Im Zuge einer Generalsanierung des Klärwerks Möhringen könnte der Bau einer zusätzlichen 235 Meter langen Schutzwand überflüssig werden. Die geschätzten Baukosten haben sich derweil in der Zwischenzeit verdoppelt.
Der Hochwasserschutz an der Körsch kommt in Stuttgart nur schwer in Gang. Während die Projekte im Landkreis Esslingen weitgehend umgesetzt sind, stockt der Ausbau in den Stuttgarter Filderbezirken seit Jahren. „Wir sind jetzt im Zugzwang, unsere Plicht zu tun“, betonte nun Thomas Bosler, der beim Eigenbetrieb Stadtentwässerung (SES) Betriebszuständige für das Klärwerk Möhringen.
Schutz von Fledermäusen wichtig
Die Pläne, vor dem Klärwerk einen 110 Meter langen und bis zu 5,7 Meter hohen Schutzdamm zu errichten, sind bereits mehr als zehn Jahre alt. Seit 2016 liegen die Genehmigungsunterlagen bei der Stadt. Seitdem hat das Projekt immer wieder durch Verzögerungen von sich reden gemacht. So warfen zuletzt Untersuchungen an Fledermauspopulationen im Gebiet der Kläranlage den Genehmigungsprozess zurück.
Nun soll jedoch, wie Bosler am Mittwochabend im Bezirksbeirat Möhringen erklärte, der Planfeststellungsbeschluss für den Schutzdamm am Klärwerk kurz bevor stehen. „Wir rechnen mit Mitte des Jahres“, so Bosler. Anschließend werde die Maßnahme ausgeschrieben, so dass aktuell ein Baubeginn für den Hochwasserschutzdamm in kommenden Jahr geplant ist. Der Wall ist Teil einer ganze Kette von Projekten, die der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch entlang des Gewässers umsetzt.
Schutz vor hundertjährigem Hochwasser
Wie dringend der Damm angesichts einer zunehmenden Zahl von Starkregenereignissen ist, machte Bosler vor dem Bezirksbeirat bildhaft deutlich: Bei Starkregen könne die Körsch innerhalb von Sekunden anschwellen, so der Betriebsleiter, und mitten durch das Klärwerk schießen. „Da möchten Sie nicht in der Nähe stehen.“
Der geplante Schutzwall, der quer zum Tal direkt vor dem Klärwerk errichtet werden soll, und das damit entstehende 67 200 Kubikmeter große Rückhaltebecken seien darauf ausgelegt, ein hundertjähriges Hochwasser abzuhalten. Die berechneten Gesamtkosten für die Maßnahme haben sich in den letzten zehn Jahren auf zuletzt geschätzte sechs Millionen Euro verdoppelt.
Plan: Arbeiten bis 2027 abschließen
Weil auch im Hochwasserfall aus dem Becken ein Regelabfluss von 27 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erfolgt, war bislang darüber hinaus vorgesehen, eine 235 Meter lange und rund 1,2 Meter hohe Spundwand innerhalb der Kläranlage zum Schutz der Betriebsgebäude zu errichten. Gut möglich, dass diese – im besten Fall rechtzeitig – sich im weiteren Planungsprozess nun als überflüssig erweist, wie Bosler betont.
Der Grund: Im Anschluss an den Dammbau, der möglichst 2027 abgeschlossen ist, soll eine Generalsanierung des Klärwerks erfolgen. Unter anderem ist an eine vierte Reinigungsstufe zum Eliminieren von Spurenstoffen gedacht.
Führung der Körsch verändern?
„Wir wollen in diesem Zusammenhang aber das ganze Klärwerk betrachten“, sagt Bosler. Das könne so weit gehen, dass aus Platzgründen die Führung der Körsch im Klärwerk verändert werden müsse. Der Bau der Spundwand zum Schutz der Einrichtung hätte sich dann möglicherweise erübrigt.