Ohne Fächer geht nichts: Damen bei der Hamptons-Party auf dem Sommerfest Foto: Lg/Potente

The Hamptons auf den Long Islands gelten in den USA als Hotspot der Millionäre. Unter dem Motto „Hamptons“ hat der Nobelhändlerverbund Equipe die Reichen und Schönen von Stuttgart aufs Sommerfest eingeladen. Ein Abend der Sprüche, der Hitze und des Rätselratens, wer geliftet ist.

Stuttgart - Die einen haben den Altantischen Ozean, also Steven Spielberg, Tiger Woods und Jennifer Lopez, die Villen in den Hamptons besitzen, die anderen, also wir, den Eckensee. Bei uns aber heizt die Sonne viel mehr ein. In den Hamptons am Ostende der Long Islands im Bundesstaat New York liegt die Spitzentemperatur momentan bei 26 Grad. Und bei uns ist’s heißer, als wir das gratinierte Poulardenbrüstchen essen können.

Vor dem Sommerfest-Zelt von Wasenwirt und Großgastronom Michael Wilhelmer, der kürzlich mit dem Armani-Cafè seinen ersten Schicki-Betrieb in München eröffnet hat, also dort jetzt den bayerischen Euro-Adel versorgt, steht ein Strandkorb. Wer diese Pole Position ergattert, sieht immer weniger vom Theatersee, je später es wird. Die Massen schieben sich vorbei – 90 Prozent in dieselbe Umlaufrichtung. Es ist wie auf der Autobahn in den Süden zu Ferienbeginn. Immer mehr drängen dazu, es staut sich, nix geht mehr. Aber alle wollen rein.

Seit 16 Jahren laden Juwelier Alexander von Hofen, Innenarchitekt Henry Schweizer, Weinhändlerin Nicole Porsch, Studio-26-Chef Heiko Dräger und Kollegen etwa 500 gut betuchte Stuttgarter aufs Sommerfest ein, um die Freude an den schönen Dingen zu feiern. Einst haben sie ihren Einzelhändlerverbund Equipe als Gegengewicht zur „Geiz-ist-geil“-Bewegung gegründet. Die Millionärsdichte ist schließlich nicht unerheblich in Stuttgart. 246 Superreiche leben mitten unter uns. Der schwäbische Leifschdeil (auf Hochdeutsch übersetzt: Lifestyle) wird schon lange nicht mehr hälenga ausgeübt, also nicht mehr heimlich.

Ins Zelt von Equipe-Mitglied Wilhelmer drücken sich junge Männer mit Fliege zur kurzen Hose, Blondinnen aus dem Bilderbuch der Reichengespielinnen, Chefs mit spitzen blauen Schuhen. Viele folgen dem Hamptons-Motto und erscheinen in den maritimen Farben Weiß und Blau.

Unermüdlich wedeln sich die Damen mit den Fächern, die jeder am Eingang bekommt, Luft zu und schauen andere Damen beim Wedeln zu. Auf die Frage, was ihr am besten bei der Hamptons-Party gefällt, antwortet die Chefin einer Autovermietung: „Am liebsten schaue ich die anderen Frauen an.“ Keine Männer? „Nein, Frauen sind viel spannender.“ Mit ihrer Freundin macht sie ein Spiel. Sie gehen eine nach der anderen Besucherin durch und raten, wer geliftet oder gebotoxt ist. Ihr Hochrechnung am späten Abend: „Es sind 40 Prozent.“

Wie? Haben wir in Stuttgart amerikanische Verhältnisse? Liegen The Hamptons so nah am Eckensee? Gibt’s bei den Schwaben also doch nicht nur Hempels mit Sofa?

Im US-Klassiker „Sex and the City“ spielt das Urlaubsparadies der Superreichen auf den Long Islands eine wichtige Rolle. In der Serie fallen Sprüche von Frauen wie „Sind wir nur romantisch gehandicapt oder doch nur Schlampen?“

Aber nein! Schlampen gibt’s bei der schwäbischen Version von The Hamptons natürlich nicht! Wenn hier eine Lady sagt „Reden ist Silber, Blasen ist Gold“, dann ist’s nur ein Zitat aus „Sex and the City“. Von allein würde sie so etwas niemals sagen. Wenn derartige Zitate aber doch fallen, müssen Frauen damit rechnen, dass sich Männer herausgefordert fühlen.

Ob er ein Typ für eine Nacht sei?, wird ein legendärer DJ der Stadt gefragt. Er antwortet mit Jürgen von der Lippe: „So viel Zeit hab’ ich nicht.“

Jene DJ-Legende dreht in der Hitze des Sommerfestes noch weiter auf. Eine Frau will von ihm wissen, wann die Sonne untergeht, weil sie sich davon Abkühlung verspricht. Seine Antwort: „Die Sonne geht erst unter, wenn du nach Hause gehst.“

Wow! Treffer! Der alte Charmeur setzt aber noch einen drauf. „Darf ich an deinem Blick meine Zigarette anzünden?“, fragt er.

Auf einer Welle aus Kitsch werden wir nach draußen getrieben. Draußen ist der Strandkorb frei. Von diesem Logenplatz aus kann man die verschiedenen Besuchertypen des Festes studieren, die an einem vorbeiparadieren – und wird lächelnd angeschaut wie Affen im Zoo. Die einen haben sich rausgeputzt wie zu einer Hochzeitsfeier, die anderen verbreiten mit ihrer Urlaubskleidung Urlaubsstimmung. Einige haben Bierflaschen mitgebracht, weil ihnen die Preise zu hoch sind. Fast jeder will bei diesem Fest dabei sein, das vor 24 Jahren gegründet wurde, um der Stadt zu mehr Stil, zu mehr Genuss, zu mehr Lebensart zu verhelfen.

Das 25. Sommerfest ist so vielfältig wie die Stadt. Das schicke Konzentrat, das an die Gründerzeit der weißen Zeltstadt erinnert, versammelt sich bei Equipe. „Es ist wunderschön bei den Schwaben“, sagt ein Münchner Geschäftsmann, der seit 20 Jahren in Stuttgart lebt und nicht wegziehen will, „das einzige was fehlt, sind ein See und Zugänge zum Neckar.“ In München werde die Isar von den Menschen viel besser genutzt als hier der Neckar.

Und schon sprudeln Wasserfantasien. Man sollte, schlägt einer vor, immer vorm Sommerfest den verdreckten Eckensee leeren und mit frischen Wasser füllen, damit man beim Feiern das kühle Nass nutzen kann. Für klare Seen in dieser Stadt! Und für mehr Neckarspaß! Wär’ das nicht eine Aufgabe für die Superreichen der Stadt? Sie könnten mit Spenden und Stiftungen saubere Seen schaffen, also noch mehr Lebensfreude. Dann wär’ Stuttgart nicht nur reich und sexy, sondern noch viel schöner.