Ein Wiener für den 1. FC Nürnberg: Der neue Trainer Damir Canadi Foto: dpa

Die Vorbereitung des VfB Stuttgart in die neue Zweitligasaison ist bereits in vollem Gange – doch was macht eigentlich die Aufstiegs-Konkurrenz? Wir blicken in einer Serie auf die möglichen Haupt-Kontrahenten des VfB in der neuen Saison. Und widmen uns im dritten Teil dem 1. FC Nürnberg.

Stuttgart/Nürnberg - Tradition verpflichtet, erst recht bei einem der Traditionsclubs im deutschen Profifußball schlechthin, dem neunfachen deutschen Meister namens 1. FC Nürnberg. 1968 gab es zum bisher letzten Mal Meisterjubel in Franken. Lang, lang ist’s her, und irgendwann war es vorbei mit der Nürnberger Herrlichkeit. Der Club, der niemals zur Ruhe kommt, ist längst zum steten Pendler zwischen erster und zweiter Liga geworden.

In der neuen Spielzeit geht es nach dem Abstieg mal wieder im Unterhaus ran – und doch (oder vielleicht gerade deshalb) sind die guten, alten Zeiten im pulsierenden Kosmos am berühmten Club-Zentrum am Valznerweiher allgegenwärtig. Was in diesen Tagen auch mit dem neuen Trainer zusammenhängt. Der heißt Damir Canadi – ein Name, der die FCN-Fans erstmal noch nicht in Wallung versetzte. Als sie aber davon hörten, dass der neue Mann an der Seitenlinie Österreicher ist und aus Wien kommt, da bekamen einige vor lauter Rührung glasige Augen.

Auf den Spuren von Max Merkel

Österreich, Wien, Trainer, da klingelt’s bei jedem Clubberer. Weil er sofort an Max Merkel denkt, den legendären Wiener Coach, der erst den TSV 1860 München im Jahr 1966 und dann eben den FCN 1968 zur Meisterschaft führte. Klar, dass Canadi (49) in Nürnberg schnell auf seinen berühmten Vorgänger aus Austria angesprochen wurde, woraufhin sich der Neue angemessen demütig und bescheiden gab. Ja, er habe über Max Merkel gelesen, sagte der neue Nürnberger Wiener über den ehemaligen. Dann betonte Canadi noch höflich, aber bestimmt: „Ich muss meine Geschichte selber schreiben.“

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Genau so ist es – aber dennoch hat der neue Coach dabei unbewusst prominente Unterstützung aus seinem Heimatland erhalten. Denn die Trainer aus Österreich hinterlassen in bester Max-Merkel-Tradition im deutschen Profifußball seit einigen Jahren große Spuren und schrieben so indirekt auch am neuen Kapitel Canadi/Nürnberg mit. 2017 führten Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl den 1. FC Köln und RB Leipzig jeweils in den Europapokal, nun machte Adi Hütter mit Eintracht Frankfurt in der Europa League Furore, demnächst trainiert ein gewisser Oliver Glasner den VfL Wolfsburg. „Dass es so erfolgreich war bei den Vorgängern, eröffnet uns anderen Trainern die Chance“, sagt Canadi auf die Frage, was österreichische Trainer in Deutschland gerade so beliebt mache. „Wir sprechen die Sprache und verfolgen den Fußball sehr intensiv.“

Erfolge in Athen und Altach

Das ist nicht die schlechteste Voraussetzung – ebenso wie Canadis erfolgreiche Arbeit in den vergangenen beiden Jahren in Griechenland. Mit Atromitos Athen wurde er in der abgelaufenen Runde Vierter und zog in den Europapokal ein. Canadi soll in Spielerkreisen derart respektiert worden sein, dass ihn die Profis ehrfürchtig „Lehrer“ nannten. In Athen hatte Canadi ähnlich wie zuvor bereits beim SCR Altach in Österreich, den er ebenfalls in den Europapokal führte, mit geringen finanziellen Mitteln Erfolg. Es ist eine Leistung, die ihn und den finanziell ebenfalls nicht gerade auf Rosen gebetteten 1. FC Nürnberg letztlich zusammenbrachten.

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Die Spielidee Canadis ist klar: Der Coach wünscht sich „dynamischen Fußball“, eine Balance zwischen Abwehr und Angriff und schnelles Umschalten. Das wünscht sich ungefähr jeder Trainer heutzutage – speziell dagegen ist die Herausforderung beim Club. Das traditionsbewusste Umfeld erwartet den sofortigen Wiederaufstieg, der neue Coach sieht die Sache differenzierter. Für ihn ist der Aufstieg im ersten Jahr noch kein Muss: „Wir haben den Vertrag auf zwei Jahre ausgelegt“, sagt er trocken.

Klartext von Mathenia

Zwei Jahre, das ist der Zeitraum, den Canadi und der Sportvorstand Robert Palikuca für ihr „gemeinsames Ziel“ namens erste Liga vereinbart haben. Der Torwart Christian Mathenia wird da deutlicher: „Der Club gehört dahin, wo wir letztes Jahr gespielt haben. Das wollen wir so schnell wie möglich wieder schaffen.“ Mithelfen sollen dabei auch die Neuzugänge Robin Hack (TSG Hoffenheim), Felix Lohkemper (1. FC Magdeburg) und Oliver Sorg (Hannover 96). Und der Mann, der an der Seitenlinie auf den Spuren seines legendären Landsmannes Max Merkel wandelt.

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