Wenn die Deutschen gewinnen, wird die Fahne gezückt und der Autokorso kann starten. Foto: dpa

Die Fellbacher Polizei bereitet sich auf die Siegesfeiern vor allem der deutschen und italienischen Fans vor. Jetzt heißt es abwarten, wie weit unsere Jungs kommen.

Fellbach - Drei junge Damen in enganliegenden Deutschland-Trikots, die sich fahnenschwenkend weit aus dem Cabrio lehnen? Verboten! Jubelnde italienische Schlachtenbummler, die in grün-weiß-roten Trikots den Stuttgarter Platz blockieren? Verboten!! Menschenmassen, die den Stadttunnel zur Fanmeile umgestalten, auf dass kein Auto mehr durchkommt? Strengstens verboten!!!

Doch was heißt schon verboten in Sommern wie diesem – wenn Millionen Deutsche, Rei’gschmeckte, Migranten, Gäste vor den Fernsehschirmen sitzen und im anschließenden Siegestaumel offenbar nicht mehr anders können, als öffentliche Räume zur Partyzone umzugestalten und mit nächtlichen Hupkonzerten weniger Fußballverrückte aus dem Schlaf zu reißen.

Alles Balla, Balla – während der EM sind viele Regeln außer Kraft gesetzt

Oh Mann, alles Balla Balla! Fellbachs Revierleiter Klaus Auer zuckt mit den Schultern. „Das wird wie immer, wir haben ja Erfahrung mit solchen Ereignissen“, sagt der Polizeichef. „Wir müssen halt sehen, dass wir das Ganze halbwegs in vernünftige, geordnete Bahnen lenken.“ Anders ausgedrückt: Bei einem solchen Großereignis herrscht eben kollektiver Ausnahmezustand, da kann auch die Ordnungsmacht bei Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung nicht ganz so akkurat sein wie sonst.

Den Stuttgarter Platz etwa räumen, wenn Hunderte Fans dicht an dicht stehen – ausgeschlossen, selbst wenn man mit einer Hundertschaft anrücken würde. Und warum auch? „Unser Ziel ist eine friedliche Europameisterschaft“, sagt Auer. Das heißt aber nicht, dass die Polizei komplett die Augen verschließt. Wenn zu viele Autokorsos auf der üblichen Schleife, also Cannstatter und Stuttgarter Straße, unterwegs sind, werden Sperrungen errichtet – auf südlicher Seite an der Ecke Bruckstraße, im Norden auf Höhe der Ringstraße. „Wir setzen auf die Vernunft der Leute, schreiten aber ein, wenn wirklich Gefahr besteht.“ Schließlich gibt es auch in Fellbach einige Erfahrungswerte. „Einmal ist einer von der Piste geflogen“, spielt der Polizeichef auf einen Rollerfahrer an, der siegestrunken in einer Kurve die Kontrolle verlor und schmerzhaft auf dem Asphalt landete.

Die Übersicht mit allen Spielen der Europameisterschaft hängt natürlich auch an der Wand des Fellbacher Reviers

Bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2010 „gab es einen Fußmarsch durch den Stadttunnel“, erinnert sich Auer, seitdem aber nicht mehr. Wenn’s wieder so kommen sollte, „dann müssen wir den Tunnel für den Autoverkehr halt dichtmachen.“

Die Übersicht mit allen Spielen der Europameisterschaft hängt natürlich auch an der Wand des Fellbacher Reviers. Neuralgische Daten sind etwa dieser Sonntag, 11. Juni, ab 23 Uhr, oder Freitag nächster Woche am Nachmittag ab 17 Uhr – dann sind die Begegnungen der Deutschen (gegen die Ukraine) und der Italiener (gegen Belgien) vorbei – und bei erfolgreichem Ende strömen die jeweiligen Massen auf die Straße. „Die Italiener haben bei uns einen Schwerpunkt, warum auch immer, die kommen aus dem ganzen Rems-Murr-Kreis oder Stuttgart nach Fellbach.“ Klar, dass Auer da sagt: „Alles, was ich aufbieten kann, wird unterwegs sein.“ Das dürften mindestens ein Dutzend Beamte sein.

Der Polizist ist übrigens selbst auch Fußballfan

Der Polizist ist übrigens selbst auch Fußballfan. Sein Tipp: Deutschland wird schon eine Rolle spielen, „aber ich rechne nach wie vor schwer mit den Spaniern“.