Auf dem Köpfinghof wohnt Bergdoktor Martin Gruber alias Hans Sigl in der ZDF-Serie. Foto: Ferienregion Wilder Kaiser

Die Fans der ZDF-Serie reisen in Scharen in die österreichische Region Wilder Kaiser, um die Drehorte zu besuchen.

Söll - Wenn Not am Berg herrscht, kommen sie auch nachts, die Bergretter. „Die SMS kam gegen Mitternacht. Zwei Bergsteiger wurden von einem Wetterumschwung überrascht, hatten sich in der Zeit verschätzt und kamen nicht mehr ins Tal. Sie waren zwar gut ausgerüstet, aber irgendwann war der Akku ihres Handys leer und damit waren sie orientierungslos“, erinnert sich Christian an einen seiner Einsätze.

Die echten Helden

Der 37-jährige Tischler gehört zur Bergrettung Söllandl in Tirol. Man habe die beiden Verunglückten die ganze Nacht hindurch gesucht und einigermaßen unversehrt gefunden. Christian ist mit seinen Kollegen von der Bergrettung nicht nur für verunglückte Touristen am Wilden Kaiser da, auch der Bergdoktor lässt sich bei ihm vertrauensvoll ins Seil fallen. Wenn am Wilden Kaiser die erfolgreiche ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ gedreht wird, sind die Bergretter von Söllandl dabei, wenn es brenzlig wird. Sie beraten, geben Tipps, hängen am Seil eines Hubschraubers oder klettern über das Dach ins Innere einer Gondel in schwindelerregender Höhe – wenn es das Drehbuch verlangt. Denn Christian und sein Bergretter-Kollege Roman doubeln bei gefährlichen Szenen die beiden Gruber-Brüder Martin und Hans. Diese beiden Filmbrüder samt Anhang sind mit ein Grund, warum die Bergrettung am Wilden Kaiser bereit ist: Der Tourismus boomt, seitdem die erste Staffel der Serie im Jahr 2008 im ZDF ausgestrahlt wurde. Der altruistische Dr. Martin Gruber, der jede noch so seltene oder bis heute unentdeckte Krankheit therapiert oder zumindest alles dafür gibt, wird gespielt von Hans Sigl – vor der traumhaften Kulisse des beeindruckenden Wilden Kaisers im österreichischen Tirol. Sein Bruder Hans alias Heiko Ruprecht führt den elterlichen Gruberhof und hilft bei der Rettung verunglückter oder verwirrter Seelen aus irgendeiner Felswand des schroffen Kaisergebirges. Mitunter muss er auch die Frauen mit dem studierten Bruder teilen. Was die Mama Lisbeth (Monika Baumgartner) schlaflos auf der Bank oben am Gruberhof ins Tal blicken lässt – ein Ausblick, der die bergsüchtigen Zuschauer ins Schwärmen geraten lässt und die Touristen anlockt.

Auch ohne den Bergdoktor sehenswert

Die Serie, die regelmäßig Traumquoten mit fast sieben Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von mehr als 21 Prozent erreicht, wird mittlerweile in 14 Ländern ausgestrahlt. Die Fans reisen in Scharen in das Tal zwischen Kiefersfelden und Kitzbühel auf der Suche nach dem Gruberhof, der Praxis oder dem Gasthof Wilder Kaiser. Damit diese Suche nicht als orientierungsloser Rettungsfall für die Bergretter in den Bergen endet, werden an den Drehorten Ellmau, Going, Scheffau und Söll Filmwanderungen, Kutschenfahrten oder auch E-Bike-Touren angeboten. Der Ausblick vom Gruberhof ist auch für Nicht-Serien-Fans beeindruckend. Der 400 Jahre alte Hof, dessen Türschwelle genau auf 1000 Metern am Berghang des Söller Brombergs liegt, wird heute noch bewirtschaftet und hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert – nur die Inneneinrichtung wurde für die Serie angepasst. Bei einer der geführten Touren erfährt man, dass die Nudelgläser samt Knoblauchzehen die Küche schon seit Drehbeginn im Jahr 2007 zieren, der wärmende Ofen hingegen echt alt ist und seit Jahrhunderten das ganze Haus heizen muss – im Winter kann es während der Dreharbeiten recht frostig werden. Das Frühstück auf der Terrasse wird bei den Dreharbeiten am Abend eingenommen, denn dann sitzt man wunderschön in der Sonne – am Morgen ist der Platz auf den Holzpaneelen schattig, denn die Sonne geht hinter dem Hof auf. Während der Bergdoktor mit seinem betagten grünen Mercedes, Baujahr 1976 – den Hans Sigl liebevoll seinen „Ranzbimmel“ nennt –, oft halsbrecherisch zu einem Notfall ins Tal rauscht, müssen sich die Fans zu Fuß oder auf dem Traktor-Anhänger auf den Weg machen, die Straße zum Hof ist Privatbesitz. In der Bergdoktor-Praxis im Tal praktiziert laut Schild „Dr. Roman Melchinger“, der verstorbene Vorgänger des Dr. Gruber. Weil Fans das Originalschild ständig haben mitgehen lassen, wird dieses nur an Drehtagen an die Wand montiert.

Vergebliche Suche

Einen Katzensprung entfernt auf dem Kirchplatz in Going findet man die Gaststätte der bezaubernden Wirtin Susanne Dreiseitl (Nathalie O’Hara). Die Wirtschaft ist allerdings ein privates Wohnhaus und viele Fans haben vergeblich versucht, dort ein Bier zu bekommen. Wenn der Wirtin, deren Leben mit dem der Grubers schicksalhaft verbunden ist, alles zu viel wird, sucht sie Ruhe am Hintersteiner See, der jedem Fan zumindest als Szenenbild bekannt ist. Diesen idyllischen, fast schon kitschigen, kristallklaren Bergsee sollten Fans – und nicht nur diese – keinesfalls verpassen. Dieser sagenumwobene Bergsee wird von 3000 unterirdischen Quellen gespeist. Sie füllen den See laufend mit frischem Wasser, in dem Natalie O’Hara in den Drehpausen gerne die Füße baumeln lässt – es sei einer ihrer Lieblingsplätze im Tal, verrät sie.

Der Bergdoktor

Für Fans finden regelmäßige Veranstaltungen statt, bei denen auch die Serienstars dabei sind. Die nächste „Bergdoktor“-Woche findet vom 5. bis 12. Oktober 2019 statt. Im Rahmen dieser Woche präsentieren sich die Schauspieler ihren Fans bei der großen „Bergdoktor“-Show im Festzelt in Ellmau.Der nächste Fan-Tag wird am 28. Mai 2020 in Scheffau stattfinden.