Noch ist sie nicht aufgetaucht: Karl (Max Hubacher) wartet jeden Tag im Café Sacher auf seine vermeintliche Traumfrau Foto: /elix Vratny

Die romantische Filmkomödie „Sachertorte“ ist weniger schmackhaft als das gleichnamige berühmte Schokoladengebäck.

Für Karl (Max Hubacher) ist es Liebe auf den ersten Blick, als er Nini aus Wien (Michaela Saba) in Berlin trifft. Weil er ihre Nummer verliert, folgt er ihr nach Wien, wo er sich in der Hundeleine der Cafébesitzerin Miriam (Maeve Metelka) verheddert. Nini hat Karl verraten, dass sie jedes Jahr an ihrem Geburtstag um 15 Uhr ein Stück Torte im Café Sacher isst. Weil Karl das Datum nicht kennt, wartet er dort nun jeden Tag.

Logiklücken en masse

Ein Mann verliebt sich in eine Frau, die für ihn unerreichbar scheint. In seinem Leben spielt aber auch eine andere Frau eine Rolle, die ihm bei seinem Vorhaben assistiert. Erst zu spät erkennt er, dass die Liebe die ganze Zeit vor seiner Nase war. Die „Sachertorte“ klammert sich fast pathologisch an diese profane Dramaturgie, wie sie schon aus (zu) vielen romantischen Komödien (Romcoms) bekannt ist. Der Film ist anständig inszeniert, aber auch Max Hubacher, im Weltkriegsfilm „Der Hauptmann“ grandios als Hochstapler, kann das miserable Drehbuch nicht aus dem Sumpf ziehen.

Ein Beispiel: Der Quizshow-Redakteur Karl überredet seinen Chef, Fragen wie „Wer war der letzte Kaiser Österreichs?“ vor Ort in Wien recherchieren zu dürfen. Soweit, so realitätsfern – welcher Chef würde sich darauf einlassen? Karls WG in Wien verweigert ihm das WLAN, also recherchiert er analog in der Wiener Unibibliothek. Seine mobile Datenflat ist aufgebraucht – wieso stockt er die nicht einfach auf? Um seinem Chef Bericht zu erstatten, sucht Karl ein WLAN-Café, das – Überraschung – Miriam gehört. Die beschließt, Karl zu helfen: „Es braucht eine Wienerin, um eine Wienerin zu finden.“

Der Reiseführer für den nächsten Wien-Besuch

Bei gemeinsamen Unternehmungen auf der Suche nach Nini kommen Karl und Miriam einander näher. In diesen Postkarten-Sequenzen wirkt der Film wie ein Sightseeing-Trip durch Wien: das Riesenrad am Prater, die Wiener Staatsoper, die Uni-Bibliothek im Hogwarts-Look, das Café Sacher selbst inklusive Konditoren-Handwerk wie aus einem Weihnachtswerbungs-Clip. Über die Figuren erfährt man wenig, sie bleiben Menschen ohne Eigenschaften und nennenswerte Hintergrundgeschichten und deshalb völlig austauschbar. Wie aber sollen flache Figuren zu romantischer Tiefe finden?

Konstruierte Wiederbegegnungen – Ende 2021 gab es in Wien mehr als 1000 Kaffeehäuser – werden einer Romcom gern mal verziehen. Die sehr durchschaubare „Sachertorte“ aber häuft derart viele willkommene Zufälle auf die Kuchengabel, dass sie selbst für eingefleischte Fans des Genres nur schwer zu schlucken sein dürfte.

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