Das erste ausverkaufte Konzert im Wizeman in Stuttgart wird von den Orsons aus dem Hause Chimperator bestritten. Das passt ganz wunderbar – und funktioniert wie ein kunterbunter Kindergeburtstag
Stuttgart - Es passt ganz gut, dass die Stuttgarter Band Orsons aus dem Hause Chimperator das erste ausverkaufte Konzert im Wizemann bestreitet. Die neuen Hallen sind auch von Chimperator, also von der neuen Firma STR Kultur- und Betriebs GmbH.
Wie schön das ehemalige Zapata geworden ist, wie sehr entrümpelt wurde, wie gut der schlichte Industriecharme gefällt, wie gut der Sound ist, wie fair die Getränkepreise sind, wurde schon an vielen Stellen nach dem allerersten Konzert von Gentleman in der vergangenen Woche gelobt. Jetzt passt also auch die Stimmung, wenn am Freitagabend rund 1500 Fans in der großen Halle die Orsons feiern. Und für das leibliche Wohl ist im Restaurant Happen nun vor dem Konzert auch gesorgt: Dem Zeitgeist folgend gibt es Pulled-Pork-Sandwiches, was sonst. Für die veganen Gäste: Falafel. Und übrigens auch im Angebot: freies WLAN. Da kann die Generation Smartphone alles in Echtzeit via What’s-App besprechen und Fotos auf Instagram hochladen. Hashtags sind #Orsons, #Abriss oder auch #soogeil.
"Schwung in die Kiste" geht immer
Und ja, es stimmt: Die knapp zwei Stunden Konzert sind ein kunterbuntes Fest, mit vielen Höhen, wenig Tiefen. Die vier Herren auf der Bühne geben Gas, haben Spaß. Und bei einem deutschsprachigen Hip-Hop-Konzert lässt sich in Sachen Sound nichts beschönigen: Hier versteht man jedes Wort sehr deutlich, selbst die sehr schnellen Parts von Tua. Und auch die vielen schwäbischen Wortfetzen. Die Orsons sind Jungs von hier, haben mit dem aktuellen Album schon im Frühjahr eine Tour gespielt, die Fortsetzung nennen sie lustig, wie sie sind, „What’s goes Nexscht 2015“. Sie kommen auf die Bühne und verabschieden sich sogleich: „Wir sehen uns am Merchandisestand.“ Der Pennälerhumor wird verstanden. Die Fans rufen Zugabe, dann „Kischde“. Den schönen Hit „Schwung in die Kiste“ gibt es dann ganz zum Schluss. Dabei haben sie auch eine kleine Band: Schlagzeuger, DJ, Backgroundsängerin sowie Tristan Brusch an der Gitarre.
Die Orsons sind seit 2008 bei Chimperator. Auch wenn sie von ihrem Labelkollegen Cro überholt wurden, ist das relativ egal, weil sich dank ihnen auch Menschen auf das Konzert trauen, die sich viele Jahre gar nicht mehr für Hip-Hop interessiert haben. Denn Kaas, Maeckes, Bartek und Tua sind vier grundsympathische Sprechgesangsartisten, die sich selbst nicht so ernst nehmen. Das gibt es nicht oft im Rap.
Sie sind keine typische Hip-Hop-Combo, zeigen bei vielen Songs choreografierte, synchrone Tanzeinlagen, nehmen ein zartes Pastellrosa als Albumtitelhintergrund statt ein hartes Schwarz oder so. In „Papa Willi und der Zeitgeist“ sampeln sie „Biene Maja“. Ja, cool ist anders. Aber die dürfen das.