Mehr als die Hälfte der Deutschen kann sich dieses Jahr einen Wanderurlaub vorstellen. Wir stellen die acht schönsten Routen vor.

Rennsteig: Der Erste Er ist das Vorbild für alle andern. Deutschlands ältester und berühmtester Steig schlängelt sich auf 168 Kilometern von Eisenach bis Blankenstein über den Kamm des Thüringer Walds. Einst Handels- und Kurierweg, wurde der Rennsteig bereits zu Goethes Zeiten zum Wanderparadies. Heute lässt sich der mit einem weißen „R“ markierte Weg in acht Tagesetappen bewältigen. Die attraktivste Teilstrecke über 37 Kilometer wird heute auch für sich als Sechs-Kuppen-Steig vermarktet. Zwischen Neuhaus am Rennweg, Lauscha und Steinach wandert man da durchs sanft gewellte thüringische Schiefergebirge. Den Namen Rennsteig wörtlich nehmen 15 000 Starter am 25. Mai beim Rennsteiglauf, größter Cross-Country-Lauf Europas. www.thueringer-wald.com

Rheinsteig: Der Weinselige Famose Ausblicke in ein Welterbe. 320 Kilometer und 23 Etappen lang ist der Rheinsteig von Wiesbaden nach Bonn. Lohn der Kraxelei ist immer wieder der Blick auf sattgrüne Rebhänge, berühmte Burgen und weit hinab ins Rheintal. Wer wenig Zeit hat, der macht zumindest die Königsetappe mit Burg Katz und dem sagenumwobenen Loreleyfelsen. Ebenfalls nicht verpassen darf man die geheimnisvolle Ruppertsklamm. Mit ihren mächtigen Felsen und Farnen beginnt sie kurz hinter Lahnstein an der B 260. Der wildromantische Weg mit kleinen Brücken und Felsvorsprüngen ist nur 1,5 Kilometer lang, hat es aber mit 235 Höhenmetern in sich. www.rheinsteig.de

Goldsteig: Der Untergärige Nord oder Süd? Mit seinen zwei Routen und zusammen 660 Kilometern ist der Goldsteig im Bayerischen Wald Deutschlands längster Fernwanderweg. Bergfexe nehmen die Nordroute über acht Tausender und den Nationalpark. Die schönste Teilstrecke haben aber sowieso beide Varianten gemeinsam: Sie führt von Falkenberg nach Neustadt an der Waldnaab durchs Naturschutzgebiet Waldnaabtal mit seinem 12 Kilometer langen Canyon. 40 Meter hoch steigen dort die Granitfelsen links und rechts des Flüsschens auf. Danach probiert man in Neustadt oder Windischeschenbach einen „Zoigl“, das untergäriges Hausbier, das es nur in dieser Gegend gibt. www.goldsteig-wandern.de

Rothaarsteig: Der Künstlerische Auf dem Weg der Sinne. Der Rothaarsteig war vor 15 Jahren der erste ganz bewusst inszenierte deutsche Wanderweg. Entlang der mittelschweren Route von Brilon im Hochsauerland bis Dillenburg am Fuß des Westerwalds gibt es eigens entworfene Waldliegen zum Ausruhen und Vesperinseln für die Rast. Auf der 154 Kilometer langen Wanderung durch die waldreiche Mitte Deutschlands kommt man vorbei an den Quellen von Ruhr, Sieg und Lahn. Höhepunkte des Rothaarsteigs sind der Langenberg (843 Meter) und der Kahle Asten (841 Meter). Ein echter Hit ist die Erlebnisstation „Ökosystem Wald“ bei Bad Berleburg. Dort locken das Kunstwerk „Land Art“ und gleich danach die 40 Meter lange Rothaarsteig-Hängebrücke. www.rothaarsteig.de

Mühlensteig: Auf der Walz Es klappert die Mühle. Vier Tage erholsame Wanderromantik an rauschenden Bächen und über sanfte Höhen bietet der Mühlen-steig bei Minden. Auf der 60 Kilometer langen Strecke, die einst auch den Müllerburschen zur Walz diente, gibt es zehn restaurierte Wasser- und Windmühlen zu besichtigen. Vom Startpunkt an der Gutswassermühle Holzhausen bei Oldendorf führt die Route am Südhang des Wiehengebirges auf bis zur Windmühle von Eisbergen. Kurz vorm Ziel der Höhepunkt: die Porta Westfalica mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal und einem spektakulären Blick aufs Wesertal. www.wanderkompass.de/Deutschland/muehlensteig.html

Eifelsteig: Das Naturwunder Blaue Augen und einsame Moore. Vom Aachener Dom bis zur Porta Nigra in Trier führt der Eifelsteig über 313 Kilometer quer durch dieses mystischste der deutschen Mittelgebirge. Vorbei an Hochmooren und einsamen Seenlandschaften geht es zu Sehenswürdigkeiten wie dem Römerkanal und Burg Ramstein. Im Frühjahr verwandeln Tausende von Wildnarzissen das Naturschutzgebiet Perlenbach- und Fuhrtsbachtal in einen goldgelben Blütenteppich. Große runde Augen der Natur sind die Dauner Maare, einst aus Vulkanen entstanden. Von Gerolstein nach Manderscheid führt auch die insgesamt interessanteste Etappe an ihnen vorbei. www.eifelsteig.de

Schluchtensteig: Der Wildromantische Deutschlands Grand Canyon. Zerklüftete Täler, einsame Wälder und rauschende Wasserfälle bestimmen die Szenerie des Schluchtensteigs im Südschwarzwald. Über 118 Kilometer schlängelt er sich über mehrere Berge durch den größten Naturpark des Landes von Stühlingen bei Schaffhausen bis Wehr kurz vorm Hochrhein. Die ersten drei Tage wandert man durch Deutschlands größten Canyon: Tief hat sich die wilde Wutachschlucht in den Schwarzwald eingegraben. Vorbei am Bahnhof der Sauschwänzlebahn geht es durch senkrechte Felsflanken zum Aussichtspunkt Wutachflühen, weiter zu den Schleifenbachfällen und schließlich ins Haslachtal. www.schluchtensteig.de

Harzer Hexenstieg: Der Magische Auf dem Besen auf den Brocken. Plätschernde Bäche und Fachwerkidyll, blaue Talsperren und Walpurgisnacht: Der 97 Kilometer lange Harzer Hexenstieg von Osterode über den Brocken nach Thale ist wohl die schönste Art, von Deutschland West nach Deutschland Ost zu wechseln. Immer wieder trifft man auf die schmalen Gräben und Teiche des 500 Jahre alten „Oberharzer Wasserregals“, seit 2010 Welterbe. Aus stillen Lichtungen wabert morgens der Nebel und gibt der Hexenlandschaft tatsächlich etwas Magisches. Da ist es nur logisch, dass eine Hexe auf ihrem Besen den Weg des Harzer Hexenstiegs weist. Den Höhepunkt der Fünftagetour bildet die Besteigung des 1141 Meter hohen Brocken. Doch das Allerbeste kommt dann noch: der Abstieg durchs tief eingeschnittene Bodetal. Die Wanderung zwischen den mehr als 200 Meter hohen Felsen gehört zum Gewaltigsten, was man nördlich der Alpen erleben kann. www.harzinfo.de, www.hexenstieg.de