Von Gunter BarnerKIRCHHEIM/TECK. Klaus Lenhart (54) hatte noch nie an übertriebener

Von Gunter Barner

KIRCHHEIM/TECK. Klaus Lenhart (54) hatte noch nie an übertriebener Ängstlichkeit zu leiden: Im Skirennlauf räumte er in jungen Jahren reihenweise Pokale ab, heute malt er als Kunstflugpilot mit seiner feuerroten Extra 300 L waghalsige Figuren an den Himmel am Rande der Schwäbischen Alb. Und als Unternehmer treibt ihn seit jeher der tief sitzende Ehrgeiz, unangefochten als Erster durchs Ziel zu gehen.

"Ja, doch", sagt er und kratzt sich ein wenig verlegen an der Stirn, "wir sind der Weltmarktführer." Rund eine Million Paar Stöcke produziert Leki pro Jahr. Und wo immer Sportler in irgendeiner Form am Stock gehen, ist der Mittelständler aus Kirchheim unter Teck mit am Start - auch bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver.

Der Chef muss kurz überlegen, dann zählt er laut zusammen. "100 Fahrer im alpinen Bereich werden von uns ausgestattet, ungefähr 40 in den nordischen Disziplinen", sagt Klaus Lenhart und macht ein zufriedenes Gesicht. Ski-Asse wie Felix Neureuther, Benjamin Raich und Mario Matt fahren mit Stöcken aus Kirchheim, Bode Miller tut es, Maria Riesch und Didier Cuche stützen sich auf Leki, Langläuferin Evi Sachenbacher-Stehle schiebt mit den Qualitäts-Stecken an und, und, und.

Bei den Olympischen Spielen tragen sie das Firmen-Logo mit den vier knallgelben Buchstaben werbewirksam um die Welt - auf Stöcken, Handschuhen und Knieschützern. Die Wirkung der Produkt-Botschaft ist in Zahlen schwer zu messen, aber ihr Wert bleibt unbestritten. Denn was Top-Athleten bei ihrem Streben nach olympischem Ruhm nützlich ist, kann dem Geschäft mit den Freizeitsportlern in der Regel nicht schaden. Doch das Entree in den Ausrüster-Pool der Nationalmannschaften ist ein kostspieliges Vergnügen. Von den Einzelverträgen mit den Topsportlern aus Grundfixum und Leistungsprämie erst gar nicht zu reden. "Das kostet gewaltig", sagt Klaus Lenhart mit leidender Miene, "aber wer nicht wirbt, der stirbt."

Bisher jedenfalls hat der Leki-Chef noch nicht viel falsch gemacht. Er war 29 Jahre alt, als er 1984 den elterlichen Betrieb in Eigenregie übernahm. Beim Blick in die Bücher trieb es ihm den kalten Schweiß auf die Stirn: "Neun Monate produzieren und drei Monate Fenster putzen, das war auf die Dauer kein Geschäftsmodell", sagt er heute und fügt nachdenklich hinzu: "Wir sind trotzdem nicht verhungert."

Der gelernte Werkzeugmacher entwickelte einzelne Ideen seines Vaters weiter, modernisierte Produkte und Produktion und kurbelte mit Elan den Verkauf an. Waltraud, seine Frau, kümmerte sich fortan um die EDV. "Wir gingen voll ins Risiko", erinnert sich der Chef und knetet dabei die Hände, "aber es war die einzige Möglichkeit."

Im Rückblick war vor allem der dreiteilige und in der Länge verstellbare Trekking-Stock die Stütze, die das Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft brauchte. Reinhold Messner nahm den "Makula" mit auf seine Expeditionen. Das wirkte. "Den Trekking-Trend haben wir mit initiiert", sagt Klaus Lenhart stolz. Der Boom um Nordic Walking kam hinzu. Heute macht das Unternehmen 60 Prozent seines Umsatzes mit den Sommersportarten.

Weil Stock eben nicht gleich Stock ist, wurde die Produktpalette im Lauf der Jahre verfeinert und erweitert: Superleichte und ungemein robuste Stöcke aus Duraluminium, Kevlar und Carbon kamen auf den Markt. Es gibt sie mit Dämpfung, mit verstellbaren und abnehmbaren Handschlaufen, mit Sicherheitsgriffen und dem Trigger-System, das den Handschuh im Notfall vom Stock löst, um Verletzungen zu vermeiden.

"Innovationen sind besser als Subventionen", sagt Klaus Lenhart, damit ist Leki immer gut gefahren. 200 Mitarbeiter beschäftigt der "Familienbetrieb" (Lenhart) im tschechischen Tachov, 40 in der Kirchheimer Zentrale. Aus der früheren Drechslerei seiner Eltern ist ein mittelständisches Unternehmen mit Weltruf geworden.

Bei den Olympischen Spielen in Vancouver greift Leki stützend mit ein. Zwei Service-Leute sind vor Ort, der Chef genießt die Auftritte vor den Augen der Welt am Fernseher in seinem Büro in Kirchheim. Er seufzt: "Ich bin hier mächtig eingespannt."

Trotz aller Erfolge ist das Big Business nicht so sehr seine Welt, er legt großen Wert auf Bescheidenheit. "Denn abheben", sagt der Kunstflugpilot lächelnd, "will ich nur in meiner Extra."