Im Leonberger Bürgeramt läuft es schon lange nicht mehr rund. Foto: privat

Ob Warteschlangen im Bürgeramt oder eine über Wochen geschlossene Zulassungsstelle: Kurz vor der Kommunalwahl werden die Schwächen immer gravierender, meint unser Leonberger Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski

So langsam wird es ernst: In einer Woche ist Kommunalwahl, und natürlich nicht zu vergessen die Europawahl. Während das Ringen um die Zusammensetzung des europäischen Parlaments in den vergangenen Wochen angesichts der schwierigen nationalen wie internationalen Lage an Dynamik gewonnen hat, plätschert es vor Ort eher vor sich hin.

 

Natürlich ist die Stadtentwicklung überall ein drängendes Thema. Der klassische Konflikt zwischen dem Platzbedarf für mehr Wohnraum und mehr Gewerbe auf der einen Seite und dem Bewahren von Grünflächen auf der anderen, dürfte auf kommunaler Ebene nur schwerlich aufzulösen sein. Die Rufe nach einem bezahlbaren Dach über dem Kopf werden immer lauter.

Die Chance überdies, durch mehr Gewerbe mehr Steuereinnahmen zu erzielen, will und kann sich keine Stadt entgehen lassen. Die meisten Haushalte sind überschuldet, Investitionen werden zusehends schwieriger – auch solche in lebenswerte und grünere Innenstädte. Und dass das Auto für lange Zeit noch ein notwendiges Fortbewegungsmittel bleiben wird, an dieser Erkenntnis führt letztlich kein realistischer Weg vorbei.

Über all das wird überall trefflich diskutiert, bisweilen gestritten; und daran wird sich in den kommenden Jahren nichts wesentlich ändern, sind das doch alles Langzeitprobleme. Was sich aber ändern sollte und muss, ist die förmlich verfahrene Situation in Leonberg. Eine Grundsolidarität an der Stadtspitze – Voraussetzung für eine Mischung aus Pragmatismus und Mut, die es bei nahezu allen Herausforderungen des Lebens braucht, ist schon seit Langem nicht erkennbar.

Konflikte waren schon früh erkennbar

Die internen Konflikte zeichneten sich schon lange vor dem Dienstantritt Josefa Schmids ab. Durch deren zumindest temporären Rauswurf sind sie jetzt offen zutage getreten. Für die Menschen spürbar sind sie am plakativsten durch die Zustände im Bürgeramt, wo selbst nach Wochen keine Entspannung erkennbar ist. Die Probleme, die jetzt kaum zu beheben sind, haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit.

Übrigens auch bei der Zulassungsstelle in Leonberg, die nicht zur Stadt, sondern zum Landratsamt gehört. Die macht nun schon den zweiten Monat in Folge komplett dicht. Bei allem Verständnis für Personalprobleme und Krankheitsausfälle: Dass es Behörden nicht schaffen, im Notfall ihre Kräfte auf das wirklich Notwendige zu bündeln, wirft wahrlich kein gutes Licht auf den öffentlichen Dienst. Dafür braucht es dann noch nicht mal ein Zerwürfnis an der Führungsspitze.