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Prosieben verschiebt die Ausstrahlung von Folgen in denen Kernkraft eine Rolle spielt.

Stuttgart - Die Fernsehserie fängt schon so an: Homer, einer der Hauptdarsteller, hantiert im Vorspann der Simpsons mit einer neongrün leuchtenden Stange. Dann ist Feierabend. Er lässt alles stehen und liegen. Dabei fällt die radioaktive Stange herunter und bleibt an ihm hängen. In fast jeder Folge der beliebten Serie kommt mindestens einmal das Atomkraftwerk vor. Nach der Katastrophe in Japan überlegen nun die Fernsehsender und Comicverlage, wie sie damit umgehen.

Auch der Panini Verlag in Stuttgart, der die Simpson-Comics vertreibt, hat sich seine Gedanken gemacht. "Wir haben intern darüber diskutiert, ob wir an den Comics etwas verändern", sagt Steffen Volkmer. Man habe entschieden alles so zu belassen. "Der Umgang der Simpsons mit dem Atomkraftwerk ist eine mahnende Satire darüber, wie die Menschen damit umgehen", sagt er. Und weiter erklärt er: "Die Simpsons sind eine satirische Vorwegnahme dessen, was jetzt passiert ist." Den mahnenden Finger jetzt herunter zu nehmen sei nicht der richtige Weg, habe man entschieden. Was für den Comic-Buchhersteller also kein Problem ist, wird beim Fernsehsender Prosieben anders beurteilt. Dort läuft die Serie mit den gelben Kultcharakteren immer montags bis samstags im Vorabendprogramm.

Inhalte werden geprüft

"Unsere Redaktion sichtet die Folgen. Wenn das Atomkraftwerk eine wichtige Rolle spielt, dann verzichten wir erst einmal auf die Ausstrahlung", erklärt eine Sprecherin des Senders. Da demnächst jedoch keine Folgen geplant wären, in denen das Atomkraftwerk eine größere Rolle spiele, musste bislang noch keine Episode verschoben werden. Generell würden Programminhalte vor der Ausstrahlung geprüft werden, um auf neue Ereignisse reagieren zu können.

Ausgangspunkt der Diskussion um die Serie war das Schweizer Fernsehen. Hier hatte man im Rahmen der Katastrophe in Japan alle Programminhalte geprüft, so auch die Trickfilmserie "die Simpsons", wie eine Sprecherin bestätigt. Unter Umständen hätte man eine Folge ausgetauscht. Allerdings immer mit der aktuellen Lage in Japan vor Augen. "Wir kennen alle die Simpsons und wissen, wie gesellschaftskritisch sie sind", sagt die Sprecherin. Homer arbeite in einem Atomkraftwerk, das sei Teil der Serie. Deshalb habe man bislang auch keine Episode verschoben.

Acht Folgen verschoben

Anders ist das in Österreich. Dort heißt es beim Fernsehsender ORF ebenfalls, dass die Simpsons-Folgen "nach menschlichem pietätvollen Empfinden" geprüft werden. "Bis jetzt haben wir zwei Folgen aus dem Programm genommen", sagt Andrea Bogad-Radatz, die ORF-Film- und Serienchefin. Bis Ende April werden voraussichtlich acht Folgen verschoben.

Im Mittelpunkt der Zeichentrickserie "die Simpsons" steht ein Atomkraftwerk. Homer arbeitet dort als Sicherheitinspektor. Allerdings ist er für diesen Job unqualifiziert. Deshalb kommt es immer wieder zu Störfällen. Die Serie läuft seit über 20 Jahren und hat mehr als 470 Folgen. Bislang war noch nie Kritik am zu nachlässigen Umgang mit der Atomkraft laut geworden.