Spielbankmanager Huppert (Mitte) mit Architekten Walz (li.) und Scholz Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Ein Facelifting zum Geburtstag: Die Spielbank Stuttgart feiert ihr 20-jähriges Bestehen und bekommt eine neue Fassade mit 1700 goldbeschichteten Edelstahlblechen.

Stuttgart - Über das Gesicht des Architekten Gregor Scholz huscht ein Lächeln. Ein junger Mann, der gerade am Außenbereich der Spielbank vorbeiläuft, bleibt überrascht stehen und zückt sein Handy. Dann drückt er auf den Auflöser und fotografiert die neue, gold glänzende Außenfassade des Gebäudes. Ziel erreicht, scheint Scholz in diesem Moment zu denken. Denn der Blickfang sticht tatsächlich ins Auge. 14 Meter hoch ist die überhängende Wand in 3D-Optik und sie soll für Aufmerksamkeit sorgen. „Wir wollten das Gebäude nach 20 Jahren etwas aufpeppen“, sagt der Spielbankmanager Bernd Huppert. Dafür zuständig waren die Architekten Gregor Scholz (SL Rasch) und Arnold Walz (designtoproduction).

Fast 1700 goldbeschichtete Elemente aus Edelstahl wurden für die Wand verbaut, die sich 46 Meter lang vom äußersten Punkt der Fassade übers Foyer bis zum großen Spielsaal am Ende der Raucherlounge hinzieht. „Kein Blech ist wie das andere, und jedes hat eine eigene Identitätsnummer bekommen“, betont Scholz. Um die Wand montieren zu können, musste ein spezielles Fassadensystem mit einer Hinterkonstruktion aus Stahl entwickelt werden. „Das gibt es so nirgends in Deutschland“, versichert der Architekt.

Die kommt direkt aus Las Vegas

Die Idee hat sich Scholz aus dem Spielerparadies schlechthin geholt. Das Werk „Learning by Las Vegas“ des bedeutenden US-Architekten Robert Venturi hat ihn dazu inspiriert. Ein Ziel: ein quer zur Fahrbahn stehendes Symbol soll vorbei eilenden Passsanten sofort anzeigen, was es im betreffenden Gebäude zu erleben gibt. Gold, das signalisiert rauschende Nächte und den großen Reibach. Allerdings trifft das bei einer Spielbank nur für wenige Glückspilze zu. Die meisten Besucher dürften leer ausgehen.

Dafür freut sich ein anderer um so mehr. Seit ihrer Eröffnung vor 20 Jahren erreichte die Stuttgarter Spielbank einen Bruttospielertrag von 1,019 Milliarden Euro. Die baden-württembergischen Finanzminister, egal ob schwarzer, roter oder grüner Couleur, durften deshalb seit August 1996 insgesamt 785 Millionen Euro Spielbankabgabe kassieren. Auch die Stadt Stuttgart profitiert. Die Landeshauptstadt erhält als sogenannte Sitzgemeinde eine jährliche Abgabe von 3,3 Millionen Euro.

Angefangen hatte es mit dem Glücksspiel im Unterhaltungszentrum SI zunächst 1995 mit dem Automatenspiel. Ein Jahr später rollten dann auch die ersten Roulettekugeln. 2008 kam Poker hinzu, 2010 Punto Banco. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich von anfänglich 250 auf zuletzt 286 erhöht.

Die Ansprüche der Besucher haben sich stark verändert

Kamen die Besucher zunächst fast ausschließlich, um zu zocken, so sind ihre Ansprüche inzwischen deutlich größer. Sie wollen sich auch amüsieren. In der Spielbank finden deshalb am Wochenende regelmäßig Events mit Livemusik statt. 2010 wurde zudem der Club Grace eröffnet, ein Club mit Bar- und Disco-Charakter. Auch gastronomisch liegt die Messlatte hoch. Auf den früheren Zwei-Sterne Koch Martin Öxle, der die Gäste im Bistro „Ecco“ bewirtete, folgte zum 1. Dezember 2015 das Team der SchräglageGmbH, die in Stuttgart mehrere gastronomische Einrichtungen betreibt. „Wir legen Wert auf ein interessantes Entertainment“, sagt Spielbank-Geschäftsführer Otto Wulferding. An diesem Samstag wird das Jubiläum nun mit einer Party gefeiert.

Wer allerdings die größte Gewinnsumme in Stuttgart einstrich, ist nicht bekannt. Da die Besucher, wenn sie in die Spielbank gehen, Bargeld in Jetons umtauschen und beim Verlassen wieder in Bargeld wechseln, lässt sich nicht ermitteln, wer von den bisherigen gut 9,5 Millionen Gästen unterm Strich am meisten Geld mit nach Haus nahm.