Heidi Klum zeigt, was sie hat, hier bei den MTV Video Awards 2017 in Kalifornien. Aber will man das so genau sehen? Die einen sagen so, die anderen so. Foto: Getty

Bei der Grammy-Verleihung in New York am Sonntag hat Heidi Klum sämtliche Blicke auf sich gezogen. Treffsicher schafft es das Supermodel mit ihren Outfits Aufsehen zu erregen. Stilsicher ist sie allerdings nicht immer.

Stuttgart - Heidi Klum liebt den großen Auftritt. Einen solchen hat sie am Sonntag bei der Grammy-Verleihung in New York wieder einmal hingelegt. In einem schwarzen Hauch von Nichts versammelte sie die Fotografen auf dem Roten Teppich um sich und sorgte für große Augen. Das schwarze Kleid mit langem Rock und Spitzenapplikationen von Ashi Studio legte den Blick auf ihre darunter liegenden Dessous frei. Das war keine neckische Andeutung, das war kein subtiles Spiel mit ihren Reizen, mit denen sie gewiss nicht geizen muss. Das war – so wie bei der 44-Jährigen oft – überaus freizügig, lasziv und für Freunde der modischen Grazie ziemlich plump. Man fragt sich: hat sie das nötig? Das Supermodel aus Bergisch Gladbach, das sich – abseits vom Roten Teppich – meistens lässig und stilsicher in einer Art Model-Hipster-Look zeigt, greift bei großen Galas oft daneben: mit zu tiefen Dekolletés, zu hohen Beinschlitzen, zu grellen Farben, seltsamen Applikationen und billig wirkenden Bling-Bling-Accessoires.

Wie ein gerupfter Kanarienvogel

Bei den MTV Video Music Awards vergangenen August in Kalifornien trug sie zum Beispiel ein Kleid, das nur das allernötigste oben herum verdeckte und ansonsten alles ziemlich prall zur Schau stellte. Will man das wirklich sehen? Bei den Emmy Awards 2015, ebenfalls in Kalifornien, entschied sie sich für ein gelbes Trägerkleid von Versace, für das sie viel Kritik einstecken musste. Der eigenwillige, wilde Stoffmix kam nicht gut an. Das „OK“-Magazin schrieb: „Heidi Klum sieht aus wie ein gerupfter Kanarienvogel.“ Klums Outfits können auch meistens nicht eng genug sein. Ausnahmen bestätigen die Regel: bei der Emmy-Verleihung 2005 in Los Angeles zeigte sie sich in einem für sie untypischen wallenden bunten Hippie-Kleid, was aber vermutlich an anderen Umständen lag. Zu dem Zeitpunkt war sie nämlich schwanger mit einem ihrer insgesamt vier Kinder.

Mut zur Hässlichkeit

Durchgehend ein gutes Händchen für ihre Outfits beweist Heidi Klum hingegen bei ihren Kostümierungen. Ihre eigene Halloween-Party in New York ist inzwischen schon legendär, und jedes Jahr aufs Neue überrascht das Model mit einer ausgefallenen Verkleidung. 2017 erschien sie als Werwolf aus Michael Jacksons „Thriller“-Video, 2016 als Comic-Figur Jessica Rabbit und 2013 als alte Großmutter mit kunstvoll modellierten Falten in Gesicht und Dekolletee. Ob als haariger Schimpanse oder als plastinierte Leiche – Heidi Klum beweist an Halloween auch Mut zur Hässlichkeit, was ihre Fehlentscheidungen auf dem Roten Teppich ein bisschen relativiert.

Deutschlands erfolgreicher Modelexport ist eine Meisterin der Selbstinszenierung und zählt zu den meistfotografierten Frauen der Welt. Als Selfie-Königin sorgt sie auch selbst dafür, dass Bilder von ihr zuhauf in den sozialen Medien kursieren. Im Anschluss an die Grammy-Verleihung am Sonntag postete sie ein Foto von sich auf Instagram, auf dem sie nur Schuhe und Unterwäsche trägt – nach dem Auftritt in dem freizügigen Spitzenkleid war das nun keine große Überraschung mehr.