Die Filderklinik in Bonlanden besteht heuer seit 50 Jahren. Fast genauso lang gibt es im Krankenhaus ein durchaus anspruchsvolles Chor- und Musikprojekt. Nicht für die Patienten, sondern fürs Personal.
Schultern kreisen lassen, den Brustkorb weiten, atmen, die Gesichtsmuskulatur lockern, dann erfüllen weiche Vokale und harte Konsonanten den ganzen Saal. Es sind Einsingübungen für den Chor. So wie man sich vor dem Sport aufwärmt, tut man es auch vor dem Singen. Danach geht es direkt mit dem „Cum Sancto Spiritu“ los. Im Lauf des Abends werden mehrere Stellen von Joseph Haydns Großer Mariazeller Messe angestimmt, auch Cäcilienmesse genannt, ein etwa 70-minütiges Werk für Chor und Orchester. Gesang erklingt aus gut 70 Kehlen, und sogleich stimmen die Streicher ein. Ein bombastischer Klang erfüllt den Raum. Das Besondere: Hier sind keine Profis am Werk. Es ist vor allem Personal aus der Filderklinik Bonlanden, das nach Feierabend musiziert.
Das Krankenhaus besteht heuer im 50. Jahr. Fast genauso lang gibt es das interne Musikprojekt. Ärzte singen mit Pflegekräften, Medizintechniker spielen neben Kolleginnen aus der Verwaltung. Auch Ehemalige, Angehörige und Personen, die der Filderklinik nahestehen, machen mit. Die Leitung hat der Musiktherapeut Sebastian Weiss inne. „Das ist ein fester Bestandteil der Klinikkultur“, sagt er. Im Krankenhaus mit anthroposophischer Prägung hätten Musiktherapie, Tanz und Bewegung einen hohen Stellenwert, „es ist das Verständnis, dass Kunst dem Menschen guttut und sein Inneres anspricht“. Der künstlerische Anspruch ist laut Sebastian Weiss hoch, und das Ganze wird auch nicht nur im stillen Kämmerlein geübt. Jahr für Jahr gibt es Konzerte. Die Cäcilienmesse wird vornehmlich für Patientinnen und Patienten am 11. April im Festsaal der Filderklinik zu Gehör gebracht. Am 12. April ab 16.30 Uhr ist ein öffentlicher Termin im Nikolaus-Cusanus-Haus in Birkach, ein weiterer am 13. April ab 19 Uhr in der Liebfrauenkirche Bonlanden.
Unlängst hat der Förderverein der Filderklinik von der Bürgerstiftung Filderstadt 1000 Euro für das Musikprojekt erhalten. Jedes Jahr zeichnet die Stiftung Vorhaben aus, die Kinder und Jugendliche sowie Theater und Musik ins Zentrum stellen. Ebenfalls mit einer Zuwendung bedacht wurden der Förderverein Gutenhalde zur Realisierung des Theaters „In 80 Tagen um die Welt“ in der Waldorfschule, das evangelische Jugendwerk, Bezirk Bernhausen, für die Anschaffung eines Gruppenzeltes, der AK Warentauschtag für einheitliche Team-Arbeitskleidung, das evangelische Jugendwerk Bernhausen zur Realisierung von Aktionstagen zur Kinderbibelwoche sowie das evangelische Jugendwerk Plattenhardt für ein Traineeprogramm. In Summe 7000 Euro wurden ausgeschüttet für gemeinnützige Projekte sowie herausragendes bürgerschaftliches Engagement.
Die Auftritte finanziert der Chor durch Spenden und Eintrittsgelder
Sebastian Weiss freut sich über die Würdigung und die Finanzspritze. Für die drei anstehenden Konzerte bestehe ein finanzieller Aufwand im niedrigen fünfstelligen Bereich. Profi-Solisten, Technik, Saalmieten – das alles müsse bezahlt werden. Die Auftritte finanzierten sich durch Sponsoring, Spenden und Eintrittsgelder, den Rest trage stets der Förderverein. In den Augen des Musiktherapeuten ist das Geld gut angelegt. Fürs Klinikteam bringe das gemeinsame Musizieren enorm viel. „Was ich sehr wertvoll finde, ist die Verbindung, die jenseits der sozialen Rollen entsteht“, sagt er. Neben dem Laienchor mit -orchester gibt es in der Filderklinik auch eine Laien-Schauspielgruppe. Er sagt: „Das ist schon ziemlich einmalig, auch in dieser Konstanz.“