Die Kassierer Foto: Promo

Im Stuttgarter Jugendhaus Hallschlag zeigen die Kassierer viel nackte Haut und singen frivol von Blumenkohl

Wer sich in ein Konzert verirrt, in dem der Drummer plötzlich mit heruntergelassener Hose vor der Menge steht, hat’s schwer. Sollte selbiger sich daraufhin einen Einweghandschuh über den Kopf ziehen und versuchen, mit der Stirn in den After des auf dem Rücken liegenden Gitarristen einzutauchen – dann muss man dem Konzertbesucher eventuell einen Besuch beim Psychiater finanzieren. Oder ihn diese Geschichte zumindest mit der Stuttgarter Öffentlichkeit, den Lesern der Stuttgarter Nachrichten teilen und somit verarbeiten lassen. Vielen Dank, Stuttgart.

Nach dem, sagen wir mal: Ausfall Xavier Naidoos als deutscher Vertreter beim Eurovision Song Contest (ESC) konnte es nur einen logischen Nachfolger geben. Tausende hatten für diesen bereits eine Petition unterzeichnet, als der große Schock folgte: Der NDR hatte Die Kassierer auf seiner Liste der zehn nominierten Künstler für den ESC-Vorentscheid vergessen. Oder bewusst übersehen. Am Freitag im Jugendhaus Hallschlag folgte die Trotzreaktion: Die Kassierer ließen’s krachen.

Ein dickeres Fell besitzt keiner

Wölfi, der Sänger, eigentlich mit dem Namen Wolfgang Wendland in die Welt entsandt, zeigte sich bereits nach dem zweiten Song splitterfasernackt. Wenig später kam er seinem Bildungsauftrag nach. Man wolle auf alternative Ernährungsmethoden hinweisen und spiele daher den Song „Blumenkohl am Pillemann“. Gemüse läuft halt immer.

Die Herren im Publikum präsentierten ihren blanken Oberkörper, während der Frontmann häufig textilfrei über die Bühne stiefelte. Hits wie „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ und „Mein Glied ist zu groß“ führten zu Masseneskalationen. Bierbecher, die Wendlands Antlitz touchierten oder an seiner Wampe abprallten, ignorierte er gekonnt.

Was blieb ihm auch übrig? Ein dickeres Fell besitzt jedenfalls keiner. Beim ESC würden Die Kassierer vermutlich besser abschneiden als viele zuvor. Allein: Den Verantwortlichen fehlt der Glaube.