Bundesweit werden täglich rund 750 Wildunfälle gemeldet, allein im Kreis Esslingen hat es im vergangenen Jahr 560 Mal gekracht – erst kürzlich wieder auf dem Schurwald. Die Polizei mahnt zur Vorsicht – auch dort, wo keine Schilder vor Wildwechsel warnen.
Für viele Autofahrerinnen und Autofahrer ist es ein Albtraum: Man ist frühmorgens oder am Abend mit dem Auto unterwegs, durchquert ein Waldgebiet – und plötzlich kreuzt ein Tier den Weg. Längst nicht immer geht das glimpflich ab: Allein im Kreis Esslingen hat die Polizei im vergangenen Jahr 560 Wildunfälle registriert.
Auch in diesem Jahr kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, zuletzt vor einigen Tagen auf der Landesstraße 1150, wo ein ausgewachsenes Wildschwein einer 55-Jährigen vor das Auto lief – die Frau wurde schwer verletzt. Fälle wie dieser sind für die Polizei Grund genug, vor Wildunfällen zu warnen und Autofahrer auf das richtige Verhalten hinzuweisen.
„Wo Wald und Wiese sind, ist auch Wild“
Jeder Unfall, bei dem es zu einer Kollision mit so genanntem Haarwild, also Reh, Hirsch, Wildschwein, Hase, Dachs, Fuchs, Waschbär oder ähnlichen Tieren kommt, wird von der Polizei als Wildunfall verzeichnet – bundesweit werden jeden Tag rund 750 Fälle gemeldet. Solche Unfälle sind über den Landkreis verteilt, besondere Unfallschwerpunkte kann Polizeisprecher Michael Schaal nicht feststellen. Er mahnt generell zur Vorsicht: „Verkehrsteilnehmer müssen jederzeit mit kreuzendem Wild außerhalb geschlossener Ortschaften rechnen. Überall, wo Wald und Wiese sind, ist auch Wild. Das sollten Verkehrsteilnehmer immer bedenken.“
Beim Blick in die Unfallstatistik sieht Michael Schaal aber zumindest ein Stereotyp: „Wir können sagen, dass viele Unfälle vermehrt in tiefdunkler Nacht oder am frühen Morgen passieren, weil die Tiere dann zur Äsung vom Wald auf die Felder ziehen und danach wieder den Schutz des Waldes aufsuchen. Wenn die Dämmerung in Zeiten fällt, in denen wie etwa im Berufsverkehr ohnehin mehr Fahrzeuge unterwegs sind, gibt es auch mehr derartige Unfälle. Das zeigt sich immer wieder im Frühjahr und Herbst.“
Vorsicht bei neuen Straßen durch Waldgebiete
Viele Autofahrerinnen und Autofahrer fragen sich, was sie tun können, um Wildunfälle zu vermeiden. Der Polizeisprecher verweist auf die Empfehlungen des Deutschen Jagdverbands. Der DJV rät generell zu reduzierter Geschwindigkeit entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder. Besonders gefährlich seien neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehalte.
Die größte Gefahr droht nach Erkenntnissen des Jagdverbands in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel. Sieht man ein Tier bereits am Straßenrand stehen, sollte man die Scheinwerfer abblenden, hupen, bremsen und das Lenkrad festhalten – vor allem sollten unkontrollierte Ausweichmanöver vermieden werden. Und weil ein Tier nach den Erfahrungen der Jäger selten allein kommt, sollten Autofahrer stets mit Nachzüglern rechnen.
Doch manchmal verhindert alle Vorsicht nicht, dass es trotzdem kracht. Nach einem Zusammenstoß mit einem Tier müssen Autofahrer sofort anhalten, die Warnweste überziehen und erst mal die Unfallstelle mit Warnblinklicht und Warndreieck absichern. Danach gilt es, die Polizei zu informieren und mitzuteilen, wo der Unfall passiert ist und ob das betroffene Tier verletzt, tot oder geflüchtet ist. Verletzte Tiere dürfen keinesfalls berührt werden, um Schmerzreaktionen, Bisse, Tritte oder die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden.
Unfallstellen rasch absichern
Totes Wild sollte an den Straßenrand gezogen werden. Weil nicht auszuschließen ist, dass das angefahrene Tier erkrankt ist, sollten dazu Schutzhandschuhe angezogen werden. Ist das Tier zu groß oder zu schwer, müssen zumindest Unfallstelle und Hindernis abgesichert werden. Das angefahrene Tier darf keinesfalls mitgenommen werden – das wäre Diebstahl. Flüchtet das angefahrene Wild, sollte man sich den Fluchtweg merken. Das erleichtert dem Förster die Suche.
Um auf drohende Gefahren hinzuweisen, schildern die Verkehrsbehörden Strecken, auf denen Wildunfälle zu befürchten sind, vorsorglich aus. „Verkehrsteilnehmer sollten aber nicht nur auf den Straßen, auf denen durch das Verkehrszeichen ‚Wildwechsel’ gewarnt wird, mit kreuzendem Wild rechnen, sondern immer, wenn sie außerhalb geschlossener Ortschaften unterwegs sind“, gibt Polizeisprecher Schaal zu bedenken.