„The Wallflower“ heißt das Solo-Album von Eva Leticia Padilla alias Lety, die gar nicht wirkt wie ein Mauerblümchen Foto: Jan Reich/Lichtgut

Sie stammt aus der Bronx, lebt seit langem in Stuttgart und ist mit Popstars wie mit Orchestern aufgetreten. Nun hat Eva Leticia Padilla alias Lety ihr erstes Album mit eigenen Songs veröffentlicht.

Stuttgart - „Sometimes I feel like I’m going a little crazy!“ gesteht sie. „Therapy“ heißt der erste Song auf ihrer ersten CD, und eine Therapie ist dieses Album für Eva Leticia Padilla vielleicht wirklich: Seit vielen Jahren gehört sie zum Zirkel der Musiker um den Stuttgarter Jazzclub Bix; sie trat auf mit zahlreichen Kollegen von Ruf, ist eine hart arbeitende Musikerin auf zahlreichen Bühnen. Eine, für die Musik das Leben ist und live am allerbesten klingt.

Aber sie ist mehr als nur die Frau am Mikrofon, die das Publikum mit ihrer Stimme und ihrem Temperament einfängt, die den Blues schmutzig und rau singt, die leicht und klar die Silben auf den Arrangements der Popsongs tanzen lässt, mit dem sicheren Gespür für Melodie und Rhythmus einer New Yorkerin, deren Vorfahren aus Mexiko und Puerto Rico stammten.

Sie hat gezögert, ein Album zu machen

Unzählige eigene Stücke hat sie geschrieben, seitdem sie als Teenagerin für den Jazz entflammte. In der Küche, im Bad, nach einem Gig, beim Spaziergang kamen ihr die Zeilen und Melodien in den Sinn. Sie hat sie gesammelt, hat aber gezögert, sie öffentlich zu präsentieren. Nur manchmal, bei Auftritten mit anderen Künstlern, holte sie auch einen eigenen Song hervor. Einen musikalischen Partner, der sich ganz auf sie einlassen wollte, fand sie lange nicht.

Schließlich traf sie William Lecomte, der in Paris zu Hause ist und sehr oft zu Gast in Stuttgart. „Es war magisch“, schwärmt sie. Lecomte ist als Pianist auf allen Stücken ihres Debütalbums zu hören, folgt in seinen Arrangements stilvoll und sicher den Wendungen, die Eva Leticia Padilla ihren Songs gibt, lässt einen Ohrwurm wie „The Beauty of September“ als schwebendes, nachdenkliches Lied von der Ewigkeit des Augenblicks ausklingen.

Französische und Stuttgarter Musiker spielen mit ihr

Gleich darauf, im nächsten Stück, ist sie dann wieder da, die ganze Energie des Ensembles: das lebhafte Spiel von Antoine Fillion am Schlagzeug und Leonie Hefele am Bass, die gemeinsam schnell und sicher ihren Weg vom Blues zum Soul, zum Jazz, zu Broadway, Pop und Reggae finden; die Gitarre von Jo Ambros schwebt facettenreich durch das pulsierende Gewebe dieser Songs. Ambros war einer der ersten Musiker, mit denen Eva Leticia Padilla in Deutschland zusammentraf; er hat sie unterstützt und inspiriert.

Als Solo-Künstlerin nennt sie sich nun Lety. Acht der zehn Songs ihres ersten Albums hat sie im Studio 77 in der Tübinger Straße aufgenommen, zwei in den Rossinistudios von Mochermusic in Botnang, ihrem Label. Auf diesen letzen beiden Songs spielt Jens Loh den Bass, Fulgenico Medina sitzt am Schlagzeug, und Christoph Neuhaus ist der Gitarrist – bei „Tarantino Dilemma“, einem wirklich schummerigen, unvergesslichen Blues, bei „The best Part of Christmas“, dem seligen Lied, mit dem das Album endet.

Eva Leticia Padilla stammt aus der Bronx. „Meine Mutter“, erzählt sie, „hatte einen kleinen Schönheitssalon. Dort habe ich als Kind viel Zeit verbracht und ihr bei der Arbeit geholfen. Das Radio spielte den ganzen Tag.“ Der Sender, den die Mutter hörte, brachte die Hits der 70er, 80er, 90er, Songwriter wie James Taylor. Aber in ihrer Nachbarschaft wurde auch andere Musik gehört: Latin, Salsa – „und Hip-Hop war überall.“

Singen als Berufung

Mit 17 Jahren begann Lety an der New School of Jazz and Contemporary Music in New York zu studieren. In den frühen 90er Jahren hatte sie erste Engagements, die sie nach Deutschland führten. Lange schon ist sie übergesiedelt, lange lebte sie in der Stadt, ist nun hinaus in die Region gezogen. Quer durch das Great American Songbook hat sie sich als Gastsängerin bei großen Orchestern gesungen, war Backgroundsängerin bei Popstars. Nun sitzt sie an einem Tisch in einer Gaststätte in Stuttgart-Mitte, verströmt Energie und lacht. „Wenn ich an mein Album denke“, sagt sie, „dann denke ich nicht an den großen Erfolg. Ich habe diese Musik geschrieben, weil ich etwas schaffen wollte, das bleibt. Singen ist meine Berufung, mein Lebensweg. Nichts nehme ich so ernst wie meine Musik.“

2018, da ist sich Lety sicher, wird ein großes Jahr. Eine Release-Party für ihr erstes Album hat es noch nicht gegeben, die wird noch kommen – die Musiker, mit denen Lety aufgenommen hat, sind nun verstreut über ganz Deutschland. Aber Lety hat auch viele Songs geschrieben, die auf „The Wallflower“ keinen Platz fanden. Am liebsten würde sie wieder ins Studio gehen und am nächsten Album arbeiten. „Das kostet Geld“, sagt sie. Die eine oder andere Zeile aus einem großen Song blitzt immer wieder auf, wenn diese Sängerin unermüdlich über ihr Leben und ihre Musik plaudert. „So I’m saving all my nickels and my dimes“, meint sie nun und lacht. „Because I want to do it my way.“

Am 1. Februar, 20.30 Uhr, tritt Eva Leticia Padilla mit dem Max Greger jr. Quartett im Jazzclub Bix auf.