Die bisherigen Markierungen der Fahrradstraße reichen offenbar noch nicht aus, um die Autofahrer auf die Rechte der Radfahrer aufmerksam zu machen. Foto: Ines Rudel

Manche Kreuzung der Esslinger Fahrradtangente, der Hindenburgstraße, hat sich zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt. Jetzt will die Stadt gegensteuern.

Esslingen - Die Bilanz lässt sich erklären, damit abfinden will sich in Esslingen aber niemand. Denn seit die Stadt im Jahr 2015 die Hindenburgstraße zwischen der Friedrich-Ebert- und der Entengrabenstraße auf einer Länge von fast zwei Kilometern zur Fahrradstraße gemacht hat, nutzen deutlich mehr Radfahrer als früher – im Schnitt 1300 pro Tag – die direkte Verbindung von Oberesslingen in die Innenstadt. So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass seither die Zahl der Unfälle in der Hindenburgstraße zwar nicht gestiegen ist, aber deutlich mehr Fahrradfahrer als vor 2015 daran beteiligt waren.

So hat sich die Kreuzung Olgastraße/Hindenburgstraße, an der es früher nur ganz selten Kollisionen gab, in den vergangenen drei Jahren mit acht Unfällen, an denen Radfahrer beteiligt waren, zu einem richtigen Unfallschwerpunkt entwickelt. Auch an den Kreuzungen mit der Georg-Deuschle-Straße und der Reutlinger Straße hat es spürbar mehr Unfälle mit Radfahrern als früher gegeben.

350 000 Euro für bessere Markierungen

Im Rahmen des Maßnahmenpakets zur Stärkung des Radverkehrs in Esslingen hat die Stadt jetzt 350 000 Euro für die Verbesserung der Situation in der Hindenburgstraße zur Verfügung gestellt. Dieses Geld soll vor allem dazu genutzt werden, um möglichst bald Autofahrern optisch noch besser als bisher zu signalisieren, dass sie auf der Hindenburgstraße nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Konkret sollen alle Kreuzungsbereiche der Hindenburgstraße flächendeckend rot markiert werden. Zudem werden an allen Seitenstraßen, die zur Hindenburgstraße hinführen, im Kreuzungsbereich Stop-Schilder montiert. Auch werden Piktogramme mit dem Namen „Fahrradstraße“ in den Farben Blau und Weiß auf die Straße aufgebracht. Zudem wird es eine durchlaufende und breite Randmarkierung geben, die einen deutlichen Abstand zu den Parkplätzen hält. Weil das nach aktuellem Stand nicht überall möglich ist, werden voraussichtlich 10 bis 14 Parkplätze in der Hindenburgstraße wegfallen. Auch für den Anfang und das Ende der Fahrradstraße, also am Einmündungsbereich zur Kiesstraße und zur Schorndorfer Straße, plant die Stadt optische Verbesserungen.

Diagonalsperren sollen die Autos bremsen

Den Unfallschwerpunkt an der Kreuzung zur Olgastraße will die Stadt dadurch beseitigen, dass dort – wie zuvor schon an der Kreuzung zur Friedrich-Ebert-Straße – eine sogenannte Diagonalsperre eingebaut wird: Die Autofahrer können dann die Hindenburgstraße nicht mehr queren, sondern müssen in sie einbiegen. Das soll verhindern, dass sie ungebremst geradeaus über die Hindenburgstraße fahren. Insgesamt sieht sich die Stadt mit der Ausweisung der Hindenburgstraße als Fahrradstraße, auf der Radfahrer nebeneinander fahren dürfen, an allen Kreuzungen Vorfahrt haben und auf denen Autofahrer maximal Tempo 30 fahren dürfen, auf einem guten Weg. Schließlich ist es das erklärte Ziel des Esslinger Oberbürgermeisters Jürgen Zieger, den Anteil des Radverkehrs in Esslingen am verkehrlichen Gesamtaufkommen von aktuell eher mageren sieben Prozent bis zum Jahr 2025 auf 15 Prozent zu steigern.

Damit dieses ehrgeizige Ziel jedoch erreicht wird, sind noch zahlreiche Verbesserungen im Radverkehrsnetz notwendig. In diesem Jahr sollen deshalb auch ein gemeinsamer Rad- und Fußgängerweg entlang des Hengstenbergareals bis zur Mettinger Straße geschaffen und der Rad- und Gehweg zwischen dem geplanten Hochschulneubau und dem Stadtwerkegelände verlegt werden.

Zudem wird die Entwicklung des von der Landesregierung forcierten Radschnellwegs Neckartal die Fachleute intensiv beschäftigen. Auch vom Ersatzneubau für die Rossneckarbrücke sollen die Radfahrer in Esslingen noch in diesem Jahr profitieren können.