittag nutzen gerade zwei Mitarbeiterinnen die begrünte Frischluftzone für eine Raucherpause. „Wer die Kommunikation sucht, geht nach unten in den Hof, wer einen Rückzugspunkt möchte, der geht aufs Dach“, sagt Ulrich Werner. Der 58-Jährige ist hohe Ausblicke gewöhnt. Schließlich wohnt er privat im 17. Stock im Asemwald. „Bei uns herrscht auch in den Büros ein hervorragendes Raumklima“, sagt Ulrich Werner. 2008 wurde in einem ehemaligen Autotunnel unter dem Gebäude ein Kaltwasserspeicher mit 1100 Kubikmeter Wasser angelegt, der zum Kühlen der Räume genutzt wird. Im Sommer springt die Klimaanlage zur Unterstützung ein. Und wem das nicht genügt, der kann auf dem Dach zwischendurch echte Frischluft tanken.

Das Geno-Haus

Das Geno-Haus wurde am 10. Mai 1973 in der Heilbronner Straße 41 in Stuttgart eröffnet. Es ist 65 Meter hoch, besteht aus zwei Flachbauten und einem T-förmigen Hochhaus und bietet 533 Stellplätze in der Tiefgarage. Die Bruttogrundfläche des Areals entspricht neun Fußballfeldern. 1989 wird das Gebäude Weiß gestrichen, 1992 der Dachgarten gestaltet und 1998 die Fassadenscheiben gegen Fenster mit besserem Sonnenschutz ausgetauscht. 1999 bekommen das Casino und die Cafeteria ein neues Design, zwei Jahre später wird der Sitzungssaal mit flexibleren Möbeln umgestaltet. 2006 wird das Erdgeschoss lichtdurchflutend umgebaut und ein neuer Aufzug führt aus der Tiefgarage ins Erdgeschoss. Seit 2009 führt eine großzügige Treppenanlage den Besucher in den Eingangsbereich. 2010 erhält das Haus einen neuen Fassadenanstrich, dessen Farbe Schadstoffe aus der Luft filtern und das Mikroklima verbessern soll. (eru)