Der Vesperplatz an den Schlösslesseen ist ein schönes Ausflugsziel. Foto: Roberto Bulgrin

Das Areal an den Schlösslesseen im Wald bei Baltmannsweiler zählte früher zum Jagdgebiet der württembergischen Herzöge und Könige. Früher stand hier ein kleines Jagdschloss. Das Waldstück bis heute bei Ausflüglern beliebt.

Im Schurwald finden sich viele schöne Ausflugsziele. Wer auf der Suche nach einem verwunschenen Ort ist, der gleichzeitig zum Verweilen und zum Beobachten der Natur einlädt, der ist an den Schlösslesseen in Baltmannsweiler an der richtigen Adresse.

Warum lohnt sich ein Besuch?

Die Schlösslesseen liegen sehr idyllisch mitten im Wald an einer Lichtung, die von Waldwegen gekreuzt wird. Vor allem an heißen Tagen finden Ausflügler hier Schatten unter den großen Bäumen. Auch ein überdachter Vesperplatz bietet sich für eine Pause an. Wer sich für die württembergische Geschichte und speziell auch für die Jagd interessiert, findet auf der Hinweistafel interessante Informationen zur früheren Nutzung als herzoglicher Wildpark.

Was gibt es zu sehen?

Bis heute beeindruckt dort der 150 Jahre alte Mammutbaum. Er stammte aus der sogenannten „Wilhelma-Saat“. König Wilhelm I. war ein Naturliebhaber und ließ deshalb 1864 Mammutbaumsamen aus der Sierra Nevada Nordamerikas beziehen. Von den Jungpflanzen, die Wilhelma-Gärtner heranzogen, wurden viele an Forstdirektionen verteilt oder als exotische Rarität zur Zierde herrschaftlicher Residenzen genutzt.

Was kann man dort unternehmen?

Die gut ausgebauten Wege bieten sich Wanderern und Radfahrern für Abstecher ins nahe gelegene Baach (Rems-Murr-Kreis) an. Außerdem gibt es eine gute Wege-Verbindung nach Baltmannsweiler-Hohengehren und bis zum Goldboden. Die Wiesen an den beiden Schlösslesseen bieten genügend Platz für ein gemütliches Picknick, für Entspannungsübungen oder einfach nur zum Waldbaden.

Woher stammt der Name?

Die beiden Schlösslesseen, erinnern an das ehemalige kleine Jagdschloss, das der württembergische König Friedrich 1816 mitten im Wald auf dieser weitläufigen Lichtung erbauen ließ. Dort befand sich früher der königliche Wildpark, der bereits von Herzog Eberhard Ludwig als Wildgehege angelegt worden war. Dort wurde Rot- und Schwarzwild gezüchtet. Im Jahr 1760 ließ Herzog Carl Eugen diese Anlage vergrößern.

Wo stand das Schloss?

Heute ist auf der Lichtung vom Schloss nichts mehr zu sehen. Aber die symmetrische Anlage des Parks, in historischen Schriften auch als „Saugarten“ bezeichnet, der früher von einer zwei Meter hohen Mauer umgeben war, lässt sich noch erahnen. Im Wald befinden sich noch Mauerreste. Zwei Waldwege, die sich auf dem Areal der Schlösslesseen kreuzen, dienten schon damals als Erschließungsachsen und als Verkehrswege für die Kutschen der Adligen sowie für die berittenen Jäger. Am Ende der Ost-Westachse befanden sich zwei Parkwächterhäuschen, von denen eines noch erhalten ist.

Welchen Zweck hatte das Schloss?

Das kleine Schloss diente dem König als Aufenthaltsort, während er mit seiner Entourage seiner Jagd-Leidenschaft nachging. Wegen seiner immensen Leibesfülle konnte König Friedrich I. mit zunehmendem Alter allerdings keine für die Zeit typischen Parforce-Jagden mehr reiten. Das legt auch ein Umbau nahe, denn im Jagdschlösschen ist der ursprüngliche Saal im ersten Stock später unterteilt worden. Im Grundriss aus dem Jahr 1820 wird der vordere, zu den Seen gelegene Raum, als „Zimmer zum Abschießen“ bezeichnet. Vermutlich saß der König hier am Fenster und wartete darauf, dass ihm das Wild vor die Flinte getrieben wurde.

Was ist eine Parforce-Jagd?

Parforce bedeutet auf Französisch „mit Gewalt“. Diese Hetzjagden nach französischem Vorbild waren beim europäischen Adel zu jener Zeit sehr beliebt. „Eine ausgebildete Hundemeute verfolgte die Fährte von Hirschen, Füchsen, Wölfen oder Wildsäuen und die Jäger begleiteten sie auf Pferden“, lautet die Erklärung auf der Seite von Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die höfische Jagdkultur galt als Zeitvertreib der aristokratischen Gesellschaft.

Wo haben die Jagden stattgefunden?

Beliebte Jagdreviere der Herzöge und Könige von Württemberg waren die Wälder rund um ihre Schlösser Solitude (Stuttgart) und Ludwigsburg. Aber auch der Schurwald stand bei den Jagdgesellschaften hoch im Kurs. Das gilt auch für den Schönbuch, wo sich das Kloster und Jagdschloss Bebenhausen befindet. Pünktlich zum 58. Geburtstag von Friedrich I. am 9. November 1812 fand dort das sogenannte „Dianenfest“ statt, das wegen der pompösen Ausgestaltung in die Geschichtsbücher einging. Für diese prunkvolle, dreitägige Hofjagd wurden auf einer Wiese provisorische Festarchitekturen im klassizistischen Stil errichtet. Lediglich zwei Stunden benötigten König Friedrich und seine Gäste den Überlieferungen zu Folge, um die 823 Wildtiere zu erlegen, die ihnen dort vor die Flinte getrieben worden waren.

Was ist aus dem Schloss geworden?

Nach dem Tod seines Vaters Friedrich I. löste König Wilhelm I. das Anwesen auf und reduzierte den Jagdbetrieb rigoros. Schon zu dessen Lebzeiten war Wilhelm der prunkvolle Lebensstil des Vaters gegen den Strich gegangen. Bis in die 1830er-Jahre wurde der Park noch von der Königlichen Finanzkammer verwaltet. 1839 erfolgte schließlich die endgültige Aufhebung. Das Parkareal wurde der Gemarkung Baltmannsweiler-Hohengehren zugeschlagen. Und das kleine Jagdschloss wurde an die Gemeinde Altbach verkauft, die es wieder aufbauen ließ und es als ihr altes Rathaus nutzte.

Der Spaziergang beginnt am Wanderparkplatz

Serie
 Auf Erkundungstour in der Region - zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Anreise
 Von Esslingen kommend auf der Schorndorfer Straße (L 1150) Richtung Baltmannsweiler. Nach dem ersten Kreisverkehr erste Straße links abbiegen (Baacher Straße) bis zum Parkplatz Baacher Straße-Parkhäusle. Wanderweg ausgeschildert, Gehzeit etwa 30 Minuten. Per Bus Linie 106 vom ZOB Esslingen bis Baltmannsweiler-Kreissparkasse. Zu Fuß Richtung Sportzentrum bis Wanderparkplatz, Gehzeit 15 Minuten.

Einkehren Restaurant Schlösslespark, Baacher Straße 4, und Turmstuben, Schorndorfer Straße 2.