Beate Kohler und Stephan Heimerl vor dem spätbarocken Portal ihres Traumdomizils. Foto: Gottfried Stoppel

Die neuen Besitzer der denkmalgeschützten Meuschenmühle bei Alfdorf lassen das Gebäude von Grund auf sanieren. Am Mühlentag wird ein neues hölzernes Wasserrad eingeweiht, nachdem das bisherige aus Altersgründen den Geist aufgegeben hat.

Alfdorf - Sicherlich würde er große Augen unter seinem Filzhut machen, den er stets trug, könnte Karl Grau sehen, wie sich die Meuschenmühle, die ihm einst gehörte, in der er 65 Jahre lebte und sich krumm und bucklig schaffte, in den zurückliegenden zwölf Monaten veränderte. In diesem Zeitraum, da waren viele Handwerker in dem mächtigen Bauwerk zugange, um es zu sanieren und aufzumöbeln. Doch Karl Grau hat es nicht mehr erlebt, was da so alles renoviert und aufgemöbelt wurde. Er hat im Oktober 2012 im Alter von 84 das Zeitliche gesegnet. Er war ein Müller von echtem Schrot und Korn.

Das Mühlenanwesen im idyllischen Eisenbachtal (Gemeinde Alfdorf), Zeuge eines Berufsstands, wie er früher im Schwäbischen Wald stark vertreten war, ist jetzt Eigentum von Beate Kohler und Stephan Heimerl. Mit Schrot und Korn haben die zwei nichts am Hut, für sie ist das Haus ein wahres Traumdomizil.

Das 230 Jahre alte Gebäude ist ein geschütztes Kulturgut

Die betagte Immobilie war ein Wunschobjekt der beiden Ingenieure, sie wollten das Stuttgarter Stadtleben hinter sich lassen und ,,raus aufs Land“ ziehen. Dabei wussten sie, auf was sie sich beim Kauf der Meuschenmühle eingelassen hatten: auf einen 230 Jahre alten Fachwerkbau mit manchen Macken und Schwachstellen, die nach viel handwerklichem Einsatz verlangten.

Bei dem Vorhaben redeten auch Denkmalschützer ein Wörtchen mit. Denn bei der Meuschenmühle handelt es sich um eine der prächtigsten unter ihresgleichen im Schwäbischen Wald, gelistet als ,,besonderes Kulturdenkmal“. Im gegenseitigen Einvernehmen zwischen den neuen Mühlenbesitzern und den Denkmalwächtern wurde unter anderem festgelegt, die Raumstruktur des Gebäudes und die Lehmfüllung des Fachwerks zu erhalten, ebenso die Holzvertäfelung in der guten Stube des einstigen Mühlenbetreibers Karl Grau.

Insgesamt 41 Einzelpunkte sind dem Waiblinger Landratsamt zufolge als Eckpunkte für eine ,,behutsame Sanierung“ niedergeschrieben worden. Man habe jeweils gute Kompromisse gefunden, bestätigt Heimerl, unter anderem auch bei der Neugestaltung nicht mehr renovierbarer Fenster. Mittlerweile abgeschlossen ist die energetische Dachsanierung. Dass es im Inneren der Mühle noch viel zu tun gibt, ist laut Beate Kohler nicht verwunderlich. Bei einem Gebäude, das so viele Jahre auf dem Buckel hat, ist man, so ihre Worte, eigentlich nie ganz fertig.

Übrigens: nicht zum ersten Mal wird das Innere der Meuschenmühle auf den Kopf gestellt, vor Jahren haben Filmemacher den Thriller „Gegen Ende der Nacht“ in dem Gebäude gedreht und drinnen im Haus alles so verstellt, dass Karl Grau, wie er hinterher berichtete, nicht einmal mehr sein Schlafzimmer benutzen konnte.

Die Magie der alten Mühle wird weiterleben

1970 ist in der Mahlstube der Meuschenmühle letztmals Mehl produziert worden, seither diente sie als Anschauungsobjekt für Mühlenfans. Der Technikveteran aus dem 19. Jahrhundert gehört zur Gattung der Alten Deutschen Wassermühle und ist deshalb historisch bedeutsam, weil es in ganz Baden-Württemberg nur noch eine zweite dieses Typs gibt. Zu jeder malerischen Mühle zählt, wie es sich gehört, ein rauschendes Wasserrad, zu besichtigen auf vielen Abbildungen. Die Meuschenmühle hat in dieser Hinsicht derzeit nichts zu bieten, das bisherige Antriebsrad ist altershalber zu Bruch gegangen. Doch die Magie der malerischen Mahlmühle wird weiterleben. Pünktlich zur Eröffnung des Mühlentags am Pfingstmontag, dem 16. Mai, soll die Meuschenmühle ein neues rotierendes Prunkstück bekommen. Dann können die Besucher was erleben: eine ratternde, dröhnende und bebende Mahlstube, wie in alten Zeiten.