Stephan Wursthorn, Gerhard Fetzer, Klaus Fitzel, Pavel Patelkov, Elisabeth Knöpfle-Schäfer und Bob Lee (von links) bilden die Filder-Jazz-Freunde. Foto: Friedl/Friedl

Die Filder-Jazz-Freunde treffen sich gerne zum Improvisieren in Musberg, sie treten aber auch bei vielen Veranstaltungen auf.

An den winterlichen Abenden ist in Musberg nicht viel geboten. Die örtlichen Kicker etwa gönnen sich eine Trainingseinheit bei voll eingeschaltetem Flutlicht. Viel weniger kommunalen Strom benötigen dagegen die Musiker, die immer wieder im Alten Rathaus zusammenkommen. Die Energie, die hier vor allem freigesetzt wird, bringen sie selbst mit, schöpfen sie aus sich selbst heraus. Es sind Jazzer, die hier die Königsdisziplin ihres Genres pflegen: Die Improvisation.

Der Jazz und das Vereinswesen

Hier proben die Filder-Jazz-Freunde. Irgendwie klingt das nach Verein, und irgendwann mal war das auch ein Verein, doch dann hat er sich aufgelöst. Geblieben ist ein lockerer Verbund, der von Gerhard Fetzer nach wie vor gemanagt wird. Das passt ja auch nicht wirklich zusammen: Jazzer als Schriftführer oder Kassenwarte, die regelmäßig wegen irgendwelcher Regularien zusammenkommen. Jazzer sind Musiker, die sich schon gerne zusammentun, wenn sie sich für ein gemeinsames Projekt begeistern können. Aber sie gehen auch gerne ihre eigenen Wege, um Neues zu entdecken.

So ist es auch im Fall der Filder-Jazz-Freunde: „Die meisten machen auch noch in anderen Projekten mit oder sie geben Musikunterricht“, so Fetzer. Das bedeutet, dass sie dann tagsüber vor allem mit der genauen Erfüllung der Notentexte beschäftigt sind. Die Besetzung an diesem Abend ist insofern typisch: Da ist der Pianist Klaus Fitzel, der an der Musikschule Filum in Filderstadt unterrichtet. Der Trompeter Stephan Wursthorn leitet die Esslinger Bigband Hornblower. Der Bassist Pavel Katelkov spielt in einigen anderen Formationen. Bob Lee ist ein in der Schweiz geborener Schlagzeuger, der in seinem Berufsleben hier bei Neoplan gearbeitet hat, der musikalisch mal bei der Pepe-Lienhard-Band war, unter anderem einst die Hausband von Udo Jürgens, die ihn auf seinen Tourneen begleitet hat. Und Elisabeth Knöpfle-Schäfer, die Sängerin des Abends, ist Gesangslehrerin und leitet mehrere Chöre. Und Fetzer ist da auch stets dabei mit seinem Saxofon.

Die Freiheiten der Improvisation

An Abenden wie diesen in Musberg schätzen sie vor allem, dass sie auch mal frei von Publikumserwartungen ganz nach ihrem Gusto improvisieren können. Noten haben sie dennoch vor sich, doch da ist eben meist die einleitende Melodie verschriftet, zu der am Ende irgendwie wieder alle zusammenkommen. Und dazwischen sind vielleicht noch ein paar Besonderheiten notiert, die es zu beachten gilt. Ansonsten zählt eben die Improvisation, also das freie und spontane Spiel auf der Basis der vorgegebenen Akkorde, die im Jazz freilich viel mehr Freiheiten möglich machen als in anderen Musikrichtungen. Dass sich dies trotzdem gut zueinander fügt, hängt vom guten Einverständnis der Auftretenden ab, die eben genau merken, wenn die Solisten auf ihren Höhenflügen sind und wann sie in die Ausgangsmelodie zurückkehren. An diesem Abend gehen die Improvisationen freilich nicht ins Uferlose, dafür sorgt die Präsenz der Sängerin, die doch Melodiöses benötigt, um glänzen zu können.

Melodiös und modern

Dass es auch anders geht, belegt Fetzer mit Verweis auf das Repertoire: Da sind auch Stücke von Charlie Parker dabei, von John Coltrane oder von Miles Davis. Aber ob am Abend dann auch „Blue train“ erklingt oder „So what“, das hängt eben auch von den jeweiligen Besetzungen der Abende ab. Mit Sängerin gibt es auch viel zu jazzen, das sind dann eben eher Stücke mit mehr Melodie, etwa von George Gershwin, Cole Porter oder Duke Ellington. Und die sind dann auch weitläufiger bekannt wie etwa „I got you under my skin“, „Sentimental mood“ oder „Take the A-Train“.

Auftritte in Planung

Und das führt wiederum dazu, dass die Jazzfreunde zwar gerne unter sich sind und improvisieren, dass sie aber auch genauso gerne vor Publikum auftreten. Und aufgrund ihrer Erfahrung wissen sie dann eben auch, was gut zu welchem Anlass passt: Mal mehr oder weniger Improvisation, mal mehr oder weniger Gesang. Außerdem werden auch Jazzworkshops in Stuttgart und Umgebung angeboten, damit der Nachwuchs in Sachen Improvisation fit wird.

Öffentliche und private Auftritte

Auftritte
Am 1. Mai gibt es einen Auftritt im Waldheim Heslach, am 11. Juni einen Jazzfrühschoppen im Minigolf- und Tennispark Galilei am Wallgraben in Vaihingen. Weitere Auftritte sind geplant Mitte August bei Kultur am Park in Leinfelden sowie Mitte September beim Apfelfest im Pflanzenhof Vaihingen. Die Reihe Jazz-Karussell wird am 29. Oktober in der Echterdinger Zehntscheuer fortgesetzt. Im Laufe des Jahres kommen noch weitere Konzerte dazu, etwa im Haus Rohrer Höhe, zu Geburtstagen oder Jubiläen, was die Musiker oft selbst verabreden.

Lokal gesucht
Gerne würden die Jazz-Freunde in einer Lokalität in regelmäßigen Abständen Jazzabende veranstalten, etwa einmal im Monat oder alle zwei Wochen. Die Unkosten wollen die Musiker selbst bestreiten per Spendenkasse vor Ort.