Der Maserati hat nur noch Schrottwert – bei dem Unfall ist ein Schaden von rund 100 000 Euro entstanden. Foto: Polizei Mannheim

Der Verursacher eines schweren Unfalls hat angeblich schon sein nächstes „Monsterauto“ und protzt damit im Netz. Dabei hatte die Polizei im Sommer 2016 bei einer Schwerpunktaktion gegen Verkehrsrowdys beachtliche Erfolge erzielt.

Mannheim - Der 22-Jährige Maserati-Fahrer aus Heidelberg war einer der Ersten, der bei einer sechswöchigen Großaktion der Behörden gegen Verkehrsrowdys in der Mannheimer Innenstadt im Sommer vorigen Jahres unangenehm aufgefallen war. Seitdem wurde er sechs Mal wegen diverser Verstöße – von überhöhter Geschwindigkeit bis zu fehlenden Kennzeichen – erwischt. Die Ordnungsbehörde hat ein Zwangsgeld von 1000 Euro verhängt, Anfang Januar wurde ihm der Führerschein entzogen. Gebremst hat all das den jungen Mann bisher nicht.

Am vergangenen Wochenende hat er mit einem schweren Unfall wieder Schlagzeilen verursacht. Mit 100 Stundenkilometern ist er nach Expertenschätzung am Samstag kurz vor 1 Uhr mit seinem 400-PS-starken Sportwagen durch die Fressgasse gedonnert, eine Tempo-30-Zone. Er hat einen aus einer Seitenstraße kommenden VW-Caddy am Heck erwischt und vier parkende Autos teils schwer beschädigt, ehe sein Auto 40 Meter weiter vor einem Baum zum Stehen kam. Zwei leichtverletzte Fahrer und sechs demolierte Autos stehen in der Schlussbilanz der Ermittler. „Den Maserati hat es zerbröselt. Es ist nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn dort Passanten unterwegs gewesen wären“, sagte ein Sprecher.

Das nächste Auto sei ein Ferrari, heißt es im Netz

Den 22-Jährigen hat all das nicht sonderlich beeindruckt. Im Netz, wo er unter dem Spitznamen Cano Habibi aktiv ist, hat er bereits seinen neuen Superschlitten präsentiert. Demnach will er die Straßen künftig mit einem dunkelgrauen Ferrari Cabrio unsicher machen. „So all ihr Eifersüchtigen . . . das nächste Monster ist auf dem Weg“, hat er dazu, in nicht ganz korrekter Rechtschreibung, gepostet. Wie es aussieht, hat der junge Mann, der nach Angaben der Polizei noch Schüler ist, inzwischen eine kleine Fangemeinde. „Cano fickt die ganze Stadt, starker Auftritt“ freute sich die.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässiger Körperverletzung und Fahrens ohne Fahrerlaubnis geben ihn. Man bemühe sich um eine möglichst zügige Bearbeitung des Falls. Allerdings brauche man zur genauen Aufklärung des Unfalls vom Wochenende auch das Gutachten eines Sachverständigen. „Und da gilt wie immer, Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, sagt ein Sprecher. „Der junge Mann darf nicht mehr fahren – und er weiß das auch.“

„Das Beispiel zeigt, dass ,Posen’ und Rasen nicht weit voneinander entfernt sind“, sagte eine Sprecherin der Ordnungsbehörde. Es zeigt auch, welchen Aufwand ein einziger rücksichtsloser Fahrer verursachen kann: Allein von Mitte August 2016 bis Mitte Januar haben die Behörden seinetwegen 17 Bürger-Beschwerden registriert; die Mannheimer Polizei hat ihn sechs mal wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und fehlender Papiere angezeigt. Danach war sein Punktekonto voll, Anfang Januar wurde ihm in Heidelberg der Führerschein auf unbestimmte Zeit entzogen.

Laut der Polizei gab es keine Möglichkeit, das Fahrzeug einzuziehen

Eine Möglichkeit, ihm auch das Fahrzeug zu entziehen, habe es nicht gegeben, sagt Dieter Schäfer, der Leiter der Verkehrspolizeidirektion. Dies liege zum einen daran, dass der 22-jährige lediglich der Halter des Autos sei, Eigentümer sei eine Offenbacher Leasingfirma. Verbotene Einbauten, die eine Einziehung begründen könnten, hätten Experten bei einer Überprüfung des Fahrzeugs nicht gefunden. Lärmverstärkende Auspuffklappen würden in den Sportwagen schon ab Werk eingebaut, obwohl sie im öffentlichen Verkehr gar nicht erlaubt seien. „Das ist eine Grauzone“, sagte er.

Prognosen, wie lange es noch dauert, bis es zu einer Anklage gegen den 22-Jährigen kommt, wollen die Ermittler nicht machen. Man arbeite so schnell wie möglich. „Gründlichkeit hat aber Vorrang“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. „Wir tragen alles zusammen, was die Rücksichtslosigkeit des Fahrers belegt und hoffen, dass es in der Summe am Ende vor Gericht für eine Freiheitsstrafe reicht. „Das wäre ein Signal an die Szene und hätte sicher eine abschreckende Wirkung“, sagt Schäfer.

In 169 Fällen wurden Bußgelder verhängt

Bußgeld
Infolge der Aktion der Polizei gegen die Mannheimer Poserszene hat die Stadt bisher in 169 Fällen Bußgelder und Verwarnungen verhängt, zweimal wurden für erneute Lärmverstöße Zwangsgelder von 1000 Euro angedroht. In 36 Fällen laufen noch Einspruchsverfahren, die auch bei Gericht anhängig sind. Zweimal wurden die Benutzung von Fahrzeugen ganz untersagt.

Gelbe Karte
Beim Beginn der Aktion hatte die Polizei an rücksichtslose Fahrer 40 „Gelbe Karten“ mit Ermahnungen geschickt. Die allermeisten sind danach nicht mehr negativ aufgefallen