Die Absperrgitter links am Eingang zeigen es: Im Schlampazius und Laboratorium beginnen die Sanierungsarbeiten. Foto: Jürgen Brand

Ramon geht nach mehr als 40 Jahren in den Ruhestand, die Suche nach einem neuen Wirt läuft bereits. Der „Schlauch“ wird abgerissen der Biergarten wiederbelebt. Auch das Laboratorium wird modernisiert.

S-Ost - Die weit über den Stuttgarter Osten hinaus bekannte Kult-Kneipe Schlampazius wird es noch bis zum Ende des Jahres unverändert geben – dann beginnt an der Ecke Wagenburg-/Ostendstraße optisch und auch gastronomisch eine neue Zeitrechnung, vermutlich ohne den jetzigen unverwechselbaren Charme der 1970er Jahre. Voraussichtlich von Januar 2018 bis April oder Mai wird die Gaststätte saniert und vor allem auch technisch auf den aktuellen Stand gebracht. Im Frühjahr 2018 soll dann das runderneuerte Schlampazius, möglicherweise mit neuem Namen, auf jeden Fall aber mit dem wiederbelebten Biergarten neu eröffnet werden.

Die Bauarbeiter sind schon da

In den vergangenen Monaten und Jahren hatte es immer wieder Meldungen über eine bevorstehende Schließung des Schlampazius gegeben, zuletzt Ende vergangenen Jahres. Aber immer wieder hatte es eine Verlängerung gegeben, mal, weil der Wirt Ramon Amar Minon selbst noch nicht aufhören wollte, mal, weil ihn seine Stammgäste zum Weitermachen überredeten. Nach mehr als 40 Jahren im Schlampazius geht Ramon, wie er von allen genannt wird, aber Ende des Jahres tatsächlich in Rente. Die Bauarbeiter werden aber schon ab jetzt Stammgäste bei ihm sein.

Das Schlampazius-Gebäude ist denkmalgeschützt und bildet mit dem unmittelbar angrenzenden Musikclub und Kulturzentrum Laboratorium eine untrennbare Einheit und Institution im Stuttgarter Osten. Die beiden Gebäude umgeben mit dem Nachbarhaus und der Wagenburgstraße als vorderer Grenze den einstigen Biergarten, der in den vergangenen Jahren aber kaum noch genutzt wurde. Eigentümer des Areals ist das Stuttgarter Immobilienunternehmen Dinkelacker AG, Pächter von Schlampazius und Laboratorium ist die Brauerei Dinkelacker-Schwaben Bräu, die wiederum die Kneipe an Ramon, das Laboratorium an den Lab-Verein untervermietet hat. Die Sanierung beider Gebäude ist – deutlich sichtbar – überfällig.

Die Gaststätte ist von Januar bis April geschlossen

„Das hätte schon vor fünf Jahren gemacht werden sollen“, sagt der Vertriebs- und Marketinggeschäftsführer der Brauerei, Bernhard Schwarz. Jetzt laufen bereits die Vorbereitungen, um das Gebäude von oben nach unten zu renovieren. In den drei Geschossen über der Gaststätte sind drei Wohnungen, eine davon gehört zur Kneipe, die anderen beiden stehen leer, weil sie keine Heizung haben. „Die Gaststätte ist als letztes dran“, sagt Schwarz. Gemacht werden muss viel: das Dach, die Strom- und Wasserleitungen, die Toiletten, die Heizung, die Fassade. Der Brandschutz erfordert großen Aufwand.

Zurzeit sucht die Brauerei schon einen Nachfolger für Ramon Amar Minon. Das Interesse sei sehr, sehr groß, sagt Bernhard Schwarz. Er hofft, dass der neue Pächter bis September gefunden sei, damit seine Ideen und Vorstellungen bei der Sanierung berücksichtigt werden könnten. Schwarz: „Das wird sicher keine High-Tech-Gastronomie werden, sondern den Wirtshaus-Charakter wie bisher behalten. Der Biergarten soll wieder belebt werden, das ist eine Perle im Osten.“

Die vorbereitenden Arbeiten laufen bereits auf dem Areal. Angefangen wird im Lab, dessen Konzertbetrieb weitgehend unbeeinträchtigt bleiben soll. Auch im einst legendären „Schlauch“ wird gerade aufgeräumt. Der einstige Trink- und Party-Schlauch wird abgerissen, dieser Gebäudeteil steht nicht unter Denkmalschutz. Die Fläche wird für eine neue – und dringend nötige – Toilettenanlage für Schlampazius und Lab benötigt. Auch der Foyerbereich, der die beiden Gebäude verbindet, wird neu gestaltet.