Helen Mirren vor dem Klimt-Gemälde Foto: Verleih

Simon Curtis erzählt brav und ohne filmische Ideen die Geschichte des berühmtesten Gustav-Klimt-Gmäldes nach. Die Kamera ist fad, die historischen Rückblenden sind aufdringlich, die Charaktere bleiben allesamt farblos.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Die Frau in Gold"

Schauspielsuperstars in Minirollen in einen Film zu schmuggeln kann ganz großes Kino, ein spektakulärer Aha-Effekt sein. Zum Beispiel in dem Abenteuerfilm „Robin Hood – König der Diebe“ mit Kevin Costner, als kurz vor dem Abspann plötzlich Sean Connery in der Rolle des Richard Löwenherz durch den Wald stapft.

Moritz Bleibtreu ist allerdings kein Sean Connery und sein schelmisches Grinsen bei seinem Gastspiel als Gustav Klimt in „Die Frau in Gold“ sorgt weder für großes Kino noch für einen Aha-Effekt, sondern ist nur unfreiwillig komisch. Aber auch sonst geht in dem Film ziemlich viel schief. Simon Curtis, der schon im Jahr 2011 in „My Week With Marilyn“ brav eine wahre Begebenheit nacherzählt hat, arbeitet sich nun an der Geschichte von Gustav Klimts berühmtesten Gemälde „Adele Bloch-Bauer I“ ab.

Maria Altmann (Helen Mirren), die als Jüdin einst in der Nazizeit aus Wien fliehen musste, lebt in Los Angeles und ist die rechtmäßige Erbin des Klimt-Gemäldes. Doch der Staat Österreich verweigert die Herausgabe. Altmann bekommt allerdings Unterstützung von dem noch recht unerfahrenen US-Anwalt Randy Schoenberg (Ryan Reynolds) und dem österreichischen Journalisten Hubertus Czernin (Daniel Brühl). Es beginnt in mühsamer Weg durch die Instanzen. Und im Februar 2006 – Achtung, Spielverderber-Alarm! – zieht das Gemälde schließlich von Wien nach Los Angeles um.

Die Geschichte von „Adele Bloch-Bauer I“ taugt im wirklichen Leben als Lehrstück über den heutigen Umgang mit von den Nazis beschlagnahmter Kunst, führt exemplarisch vor, wie bis heute die deutsche und österreichische Vergangenheit nachwirkt, nicht verarbeitet ist. Ein filmischer Stoff ist die Geschichte deshalb aber nicht unbedingt. „Die Frau in Gold“ verheddert sich im Paragrafen-Dschungel des internationalen Rechts.

Curtis scheitert beim Versuch, den juristischen Streit im Stil eines John-Grisham-Thrillers und als Kampf David (Maria Altmann) gegen Goliath (die Republik Österreich) zu inszenieren. Eine solche Zuspitzung geben die Fakten aber nicht her. Und dass der Film stets so tut, als ob es stets nur um späte Gerechtigkeit, nicht aber auch ums Geld geht, ist zumindest ungenau: Vier Monate, nachdem Altmann das Gemälde zurückbekommen hatte, verkaufte sie es für 135 Millionen Dollar (106,7 Millionen Euro) an den Unternehmer Ronald S. Lauder.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Die Kamera ist fad, die historischen Rückblenden sind aufdringlich, die Charaktere bleiben allesamt farblos. Nicht jedes aufregende zeitgeschichtliche Ereignis hat auch das Zeug zu einem packenden Spielfilm. Und „Die Frau in Gold“ beweist letztlich nur eines: Wenn man dem wirklichen Leben die Filmdramaturgie überlässt, kann das Ergebnis ganz schön öde sein.

Unsere Bewertung zu "Die Frau in Gold": 2 von 5 Sternen - sicherlich kein Muss.

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