Auch Stuttgarts OB Fritz Kuhn (links) und Verkehrsminister Winfried Hermann sind enttäuscht. Foto: www.7aktuell.de | Florian Gerlach

Entsetzt und enttäuscht blickten die Grünen-Anhänger im Schlesinger auf die Leinwand mit der Prognose von der Bundestagswahl. Der Traum vom Richtungswechsel in Berlin ist geplatzt: Die Grünen wurden abgestraft.

Stuttgart - Entsetzt und enttäuscht blickten die Grünen-Anhänger im Schlesinger auf die Leinwand mit der Prognose von der Bundestagswahl. Der Traum vom Richtungswechsel in Berlin ist geplatzt: Die Grünen wurden von den Wählern abgestraft. Von Wahlparty kann am Sonntagabend dann auch keine Rede mehr sein. Auch die Hoffnung der Basis auf ein besseres Ergebnis in Baden-Württemberg mit dem beliebten Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann schwindet schnell. „Das ist jetzt erstmal eine Enttäuschung, die wir verarbeiten müssen“, sagt Gemeinderat Jochen Stopper. „Kretschmann hat ja vor den steuerpolitischen Plänen gewarnt, das konnte er in Baden-Württemberg auch nicht drehen“, sagt Stopper zum Landesergebnis.

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Bundestagskandidatin Birgitt Bender muss die Niederlage ohne Beistand von Cem Özdemir verkraften. Eine Bildtelefonverbindung zu ihm nach Berlin scheitert zunächst an der Technik, Özdemir ist zwar zu sehen, aber nicht zu hören. Plötzlich hält er ein handbeschriebenes Pappschild in die Kamera: „Danke! Bei diesem Ergebnis musste ich leider in Berlin sein!“ Dafür erntet Özdemir Applaus.

Als das Gespräch dann doch zustande kommt und sich der Bundesvorsitzende, kaum noch zu verstehen, in Betrachtungen über die Bundespolitik verliert, erlahmt das Interesse, man wendet sich den Nebensitzern zu. „Hi, Biggi“, ruft einer, „wie geht’s dir?“ „Schlecht“, sagt sie. Nicht mal die Niederlage der FDP hebt ihre Laune.

Die 20 Jahre alte Erstwählerin Natalie hatte ihre Zweitstimme den Grünen gegeben. „Die Grünen waren nach dem TV-Duell von Steinbrück nur noch Nebenschauplatz“, sagt die enttäuschte Studentin aus dem Enzkreis. Der Vorschlag für den Veggie-Day und die Pädophilie-Debatte hätten auch geschadet. Vor allem dem zweiten Punkt stimmen viele der Grünen-Anhänger hier zu.

Abgestraft wurden die Grünen im Bund, im Land und auch in Stuttgart

Einige gehen schon eine Stunde nach der Prognose wieder nach Hause. So auch Hanspeter Sutmar. „Meine schlimme Erwartung, dass es zu einer großen Koalition kommt, wird immer wahrscheinlicher“, sagt Sutmar. Wenig überrascht zeigt sich Haris Kidwaii, der seit 25 Jahren Grünen-Mitglied ist. „Es war zu erwarten, weil die Schwerpunkte der Grünen falsch gewählt wurden.“ Kidwaii meint vor allem die Steuerpläne.

Abgestraft wurden die Grünen im Bund, im Land und auch in Stuttgart. Nach den ersten Zahlen war klar, dass Grünen-Chef Cem Özdemir das angepeilte Direktmandat verpasst hat. „Ich gratuliere Stefan Kaufmann von der CDU zum Direktmandat. Gegen den Merkel-Bonus und den Bundestrend war schwer anzukommen“, räumte Özdemir ein.

Wachgerüttelt hat das Ergebnis im Land Verkehrsminister Winfried Hermann. „Wir müssen zukünftig mehr darum werben, dass sie bei uns bleiben“, sagt Hermann über die Wähler im Südwesten. Intensive Diskussionen im Landesverband kündigt die enttäuschte Grünen-Landeschefin Thekla Walker in Baden-Württemberg an. Das Einzige, was bei den Südwest-Grünen nach der bitteren Niederlage. 

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