Marcus (links), Martinus und eine Stuttgarterin, die das Glück hatte, mit auf die Bühne zu dürfen Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Mädchen geraten außer Rand und Band, wenn die 16-jährigen norwegischen Zwillinge Marcus und Martinus von Herz und Schmerz singen. In Stuttgart haben sie ihren Fans am Mittwoch genau das geboten, was diese erwarten.

Stuttgart - Die Show beginnt, schon kreischt der ganze Saal: Am Mittwochabend sind Marcus und Martinus in Stuttgart. Rund 2000 Besucher füllen den Beethovensaal der Liederhalle, die Mütter und Väter auf den Rängen, die Töchter unten, auf der unbestuhlten Fläche, außer Rand und Band. Ein Meer von Displays glüht dort und viele hingerissene Gesichter. Reihen von Mädchen hüpften im Gleichtakt, dazu Feuer, Konfetti, begeisterte Chöre.

Marcus und Martinus sind Zwillinge, kommen aus Norwegen. Vor sechs Jahren gewannen sie einen Nachwuchswettbewerb und stürmten in ihrer Heimat die Charts. Drei Alben, zwölf Singles haben sie seither veröffentlicht. Nun feierten sie, vor wenig mehr als einer Woche erst, ihren 16. Geburtstag – und in Stuttgart jubeln ihnen die Teenager zu. Marcus und Martinus liefern den zeitgenössischen R’n’B im präzisen Zuschnitt für diese Altersgruppe: Popsongs mit Refrains, die in jugendliche Ohren kriechen, helle Stimmen, Herzchen, Tanz und viel Spektakel.

Die Zwillinge lassen nichts anbrennen

Sich wie ein Ei dem anderen gleichen möchten diese Zwillinge nicht – Marcus trägt sein Haar voll, Martinus hat die Schläfen ausrasiert, und auch die Kleidung setzt die Brüder zunächst einmal voneinander ab: rote Jacke hier, dunkelblaue dort. Zwei Mal verschwinden Marcus und Martinus von der Bühne, kehren neu eingekleidet wieder. Auf ihrer Website erfährt man viel über ihre liebsten Farben, Songs und Süßwaren. Hinter ihnen eine Band mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboard; die E-Gitarre bricht manchmal mit rockigen Soli aus, der Gitarrist setzt sich auch mit akustischem Instrument zu Marcus und Martinus, wenn die Balladen kommen. Erst einmal lassen die Zwillinge aber nichts anbrennen: „Everybody jump with us!“, rufen sie – und alle Mädchen tun es.

Eine 15-Jährige darf bald auch schon auf die Bühne, sitzt dann zwischen den beiden Norwegern, die ihr ein Lied singen: „First Kiss“ heißt es, und auf der Bildwand nähern sich zwei Lippenpaare, lächelnd. Alle Songs von Marcus und Martinus handeln von der Liebe, vom Wunsch, gleich nebenan zu sitzen, vom Wunsch, ein Mädchen kennenzulernen, vom Herzschlag, vom Tanzen, von der Einsamkeit. Auf der Bildwand fährt der Blick durch die animierten Straßen einer Großstadt, die in Rosa und Türkis leuchtet, zwei Pixelherzen gleiten vorüber und Marcus und Martinus erzählen in einer kurzen Schwarzweißsequenz von ihrem Zwillingsleben. Tänzerinnen fliegen um die beiden her, die locker und charmant über die Bühne spazieren, singen, ein wenig plaudern und ihre Fans beglücken.

Hier kommt keine zu spät nach Hause

Begonnen hat das Konzert der norwegischen Jungs um 19 Uhr, vorbei ist es nach 75 Minuten. Noch einmal schießen Luftschlagen in den Beethovensaal hinaus, noch einmal schießen Flammen auf, und Marcus und Martinus singen von jenen, die ihnen am Herzen liegen: „Girls“ heißt der letzte der 17 Hits – zu spät nach Hause kommt an diesem Abend keines.