"So wahr mir Gott helfe", heißt der Satz, den Grundgesetz und

"So wahr mir Gott helfe", heißt der Satz, den Grundgesetz und Landesverfassung (Art. 64 bzw. 48) als Ergänzung der Eidesformel von Regierungsmitgliedern vorsehen. Dort steht aber auch: "Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden."

Regina Ammicht Quinn, Theologieprofessorin und neue Staatsrätin, hat am Mittwoch auf diese Formel verzichtet - und damit teils zustimmende, teils verständnislose Reaktionen geerntet. So meinte ein CDU-Mann: "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihr meine Stimme nicht gegeben."

Ganz anders Dieter Kleinmann, FDP-Abgeordneter und evangelischer Pfarrer. Er hat Ammicht Quinn nach der Vereidigung zu dieser Haltung gratuliert: "Ich hätte das auch so gemacht."

Kleinmann führt theologische Argumente an, die er aus dem Zweiten Gebot des Alten Testaments ableitet. Dort heißt es: Du sollst den Namen Gottes nicht vergeblich führen! "Das heißt für mich, man soll ihn auch nicht für weltliche Dinge benutzen. Ein Eid ist zwar wichtig, aber eben doch ein weltlich Ding", sagt der Pfarrer. Außerdem sei jedem gläubigen Christen klar, dass Gott ihm in der Not helfe. Das müsse man nicht betonen.

Theologische Argumente haben auch schon andere Politiker gegen die Formel ins Feld geführt - zum Beispiel der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder. Schon als niedersächsischer Regierungschef hat er darauf verzichtet und dies mit der Bergpredigt begründet. Dort heißt es: "Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder beim Himmel . . . noch bei der Erde."

Mitgeteilt hat Schröder dies auf eine Anfrage der Initiative Humanistische Aktion, die 40 Spitzenpolitiker nach ihrer Position zur Formel befragt hat - auch Angela Merkel, die heutige Bundeskanzlerin. Als Frauenministerin hatte sie 1994 so geantwortet: "Die Formel ,So wahr mir Gott helfe" macht uns Menschen bewusst, dass all unser Handeln und Bestreben fehlbar und begrenzt ist."

Und Ammicht Quinn? Sie sagt: "Das heißt nicht, dass ich kein frommer Mensch bin - im Gegenteil." Aber für sie passe der Zusammenhang zwischen dem richtigen moralischen Handeln und der Berufung auf Gott nicht zusammen. (Arnold Rieger)